Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gesicht des Drachen

Das Gesicht des Drachen

Titel: Das Gesicht des Drachen
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
ablenken wollen.«
    »Und aus welchem Grund?«
    »Weil ich zu viel Wirbel gemacht habe.« Dellray trat vor, und Webley vom Außenministerium wich bis zur Wand zurück. »Weil ich mit dem SPEC-TAC Team arbeiten wollte. Die hätten den Geist kurzerhand ausgeschaltet und nicht so einen Eiertanz aufgeführt wie der INS. Verflucht, ich glaube, deshalb hat man ausgerechnet mich hinzugezogen - weil ich nicht das Geringste über Menschenschmuggel wusste. Und als ich mit Dan Wong einen Experten angefordert habe, der den Fall übernehmen sollte, wurde er plötzlich in ein Flugzeug nach Westen gesetzt.«
    Rhyme fasste noch einmal zusammen. »Fred musste gehen - damit Sie den Geist wie geplant loswerden konnten. Als Teil einer Vereinbarung zwischen dem Außenministerium und Ling in Fujian sollte er verhaftet und sicher aus dem Land geschafft werden.« Er nickte in Richtung des Flugzeugs. »Und genau so ist es ja auch gekommen.«
    »Ich hatte keine Ahnung, dass die Dissidenten ermordet werden sollten«, platzte es aus Peabody heraus. »Davon hat mir niemand was gesagt. Ich schwöre!«
    »Vorsicht«, murmelte Webley vom Außenministerium bedrohlich.
    »Es hieß lediglich, das Justizministerium müsse aus der Sache weitgehend herausgehalten werden, weil wichtige nationale Sicherheitsbelange auf dem Spiel stünden. Kein Mensch hat Geschäftsinteressen erwähnt, kein Mensch hat. «
    »Harold!«, fiel Webley vom Außenministerium dem schwitzenden Beamten schneidend ins Wort. Dann wandte er sich mit weitaus ruhigerer Stimme an Rhyme. »Hören Sie, falls - ich sage falls - auch nur ein Teil Ihrer Erklärungen zutrifft, muss Ihnen doch klar sein, dass es um weit mehr geht als bloß um diesen einen Mann, Lincoln. Die Tarnung des Geists ist aufgeflogen. Er wird keine Schiffe mehr versenken. Nach diesem Zwischenfall dürfte niemand ihn noch als Schlangenkopf anheuern wollen.« Der Diplomat klang jetzt ganz sanft und freundlich. »Aber wenn wir ihn zurückschicken, wird das die Chinesen erfreuen. Peking wird sich nicht in die Provinzen einmischen, und als Resultat wird die wirtschaftliche Lage der dortigen Bevölkerung sich am Ende verbessern. Und je größer der amerikanische Einfluss ausfällt, desto nachhaltiger können wir an der Reform der Menschenrechte mitwirken.« Er hob die Hände. »Manchmal müssen wir eben harte Entscheidungen treffen.«
    Rhyme nickte. »Sie wollen also sagen, dass bei diesem Fall die politischen und diplomatischen Interessen überwiegen.«
    Webley vom Außenministerium nickte. Es freute ihn, dass Rhyme die Lage der Dinge endlich begriff. »Genau. Zum Besten beider Staaten. Es ist ein Opfer, sicher, aber eines, das meiner Ansicht nach gebracht werden muss.«
    Rhyme überlegte kurz. Dann wandte er sich an Sachs. »Man könnte es als das Historisch Beispiellose Große Opfer zum Wohl des Volkes bezeichnen.«
    Als er diese sarkastische Äußerung hörte, verzog Webley vom Außenministerium das Gesicht.
    »Wissen Sie«, sagte der Kriminalist, »Politik und Diplomatie sind kompliziert. Aber Verbrechen sind einfach. Ich mag keine komplizierten Dinge. Also hören Sie gut zu: Entweder Sie übergeben uns den Geist, damit er in diesem Land vor Gericht gestellt werden kann, oder Sie lassen ihn nach Hause fliegen. Falls Sie Letzteres tun, werden wir öffentlich bekannt machen, dass Sie aus politischen und wirtschaftlichen Gründen einen mehrfachen Mörder unserer Justiz entziehen. Und dass Sie zu diesem Zweck sogar einen Anschlag auf einen FBI-Agenten verübt haben. Sie haben die Wahl. Es liegt bei Ihnen«, schloss er in herausforderndem Tonfall.
    »Wagen Sie es nicht, uns zu drohen. Sie sind bloß jämmerliche Stadtpolizisten«, sagte Webley vom Außenministerium.
    Aus den Lautsprechern erklang der letzte Aufruf für den Flug. Inzwischen hatte der Geist eindeutig Angst. Auf seiner Stirn standen Schweißperlen, und seine Miene war zu einer Maske des Zorns verzerrt. Er ging zu Webley, hob die Arme, sodass die Handschellen klirrten, und flüsterte wütend auf ihn ein. Der Bürokrat ignorierte ihn und wandte sich wieder an Rhyme. »Was wollen Sie denn schon publik machen? Niemand wird sich für eine solche Geschichte interessieren. Halten Sie das hier etwa für das beschissene Watergate? Wir schicken einen chinesischen Staatsbürger zurück in sein Heimatland, damit er sich dort wegen diverser Straftaten verantworten kann.«
    »Harold?«, fragte Rhyme.
    »Es tut mir Leid«, sagte Peabody kläglich. »Ich kann nichts daran
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher