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Das Gesicht des Drachen

Das Gesicht des Drachen

Titel: Das Gesicht des Drachen
Autoren: Jeffery Deaver
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Rhyme. »Nein, wir haben herausgefunden, von wem der Geist die Anweisungen und das Geld erhalten hat. Der Mann heißt Ling Shuibian.«
    Der Geist sah sich hektisch nach dem Abfertigungsschalter um.
    »Ich habe der Polizei in Fuzhou eine E-Mail mit Lings Namen und Adresse geschickt und hinzugefügt, dass ich ihn für einen der Partner des Geists halte. In der Antwort stand, ich müsse mich irren. Die Adresse sei ein Regierungsgebäude in Fuzhou und Ling ein Assistent des Gouverneurs von Fujian, verantwortlich für die Entwicklung der Handelsbeziehungen.«
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte Peabody.
    »Dass er ein korrupter Beamter ist«, lautete Rhymes schroffe Antwort. »Ist das nicht offensichtlich? Er und seine Leute verdienen an den Firmen entlang der Südostküste Chinas Provisionen oder Schmiergelder in Millionenhöhe. Wahrscheinlich ist der Gouverneur in die Sache eingeweiht,
    aber dafür habe ich keine Beweise. Jedenfalls noch nicht.«
    »Unmöglich«, warf Webley ein, klang dabei aber längst nicht mehr so entrüstet wie zuvor.
    »Keineswegs«, sagte Rhyme. »Sonny Li hat mir ein wenig über die Provinz Fujian erzählt. Sie ist schon immer unabhängiger gewesen, als es der Zentralregierung lieb war. Von allen chinesischen Regionen hat sie die engsten Verbindungen zum Westen und zu Taiwan- und sie verfügt über das meiste Geld und die aktivsten Dissidenten. Peking droht immer wieder, scharf gegen die Provinz vorzugehen, Firmen wieder zu verstaatlichen und die Schaltstellen der Macht mit eigenen Leuten zu besetzen. Wenn das passiert, ist das schöne Leben von Ling und seinen Jungs vorbei. Wie hält man Peking also bei Laune? Man bringt die lautesten Dissidenten zum Schweigen. Und wie lässt sich das besser bewerkstelligen als durch einen Schlangenkopf? Falls die Leute auf der Flucht in ein anderes Land umkommen, ist es schließlich ihre eigene Schuld, nicht die der Regierung.«
    »Und ihr Tod wird nicht einmal publik werden«, sagte Sachs. »Es ist einfach eine weitere Schiffsladung Verschwundener.« Sie deutete auf Webley vom Außenministerium. »Rhyme?«
    »Oh, richtig. Das letzte Puzzlestück. Wieso kommt der Geist frei?« Er wandte sich an Webley. »Sie schicken ihn zurück, um Ling und seinen Leuten in Fujian einen Gefallen zu tun. Um unsere Wirtschaftsinteressen nicht zu gefährden. In Südostchina wird so viel amerikanisches Kapital investiert wie nirgendwo sonst auf der Welt.«
    »Absoluter Blödsinn«, gab der Mann barsch zurück.
    »Das ist doch lächerlich«, sagte der Geist. »Die Lüge eines Verzweifelten. Wo ist der Beweis?«
    »Beweis? Nun, wir haben den Brief von Ling. Aber falls Sie noch mehr möchten. Wissen Sie noch, Harold? Sie haben mir erzählt, dass in der letzten Zeit auch noch andere Flüchtlingstransporte des Geists spurlos verschwunden sind. Ich habe in der Datenbank von Interpol die Aussagen der Angehörigen nachgelesen. Die meisten der Opfer waren ebenfalls Dissidenten aus Fujian.«
    »Das ist nicht wahr«, rief der Geist.
    »Dann wäre da noch das Geld«, sagte Rhyme und ignorierte den Schlangenkopf.
    »Geld?«
    »Das Honorar für den Transport. Als Sachs im Atlantik schwimmen war, hat sie hundertzwanzigtausend amerikanische Dollar und ungefähr zwanzigtausend alte Yuan gefunden. Ich habe einen Freund vom INS gebeten, einen Blick auf unsere Beweise zu werfen. Er.«
    »Wen?«, fragte Peabody streng. Dann begriff er. »Alan Coe? Es war Coe, oder?«
    »Ein Freund. Belassen wir es dabei.« Es handelte sich tatsächlich um Agent Coe, der den Tag darauf verwandt hatte, geheime INS-Akten zu stehlen, was ihn vermutlich den Job kosten und ihm vielleicht sogar eine Haftstrafe einbringen würde. Auf dieses Risiko hatte Rhyme während ihrer Unterredung angespielt - und Coe war damit einverstanden gewesen.
    »Das Geld ist ihm sofort aufgefallen. Er hat mir erzählt, dass Flüchtlinge die Anzahlungen ihrer Verträge mit den Schlangenköpfen niemals in Dollars leisten - weil es keine Dollars in China gibt, jedenfalls nicht genügend, um eine Überfahrt in die Vereinigten Staaten zu bezahlen. Sie zahlen immer in Yuan. Angesichts einer Gruppe von zirka fünfundzwanzig Passagieren hätte Sachs mindestens eine halbe Million Yuan finden müssen - als Anzahlung. Weshalb aber war nur so wenig chinesisches Geld an Bord? Weil der Geist praktisch nichts für den Transport verlangt hat - damit die Dissidenten auf seiner Todesliste sich die Fahrt überhaupt leisten konnten. Das Geschäft für den Geist
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