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Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)

Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)

Titel: Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)
Autoren: Erin Kelly
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dass ich fruchtbar bin oder dass Rex es ist? Ich hatte in meinem ganzen Leben nie wirklich Angst, schwanger zu sein– nicht bei Simon, bei dem ich täglich meine Pille genommen habe, und nicht bei Rex, bei dem ich es unregelmäßig getan habe, obwohl wir monatelang ein, zwei- oder dreimal am Tag miteinander geschlafen haben. Rex war fast zwei Jahre lang mit der runden, gesunden Nina zusammen, und nichts ist passiert. Künftige Notsituationen lassen sich denken, und jedes Szenario ist grausiger als das vorige. Die am häufigsten wiederkehrende Befürchtung ist die, dass Alice oder ein später dazugekommenes Kind schwer krank wird und dass Tests dann erweisen werden, dass die Kinder nicht nur nicht zusammenpassen, sondern gar keine Geschwister sind.
    Während meine Familie schläft, kreisen diese Gedanken in meinem Kopf spiralförmig nach innen und drehen sich zu einem harten kleinen Kern der Angst zusammen. Ich bereue jetzt, dass ich es ihm nicht gesagt habe. Ich wollte das Beste für Alice, wollte, dass sie zwei lebende Eltern hat, die sie liebten. Und ich wollte das Beste für Rex und ihm etwas geben, wofür er leben konnte. Aber vielleicht hätte es genügt, wenn ich ihm gleich die Wahrheit gesagt hätte. Rex hat Ninas Kinder geliebt, als wären es seine eigenen gewesen, und Alice hätte er noch viel mehr in sein Herz geschlossen. Er hätte sie als Fortsetzung Bibas geliebt und als schönes kleines Mädchen aus eigenem Recht. Rex ist unfähig, seine Liebe zu begrenzen. Sie ist nachsichtig und opferbereit.
    Er tastet im Schlaf nach mir. Ob er jemals auch so daliegt, mir beim Schlafen zusieht und sich fragt, ob meine Lider über guten oder bösen Träumen zucken? Auch für ihn gibt es vieles, das ihn wach halten kann, und er hat seine eigenen Geheimnisse. Ob er mir je erzählen wird, was ihm im Gefängnis passiert ist? Ich schließe meine Finger um sein Handgelenk, wo die Haut dünn und glänzend ist. Ich glaube, ich könnte es nicht ertragen, es zu wissen.

ACHTUNDZWANZIG
    A uf der schmierigen Bahnhofstoilette wechselte ich Alices Windel und fütterte sie, damit sie sich von ihrer besten Seite zeigte, wenn wir zu Hause wären. Ab und zu verschlug es mir den Atem, wenn ich sah, wie unschuldig und verwundbar sie war. Wenn ich sie über meinen Unterarm legte, um sie zu wickeln, fühlte ich die winzigen Rippen, weich und biegsam wie Weidenzweige, unter meiner Hand. Das Fleisch auf dem kleinen Rücken war so weich, dass ich mich fragte, warum meine Hand keinen Abdruck darin hinterließ wie in einem Klumpen Kitt. Wenn ich sie im Arm hielt, spürte ich, wie meine eigenen Knochen sich härteten und meine Haut zäh wurde, und ich wusste, für sie würde ich so hart werden, wie dies nötig war.
    Vor dem Einsteigen fragte ich den Taxifahrer nach dem Fahrpreis. Es war alles Geld, das ich auf der Welt noch hatte. Sollte es ein Pfund mehr kosten, würde ich zu Fuß weitergehen müssen.
    Sie hatten eine neue Türglocke angeschafft, seit ich zuletzt zu Hause gewesen war. Ich drückte auf den Knopf und hörte eine unaufrichtige kleine Wiedergabe des Big-Ben-Läutens irgendwo im Haus. Meine Mutter öffnete die Tür mit Gummihandschuhen, die glitschig von Seifenlauge waren. Als sie uns sah, machte sie ein Gesicht, das aussah wie die Kinderzeichnung eines staunenden Menschen: Ihr Mund verwandelte sich in ein sorgsam mit Buntstift gemaltes O. Sie war starr vor Schrecken, als ich Alices Tuch ausbreitete, sie auf den Rücken legte und mit den Beinen in der Luft strampeln ließ. Sie zappelte in einer Serie von Schreckreflexen mit Armen und Beinen. Es war etwas Neues, einen Boden zu haben, der so sauber war, dass sie darauf liegen konnte. Mein Vater wurde von der Arbeit nach Hause befohlen, und dann packte meine Mutter meinen Rucksack aus. Die Außentasche enthielt mein Portemonnaie, meinen Pass und Alices Geburtsurkunde. Fast alles andere hatte etwas damit zu tun, Alice zu füttern, zu kleiden oder ihr die Windeln zu wechseln. Meine Mum zog Babysachen, Windeln und Waschtücher heraus. Erst als sie bei der Flasche und dem Reisesterilisator ankam, sprach sie wieder.
    » Stillst du sie nicht?«
    Ich schüttelte den Kopf. Darin drehte sich alles. Ich war nicht auf die Idee gekommen, dass ich Gespräche über Schwangerschaft und Entbindung würde führen müssen, in denen ich bluffte und eine Erfahrung vortäuschte, von der meine Mutter glaubte, dass wir sie jetzt gemeinsam hätten. Ich musste mir ein Buch kaufen und so bald wie möglich alles
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