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Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)

Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)

Titel: Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)
Autoren: Erin Kelly
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beklemmende Stille, die sich immer mehr und immer enger um uns zusammenzog, je näher die Abschlussprüfungen rückten.
    Daran dachte ich an dem Tag, als ich sie kennenlernte, und ich beschloss, woanders zu promovieren, an einer schönen und alten Universität. Holztüren würde es dort geben und krumme Treppen, und die Zimmer hätten bleiverglaste, undichte Fenster. Von der düsteren Erkenntnis, dass dazu vielleicht ein gewisses Maß an Unabhängigkeitsstreben, vielleicht sogar Anstrengung meinerseits notwendig werden könnte, ließ ich mir den Spaß an diesem malerischen Tagtraum nicht verderben. Mit der Schulter stieß ich eine schwere grüne Brandschutztür nach der anderen auf und ging zum Aufzug.
    Im Flur davor war niemand außer einem Mädchen, das eine Mitteilung an das Schwarze Brett des Departments schrieb. Ich will sagen, sie schrieb sie buchstäblich mit einem dicken, roten Filzstift auf die von Stecknadeln übersäte Korkplatte. Sie hatte mir den Rücken zugewandt, und ich sah stumm zu, wie sie die Buchstaben malte. Ihre Bewegungen waren von sorgloser Anmut.
    gesucht: deutscher native speaker
für übersetzung und aussprache-übungen
    Sie hielt inne und betrachtete die Zeile. Das gab mir mehr Zeit, sie zu betrachten. Es war der Sommer, in dem es kein Entrinnen vor den Spice Girls gab. Die meisten Studentinnen an der Universität gelobten der einen oder anderen Sängerin modische Gefolgschaft und kleideten sich wie Clowns, wie Kinder oder wie Mädchen, die an der Kosmetiktheke arbeiteten. Das Mädel vor mir schien wie alle fünf gleichzeitig gekleidet zu sein. Sie trug eine Schlaghose aus violettem Knautschsamt, Laufschuhe mit Plateausohlen, mit denen sie ein kleines Stückchen größer war als ich, und ein glänzendes, enges Fußball-T-Shirt in den englischen Farben, das älter aussah als sie und ein Loch unter der Achsel hatte. Und sie hatte eine nagelneue Gucci-Handtasche aus gestepptem Leder und mit Goldketten anstelle von Trageriemen.
    ich bezahle – melden bei biba – vielen dank!!! xxx
    Biba. Ich rollte den Namen im Kopf hin und her und wünschte mir, sie würde sich umdrehen. Sie schob den roten Filzstift in die Tasche und wäre für immer aus meinem Leben hinausspaziert, wenn ich nicht, schockiert von ihrer Frechheit, halb nach Luft geschnappt und halb aufgelacht hätte. Die Vandalin drehte sich um und sah mich sarkastisch und übertrieben lässig an. » Was?«
    Das dunkle Gurgeln ihres Lachens machte mich augenblicklich zur Mitverschwörerin. Sie lächelte, und glasklare braune Augen funkelten unter schweren Lidern mit dichten, steifen Wimpern. Solche Augen hatte ich schon einmal gesehen, als Kind an einer Puppe. Um sie dazu zu bringen, diese Augen vollständig zu öffnen, dachte ich, würde ich sie auf den Arm nehmen, hochheben und ihren Kopf ganz nach hinten kippen müssen, damit sie ganz aufklappten.
    » Wirst du mich jetzt verpetzen, weil ich Universitätseigentum verunreinigt habe?« Ihr Tonfall machte klar, dass sie darauf vertraute, ich würde es nicht tun.
    » Nein«, sagte ich. » Ich wollte dich nur darauf hinweisen, dass niemand weiß, wie er sich bei dir melden soll, wenn du keine Nummer hinterlässt.«
    » Fuck …«, sagte sie, und wieder war mein Lachen ein Echo des ihren. » Solche Sachen vergesse ich immer.« Sie sprach wie eine BBC -Ansagerin aus den Fünfzigerjahren. Wenn Stimmen wirklich glockenrein klingen können, dann tat es ihre: eine kleine silberne Glocke, mit der man Dienstboten ruft, keine schwere, eiserne Kirchenglocke. Sie wühlte in ihrer Tasche nach dem roten Filzstift. Zerknüllte Papiertücher, warzig von altem Kaugummi, dümpelten an der Oberfläche wie weiße Pferde auf dem Meer.
    » Vielleicht kann ich dir helfen«, schlug ich vor, noch ehe sie die Kappe von dem Stift abziehen konnte. » Ich spreche fließend Deutsch.«
    » Du siehst nicht aus wie eine Deutsche«, sagte sie, was mich überraschte: Viele Leute in Nordeuropa hielten mich für eine Einheimische, schon bevor ich etwas gesagt hatte, und manchmal auch noch danach.
    » Ich bin auch keine«, sagte ich. » Was willst du übersetzt haben?«
    » Ich bin Schauspielerin«, sagte sie, als hätte ich das wissen müssen. » Ich spiele in einem Stück über eine Frau, die Nightclubsängerin in Deutschland ist. Das heißt, sie arbeitet als Nightclubsängerin, aber tatsächlich hat sie Amnesie, und in Wirklichkeit ist sie Italienerin– warum erzähle ich dir das alles? Der springende Punkt ist, sie haben
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