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Das geheimnisvolle Tuch

Das geheimnisvolle Tuch

Titel: Das geheimnisvolle Tuch
Autoren: Werner Vehler
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noch einige Entschuldigungen, doch Schautin winkte ab: „Nicht ihr seid Schuld, sondern der Lauf der Geschichte. Sie geht ihren Weg. Wir können sie nicht beeinflussen. Unser Lebenspfad ist vorgezeichnet.“
    Vinc unterbrach seine hilflosen Versuche der Rechtfertigung: „Er konnte nicht durch die Unendlichkeit, weil sie durch einen Schutzzauber nicht zu passieren war. Nur Liberia kannte den Spruch. Er konnte den Abgrund nicht überwinden. Aber die Entdeckung der Höhle dürfte wohl auch sehr schlimm sein.“ Trotzdem konnte Vinc nicht unterlassen, doch noch einen Satz des Bedauerns anzufügen.
    Das mit Falten überzogene Gesicht der betagten Seherin straffte sich etwas: „Nein, nein, ist nicht so schlimm. Ich konnte noch rechtzeitig die Ykliten und die Miraten warnen, damit sie ihre Zugänge verschlossen. Ich bin froh, der feuchten Höhle entkommen zu sein. Ich spürte die Nässe schon in meinen Knochen. Hier bei Lombard geht es mir gut. Nur eines macht mir Sorgen. Die Abtrünnigen von ihm könnten zurückkommen und uns angreifen. Sie streunen immer noch durch die Wälder von Arganon“.
    „Was ist eigentlich aus den Rebellen um Lombard geworden?“, wollte Vanessa wissen.
    „Sie haben den Tyrannen vom Thron gejagt und die Menschen konnten in die Stadt zurückkehren.“ Sie lehnte sich erschöpft in den Stuhl zurück. „Hier ist es gemütlich. Eine innere Stimme befiehlt mir im Moment etwas. Ich soll euch rasch sagen, was ich in der Zukunft sehe.“
    Sie umfasste mit ihren knochigen Händen die Kugel und sah angestrengt hinein.
    „Der Aschenzauber hält nur eine gewisse Zeit. Fragt, was ihr wissen wollt.“
    Vinc begriff die Situation. Er hatte viele Fragen, aber er wusste durch die hastigen Sätze Schautins, dass er nur ein paar wesentliche stellen konnte: „Der Mondregenbogen. Wann können wir den sehen?“
    „In der Nacht der Eule. Wenn die Eule dreimal ruft, werdet ihr den Bogen sehen“. Sie wurde unruhiger: „Fragt noch schnell, sonst ist alles vorbei.“
    Vanessa wollte Vinc unterstützen, denn sie hatte Angst, er könnte unnütze Fragen stellen: „Wann schreit die Eule?“
    „Wenn der Mond am Himmel am höchsten steht und seinen vollen Umfang hat.“
    „Wo steht der Lebensbaum?“, wollte Vinc wissen.
    „Im Sumpf. Auf dem Weg, den ihr einmal zu mir gekommen seid und den der schwarze Magier benutzte, um auf die Erde zu kommen. Der im Schlosskeller endet“, antwortete die Seherin. Ihre Kräfte wurden immer schwächer, so sehr strengte sie die Gedankenübertragung mit der Kugel an.
    Vanessa fuhr eine Gänsehaut über den Rücken: „Das ist der Sumpf, wo diese Biester sind.“
    „Der Hütte nähert sich jemand. Ich muss wieder weg. Hütet euch vor...“
    Der Tisch sowie die übrige Einrichtung wurde schemenhaft und die Seherin verschwamm wie ein Luftgebilde und im selben Moment war wieder der alte Tisch und die wackligen Stühle im Raum.
    Langsam öffnete sich die Tür und in der Öffnung stand eine kaum erkennbare Gestalt.
    „Wieso seid ihr hier drinnen? Ich hatte doch die Tür abgeschlossen“, hörten sie Jim sagen. „Da ist ja auch mein Mädchen“, fügte er hinzu und trat zu Vanessa. Er wollte ihr über das Haar streichen, doch Vinc fing es mit einem Schlag ab.
    „Lass das, sonst . . .“ Er sprach nicht weiter, denn er sah sich Jim genauer an. „Du bist nicht Jim. Du bist Xexarus Sohn.“
    „Wer ist Xexarus?“, fragte der dürre Junge.
    Vinc war sich nicht sicher, ob es Jim oder der missratene Sohn des Magiers war, aber er wollte auch keine Antwort darauf geben.
    „Wo hast du denn die Tüte mit den Sachen, die du aus den Läd...“ Jim oder wer er auch war, unterbrach sich.
    „Woher weißt du ...“ Vinc konnte es nicht aussprechen, denn Jim rannte zur Tür hinaus.
    „Das war in der Tat der Sohn von Xexarus. Der musste im Zimmer gewesen sein, als ich euch den Brief vorlas oder er hat mich gesehen, als ich die Geschäfte abklapperte.“ Vinc erschrak. „So ein Mist. Ich habe die Tüte noch in der Wohnung liegen und das Fenster ist offen. Wir müssen vor Jim dort sein. Aber wie?“
    Er lief zur Tür und sah gerade noch, wie Jim mit dem Fahrrad den holprigen Waldweg entlang strampelte. Guter Rat war teuer.
    „Wir schaffen das nie“, sagte Tom und dachte jetzt schon mit Schrecken daran, den weiten Weg zu hasten oder gar im Dauerlauf zu bewältigen.
    Mutlos, aber so schnell sie konnten, eilten sie zu Vinc Wohnung.
    Er versuchte überhastet die Tür aufzuschließen, nur klappte es
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