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Das Gestirn der Ahnen

Das Gestirn der Ahnen

Titel: Das Gestirn der Ahnen
Autoren: Edmond Hamilton
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voraus und führte ihn.
    Sie vermieden es, durch belebte Straßen zu gehen, sondern hielten sich an kleine Nebengassen, die zwischen Ruinen entlangführten. Dann näherten sie sich jedoch der Stadtmitte und konnten die großen Straßen nicht mehr ganz vermeiden.
    Vor ihnen klang eine Stimme durch das Dunkel. Fairlie blieb vorsichtig stehen, aber Aral winkte ungeduldig.
    Er schlich weiter und bemerkte, daß die Stimme aus einem der Häuser kam. Dann war er nahe genug, um verstehen zu können, daß in einem der Häuser eine Art Predigt gehalten wurde. Der Mann sprach über die Wahrheit.
    „Ihr werdet sie nicht in den Weiten des Himmels finden“, sagte er gerade. „Wir haben sie durchforscht, aber was haben wir dort entdeckt? Nur Sünden und den Tod in mannigfacher Form. Jetzt wissen wir, daß wir uns selbst erkennen müssen, um in uns die Wahrheit und den Sinn unseres Daseins zu entdecken.“
    Aral schien nachdenklich geworden zu sein. Sie warf Fairlie einen kurzen Blick zu und ging dann weiter, bis sie ein Fenster gefunden hatte, durch das sie in das Haus hineinsehen konnte.
    Leichtsinn, dachte Fairlie, aber dann stellte er sich doch neben sie.
    „Die Seele“, sagte die Stimme, „sie allein ist wichtig – nicht Raumschiffe, nicht Maschinen, nicht die anderen glitzernden Dinge, die wir einst verehrten. Nein. Das Verständnis unserer selbst, die Fähigkeit, unser Leben mit stiller Freude und Glück zu erfüllen – das ist das Ziel, dem alle unsere Anstrengungen gelten müssen. Wir müssen …“
    Fairlie sah, daß sich etwa dreihundert Männer in dem Raum versammelt hatten, um dort schweigend dem Sprecher zuzuhören.
    Der „Sprecher“ war eine winzige Silberkugel, die sich in einem Gehäuse drehte.
    „Das kennt doch jeder“, hatte ihm Aral erklärt, als er sie nach dem Lied gefragt hatte. Jetzt verstand Fairlie auch etwas, was ihn schon vom ersten Augenblick an in Erstaunen gesetzt hatte, als er Aral in den Ruinen begegnet war.
    Deshalb hatte sich die Sprache also kaum verändert. Sie hörten sich immer noch die alten Aufzeichnungen an, lernten immer noch aus den alten Reden, und deshalb hatte sich auch ihre Sprache nur geringfügig verändert.
    „… das wird in Zukunft unsere Stärke und Zuflucht sein“, sagte die Stimme, als sie über den Niedergang der Vanryn sprach. „Das wird unsere Hoffnung und unsere Erlösung sein. Wir sind wie Kinder gewesen und haben die Früchte unserer kindischen Taten geerntet.
    Das Leid hat uns die Augen geöffnet, und jetzt sind wir Männer geworden. Jetzt wissen wir den Unterschied zwischen wünschenswerten Dingen und denen, die wertlos sind. Wir haben den Unterschied erkannt, und das hat uns die Freiheit wiedergegeben.“
    Aral zupfte ihn am Ärmel. „Komm, bevor sie fertig sind.“ Sie führte ihn schnell weiter, aber jetzt schien sie ihrer Sache nicht mehr ganz sicher zu sein.
    „Hast du die Rede schon einmal gehört?“ fragte er sie vorsichtig.
    „Ich weiß sie auswendig. Ich habe immer darüber gelacht, aber das war, bevor euer Raumschiff kam. Die Llorn erschienen mir so unwirklich, so weit entfernt …“ Sie schwieg einen Augenblick und fügte dann hinzu: „Komm, sei doch nicht so unbeholfen!“
    Fairlie unterdrückte eine unhöfliche Bemerkung und folgte ihr. Er dachte immer noch über die Rede nach.
    Sie führte ihn unter einen engen Torbogen, sah um die Ecke und zog ihn vorsichtig an ihre Seite. Dann legte sie den Finger an die Lippen und deutete mit dem Kinn auf das gegenüberliegende Haus.
    Fairlie starrte es an.
    Es war etwa fünfzehn Meter von ihnen entfernt und unterschied sich durch nichts von denen, die es links und rechts umgaben – außer durch die Tatsache, daß vor ihm ein Mann auf einem Stuhl saß. Die Haustür war offen, die Fenster waren nicht vergittert.
    Nichts konnte einen Gefangenen daran hindern, das Gefängnis zu verlassen, außer dem Mann, der davorsaß. Er hielt eine Art Hacke in den Händen, die sich bestimmt dazu eignete, einen Menschen zu erschlagen.
    „Thrayn ist dort drinnen“, flüsterte Aral in Fairlies Ohr. „Du mußt nur Grahan beiseiteschaffen, wenn du ihn befreien willst.“ Dann fügte sie noch hinzu: „Grahan ist der Mann mit der Hacke.“
     

21.
     
    Ganz einfach, dachte Fairlie sarkastisch. Ich muß nur den Mann aus dem Weg schaffen. Gar keine Kunst.
    Er beobachtete Grahan, der ihm den Rücken zukehrte und der Tür gegenübersaß. Er schien groß und muskulös zu sein. Thrayn hatte es offensichtlich noch nicht
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