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Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)

Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)

Titel: Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)
Autoren: Erin Kelly
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fotografierten. Ihre widerhallenden Stimmen und das Händeklatschen weckten Alice, und ich lief die Treppe hinunter, bevor ich Gelegenheit hatte herauszufinden, wie das Schreien eines Neugeborenen in einer Umgebung mit so scharfer Akustik klingen würde. Als ich auf der untersten Stufe war, spannte sie die Lunge an. Ein Blumenstrauß flog an meinem Ohr vorbei und landete zu meinen Füßen. Die Braut und ihre Freunde kreischten vor Lachen.
    Ich folgte dem Wegweiser an der Wand, der mir sagte, wo ich mein unumgängliches Verbrechen begehen musste.
    Die Standesbeamtin hieß Comfort Murphy. Sie trug ein marineblaues Kostüm mit einem kirschroten Anstecksträußchen am Revers. Ihr Haar war zu einer Frisur dressiert, wie die Queen sie trug, und ihre Stimme hatte eine ähnliche Behandlung erfahren: Ihre Vokale waren die einer niederen Aristokratin, aber sie verschluckte das H am Anfang und das G am Ende ihrer Worte.
    » Ich weiß noch, wie sie in dem Alter sind«, sagte sie. » In den ersten drei Monaten glaubt man, man wird verrückt, aber dann wird es tatsächlich besser.«
    » Sehe ich so schlimm aus?« Ich brachte ein Lachen zustande, und sie lachte mit. Eine Sekunde lang waren wir Verschwörerinnen, zwei Mütter an einem Tisch. Dann knallte etwas gegen die Tür hinter mir, und beinahe hätte ich die Kleine fallen lassen, weil ich dachte, die Polizei stürme herein, aber es war nur die Hochzeitsgesellschaft auf dem Weg hinaus auf die Straße. Es gab keinen Grund, weshalb jemand hinter mir her sein sollte. Sie war kein vermisstes Baby, und die Krankenhausunterlagen, die ich der Standesbeamtin zeigte, trugen meinen Namen neben der Eintragung » Weiblicher Säugling Clarke«. Sie schob die Dokumente hin und her, die uns für immer miteinander verbinden würden, und ich versuchte, die Ungeheuerlichkeit meines Tuns von mir abzuschütteln. Ich versuchte zu denken wie Nina; ich wusste, sie hätte es im Handumdrehen erledigt, sie hätte alles getan, um sich das Leben leichter zu machen und dem Waisenkind Sicherheit zu geben. Aber ich war nicht wie Nina. Ich war keine Regelbrecherin, kein freier Geist. Alice zappelte und sah mich an mit Augen, die erst in den letzten zwei Tagen gelernt hatten, sich zu fokussieren. Der Blick der Frau auf den nackten Ringfinger an meiner linken Hand war so diskret, dass er mir beinahe entgangen wäre.
    » Waren Sie zum Zeitpunkt der Geburt mit dem Vater des Kindes verheiratet, Miss Clarke? Denn Sie brauchen seinen Namen nur anzugeben, wenn das der Fall ist.«
    Ich schaute das Formular vor mir an. » Wenn ich Ihnen seinen Namen nenne, muss ich dann auch seine Adresse angeben?«
    » Ja, bitte. Seine Adresse zum Zeitpunkt der Geburt.«
    Der Stift lag glitschig in meiner Hand, als ich den Namen Rex Caspian Capel in das eine Kästchen schrieb und » Ihrer Majestät Haftanstalt, Brixton, London SW 2« in das andere. Wenn die Standesbeamtin Überraschung oder Missbilligung empfand, so ließ sie es sich nicht anmerken. Sie füllte die pergamentfarbene Urkunde vor mir mit einem altmodischen Füllfederhalter aus und schwenkte sie ein paarmal in der Luft hin und her, um die Tinte zu trocknen. Dann rollte sie sie zusammen, schob sie in ein Plastikrohr und gab sie mir. Sie umfasste meine Hände mit ihren und hielt sie ein paar Sekunden lang fest. Ihre Haut fühlte sich puderig und weich an.
    » Bewahren Sie die an einem sicheren Ort auf«, sagte sie. » Und viel Glück. Mit allem.«
    Er streicht mit der Hand über meine Hüften, die keine Schwangerschaft verbreitert, und den Bauch, auf dem keine Geburt je Dehnungsstreifen oder Narben hinterlassen hat, und er umfasst die Brüste, die vom Stillen niemals schlaff geworden sind. Mein Körper ist mehr oder weniger unverändert, und zu unser beider Überraschung und Freude hat er anscheinend gelernt, auf die Berührung seiner Hände immer besser zu reagieren, je länger er sie entbehren musste.
    » Lass uns Alice einen Bruder oder eine Schwester schenken«, sagt er, und sein Handballen liegt auf der Haut dicht über meinem Nabel. » Wir könnten eine richtige Familie sein.«
    Schauer rieseln durch meinen Körper. Wir schlafen ohne Verhütung miteinander– zum ersten Mal, seit er nach Hause gekommen ist–, und ausnahmsweise ist die Lust, die ich ihm zeige, nur teilweise echt. Es zeigt sich, dass mein Körper ihm treuer ist als ich selbst, denn er reagiert auf seine Berührung, obwohl meine Gedanken wild auf anderen Wegen unterwegs sind. Woher weiß ich überhaupt,
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