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Das Geheimnis von Turtle Bay

Das Geheimnis von Turtle Bay

Titel: Das Geheimnis von Turtle Bay
Autoren: Karen Harper
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aufgewühlter See mit Unruhe, und es war bekannt, dass sie Menschen attackierten. Wie oft hatte sie selbst andere Leute gewarnt, nicht allein schwimmen zu gehen, sich nicht zu weit vom Ufer zu entfernen und hektische Bewegungen grundsätzlich zu vermeiden!
    Bree verfügte zwar über eine Trillerpfeife, aber wenn niemand in Hörweite war, wer hätte ihr helfen sollen? Vielleicht hätte sie mit dem Blitzlicht auf sich aufmerksam machen können, aber es würde ihr wertvolle Kraft rauben, wenn sie über längere Zeit die Lampe hochhielt. Widerstrebend ließ sie Blitzlicht und Kamera los und konnte nur hoffen, dass beides nahe dem Wrack auf dem Meeresboden liegen blieb, damit sie es später holen konnte. Nein, damit sie und Daria das tun konnten. Die Kamera war sündhaft teuer gewesen, und für sie hatten sie sehr, sehr viele Schiffsrümpfe von Muscheln befreien müssen.
    Das Bergungsunternehmen der Zwillinge hatte eine Zeit lang ums Überleben kämpfen müssen, aber in den letzten Monaten war es stetig bergauf gegangen. Sie hatten Aufträge erhalten, die von Unterwasserexpeditionen über die Wartung von Schiffsrümpfen bis hin zur Bergung von verlorenen Gegenständen oder gesunkenen Booten reichten. Die Arbeit mochte noch so anstrengend oder sogar gefährlich sein, sie und Daria liebten ihren Job trotzdem. Sie kannten den Meeresgrund vor der Südwestküste Floridas fast so gut, wie einer dem anderen vertraut war.
    Zu ihrer großen Überraschung und Begeisterung hatte die angesehene Kommission für einen sauberen Golf ihnen beiden – nicht aber ihrem größeren Konkurrenten auf der anderen Seite der Bucht – den Auftrag gegeben festzuhalten, wie sich die Tier- und Pflanzenwelt vor der Küste von eingeleiteten Giftstoffen erholte. Das gesamte Ökosystem vor Ort war durch die Überdüngung der Zuckerrohrfelder, durch den Verlauf der Schiffsrouten quer durch den Golf und durch eine generell zu hohe Einleitung von Schadstoffen schwer geschädigt worden.
    Um ihre Kräfte zu schonen, beschloss Bree wieder zu tauchen, damit sie sich unter Wasser so weit wie möglich dem rettenden Ufer nähern konnte, um dann ihre Sauerstoffflasche und den Bleigürtel zurückzulassen und den Rest der Strecke an der Wasseroberfläche weiterzuschwimmen. Auch wenn sie nirgends ein Boot entdecken konnte, war vielleicht näher am Ufer eines unterwegs in Richtung Hafen, das Bree an Bord nehmen würde. Sie tauchte tief genug unter, bis der Wellengang nicht mehr so stark zu spüren war.
    Der Golf von Mexiko war in der Gegend vor Naples, Marco Island und Turtle Bay ein flaches Gewässer, jedenfalls wenn man ihn mit dem Atlantik verglich. Der Grund war bis weit ins Meer hinaus fast gleichmäßig tief, denn nach dem ersten steileren Abschnitt fiel der Boden auf einen Kilometer nur etwa gut einen halben Meter ab und wurde hier und da von einer Felserhebung oder einem künstlichen Riff unterbrochen. Aber gerade wegen dieser geringen Tiefe konnte sich die Strömungsgeschwindigkeit schnell und heftig ändern. Bree war auf den Wetterumschwung aufmerksam geworden, da ringsum Sand und Schlick aufgewirbelt wurden. Obwohl sie heute viele, gut ausgeleuchtete Nahaufnahmen gemacht hatte, war ihr die Trübung des Wassers nicht entgangen.
    Allen voran die Touristen aus dem „frostigen Norden“ – wie befreundete Taucher die Region bezeichneten – hielten das Wasser vor Naples für kein bemerkenswertes Tauchgebiet. Die Zwillinge dagegen hatten sich dort stets wohler gefühlt als in den vornehmeren Keys oder in der Karibik. Knapp fünf Meter Sicht in diesem Teil der Welt waren für manche Taucher eine große Enttäuschung, aber im Sommer war die See oft spiegelglatt und fast ohne Strömung. Dieser Abschnitt des Golfs war daher nicht von Tauchern bevölkert, und seine reichhaltige Fauna aus Barschen, Tarponen, Rochen, Meeresschildkröten, hübschen Muscheln und zu dieser Jahreszeit leider auch aus Haien schien nichts zu bedrohen.
    Die Zwillinge liebten den Golf auch, weil sie hier das Tauchen gelernt hatten. Die gesamte Region wirkte so unberührt, wenn man über die Tatsache hinwegsah, dass die Riffe künstlich angelegt waren. Doch wenn ihr Projekt nicht ein Umdenken bewirkte, dann stand die weitere Existenz der natürlichen Korallenriffe vor der gegenüberliegenden Golfküste auf dem Spiel.
    Aufgewirbelter Sand und Schlick waren inzwischen so dicht, dass Bree sich nicht sicher sein konnte, ob sie noch in der richtigen Richtung unterwegs war. Die meiste Zeit ließ
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