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Das Gesetz der Freiheit

Das Gesetz der Freiheit

Titel: Das Gesetz der Freiheit
Autoren: Charles Gray
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übelgenommen.“
    „Umgebracht hätte er mich.“ Auch Dell stand auf. „Und vielleicht tut er es auch jetzt noch.“
    „Meinen Sie nicht, daß der Ethische Kontrakt ihn daran hindert?“
    „Nur theoretisch“, rief Dell. „Letztlich ist der Ethische Kontrakt doch nur allgemein moralisch verpflichtend, es steht keinerlei Macht dahinter. Gewiß: der Arbeitnehmer soll seinen Arbeitgeber nicht bestehlen; der Geschäftspartner darf seinen Kompagnon nicht hintergehen; ein Wachtposten soll treu zu demjenigen halten, den er bewacht, oder zu der Gruppe, die ihn bezahlt. Wer gegen diesen Kodex verstößt, ist von einer anderen Gruppe niederzuringen und zu erledigen – oder wenigstens fühlbar zu bestrafen. Das Ganze beruht auf gegenseitiger Übereinkunft zwischen Wirtschaft, Wachkommando und Einzelwesen. Auf einen kleinen, harmlosen Diebstahl steht körperliche Züchtigung, auf Raub, Mord und sonstigen schweren Verbrechen steht der Tod.“
    Lassiter warf einen Blick auf seine Armbanduhr und streckte Dell die Hand entgegen. „Leben Sie wohl, Dell. Sollten Sie jemals in Schwierigkeiten geraten, dann wenden Sie sich vertrauensvoll an mich. Sie wissen wohl, wo ich zu finden bin: im Zentralarchiv, Abteilung Geschäftsieben.“
    „Vielen Dank. Ich will es mir gern merken. Aber sollte ich je Schwierigkeiten solcher Art haben, dann würden auch Sie mir nicht sehr helfen können.“
    „Auf Wiedersehen!“
    Sacht schwang die Tür ins Schloß zurück.
     
2. Kapitel
     
    Die Haus-Sprechanlage ließ ihren Summton erklingen, und nachdem Dell eingeschaltet hatte, hallte Benders scharfe Stimme durchs Zimmer.
    „Dell! Ich möchte gern etwas mit dir besprechen. Bist du im Augenblick allein?“
    „Ja.“
    „Ausgezeichnet. Dann komme ich sofort zu dir. In drei Minuten bin ich da.“
    Es war schon kurz vor zehn Uhr, als Bender die Tür aufriß und mit federnden Schritten hereinkam. Sein hageres Gesicht war gerötet, und in seinen harten Augen stand ein kaltes Glänzen. Er setzte sich, sprang aber sofort wieder auf, rannte zum Fenster hinüber und kam gleich wieder zum Schreibtisch zurück. In wachsender Verärgerung blickte Dell ihn an.
    „Nun setze dich doch bloß hin, sonst werde ich am Ende auch noch so nervös wie du! Was ist denn nur los? Pack doch endlich aus!“
    „Es geht um die Produktion, Dell!“ Bender folgte der Aufforderung und setzte sich wieder hin. Mit fahrigen Bewegungen wühlte er in seiner Jackentasche herum und brachte das geschnitzte Kästchen zum Vorschein. Als er es öffnete, verschüttete er vor Nervosität ein wenig von dem weißen Pulver. Mit einer wütenden Handbewegung holte er noch ein paar Körnchen aus der Dose und schnupfte dann das Gift von seinem Daumennagel ein.
    „Nun, ist dir jetzt wohler?“ Dell machte nicht den geringsten Versuch, Verachtung und Ekel zu verbergen.
    „Verdammt noch mal, Dell, du blödsinniger Bonbonlutscher!“ rief Bender aus. „Aber Schluß damit! Ich möchte jetzt mit dir über unsere Pläne für die Zukunft reden. Hör mal zu! Nachdem du nun endlich zur Vernunft gekommen bist und zugestimmt hast, daß wir unsere Erzeugnisse auf dem freien Markt verkaufen, ist es doch unbedingt notwendig, daß wir uns überlegen, was nun geschehen soll. Und da ist mir ein Gedanke gekommen. Wir steigern unsere Produktion bis an die Grenze des Möglichen, überschwemmen die ganze Stadt mit Kokain zu einem Preis, den wir so niedrig ansetzen, wie es nur eben möglich ist – wenn notwendig unter Selbstkostenpreis, und setzen alles daran, ein großes Bedürfnis zu wecken. Und wenn wir dafür gesorgt haben, daß möglichst viele Leute sich mit unserem Kokain eingelassen haben, fangen wir an, den Preis emporzuschrauben, und zwar mit der Zeit so hoch, wie wir es nur wagen können. Und wenn wir das geschafft haben, sind wir endgültig alle unsere Sorgen los.“
    Er unterbrach sich einen Augenblick, runzelte nachdenklich die Stirn und kritzelte Ziffern auf einen Notizblock, der vor ihm lag.
    „Wir müssen uns noch sehr sorgfältig überlegen, welchen endgültigen Preis wir festlegen. Er muß immerhin so niedrig sein, daß es nicht lohnt, das weiße Zeug zu schmuggeln und uns den Markt zu verderben; und so niedrig, daß wir die Ware nicht für den Durchschnittsverbraucher unerschwinglich machen; gleichzeitig aber muß er so hoch sein, daß wir den größtmöglichen Gewinn herauswirtschaften. Wenn ich es mir recht überlege, dann müßte der Preis so eingerichtet werden, daß jedermann etwas
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