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Das Gesetz der Freiheit

Das Gesetz der Freiheit

Titel: Das Gesetz der Freiheit
Autoren: Charles Gray
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davon!“ Bender fuhr halb aus seinem Sessel auf und ließ eine Hand schwer an den Griff seiner Pistole fallen. „Daß du mir nie mehr im Leben davon redest oder auch nur daran denkst! Ich bin nicht im geringsten verwandt mit dir, wir haben keinen einzigen gemeinsamen Vorfahren. Mein Vater hat den deinen in ehrlichem Zweikampf erschossen und dann deine Mutter aus purem Mitleid geheiratet. Als das geschah, waren wir beide, du und ich, schon groß; du warst ein paar Jahre alter als ich, und mein Vater hat dich zeitlebens mir vorgezogen.“
    „Das ist eine gemeine Lüge! Gewiß hat dein Vater mich gern gehabt, aber ich habe ihm niemals vergessen können, was er meinem leiblichen Vater angetan hatte.“
    Mit einem Ruck erhob sich Bender aus seinem Sessel und fing an, im Zimmer auf und ab zu gehen. Der Muskel hoch an seiner Wange zuckte, und in wildem Aufruhr der Gefühle biß er sich heftig auf die Lippen. Dell beobachtete ihn aufmerksam, und in seine Augen trat ein warmer, fast liebevoller Schimmer beim Anblick des jungen Mannes, der sich ganz offensichtlich in kaum noch erträglicher Hochspannung befand.
    „Nun setz dich doch wieder hin, Jeff!“ bat er freundlich. „Nimm noch eine Prise, falls dir der Sinn danach steht! Und beruhige dich endlich. Wir wollen doch jetzt auf keinen Fall Streit anfangen!“
    „Wie liebenswürdig du auf einmal bist, Dell! Verdammt, mußt du eigentlich so selbstgefällig und überheblich sein? Ich weiß wohl, was das Kokain aus mir macht – aber ich kann ohne das Pulver nun einmal nicht leben!“
    „Ich glaube es. Aber dann nimm doch etwas ein und höre endlich auf, so nervös herumzulaufen.“
    Bender blieb stehen. Er zitterte in kalter Wut am ganzen Körper. Seine Augen blitzten böse.
    „Ihr selbstgefälligen, eingebildeten kleinen Leute gefallt mir gerade! Ihr habt die Weisheit mit Löffeln gefressen und wißt ganz genau, was am Lauf der Welt schlecht und faul ist, wie? Ihr wißt alles besser, habt immer und zu allen Zeiten alles besser gewußt – aber, verdammt noch mal, woher wißt ihr das eigentlich? Woher weißt du denn alles besser, Dell Weston? Wie kannst du denn wissen, wie mir zumute ist, wie der ganzen weiten Welt zumute ist? Du hast doch niemals richtig gelebt; aufrecht, eingebildet und selbstgefällig sitzt du auf einem Thron, hüllst dich fest in den weiten Mantel deiner Eitelkeit und steckst bis über die Ohren voll Bedauern und Mitleid mit uns armen, kleinen Narren, die immerzu etwas tun, was sie eigentlich nicht tun sollten und dürften. Warum bist du denn bloß nicht bewaffnet, Dell? Warum hast du keinen Revolver bei dir? Etwa, weil du Angst hast, einen zu benutzen? Wer heutzutage keine Waffe trägt, Dell, ist nichts als ein erbärmlicher Feigling. Und genau das bist du, mein Junge: ein widerlicher Feigling.“
    „Setz dich wieder hin!“
    „Scher dich zum Teufel!“
    Mit einem Ruck sprang Dell aus seinem Sessel auf. Seine Gestalt duckte sich, die Augen wurden zu schmalen, böse funkelnden Schlitzen, er fühlte sein Herz wild schlagen, und eiskalte, hemmungslose Wut übermannte ihn.
    Bender starrte ihn verblüfft an; sein hartes, junges Gesicht verzerrte sich zu einem Grinsen, und die Hand fuhr zur Waffe in seinem Koppel.
    „Zurück, Dell! Mäßige dich! Zwinge mich nicht, dich zu töten!“
    Im gleichen Augenblick fiel die Waffe, die Bender herausgerissen hatte, polternd zu Boden. Mit einem blitzschnellen Hieb hatte Dell sie ihm aus der Hand geschlagen. Wutentbrannt schrie der junge Mann auf, während die Hand verzweifelt nach der zweiten Pistole tastete.
    Aber er kam nicht dazu, sie aus dem Gürtel zu reißen. Wieder schlug Dell zu. Mit flinkem Griff riß er die Pistole aus den kraftlosen Fingern und warf sie in hohem Bogen hinter sich.
    „Da hast du es, Jeff!“ stöhnte er. „Nun sage selbst, ob ich in deinen Augen noch immer ein erbärmlicher Feigling bin.“ Mit entschlossenen Schritten ging er wieder vor.
    Bender trat zu.
    Er kämpfte mit der Kraft eines Rasenden. Aber er hatte nicht die geringste Chance. Als Bender stöhnend am Boden lag, wurde die Tür aufgerissen, und die erschrockenen Gesichter der Wachmannschaft tauchten auf. Dell starrte sie verständnislos an, dann schien er zurückzufinden und deutete auf die Gestalt, die zu seinen Füßen lag.
    „Kümmern Sie sich um ihn, bitte! Ich gehe jetzt fort.“
    „Jawohl, Herr Weston. Wohin wollen Sie denn gehen?“ fragte einer der Wachtposten.
    Dell lächelte geistesabwesend. „Einen Revolver
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