Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis von Turtle Bay

Das Geheimnis von Turtle Bay

Titel: Das Geheimnis von Turtle Bay
Autoren: Karen Harper
Vom Netzwerk:
draußen, wo sie allein war und allmählich von ihren Kräften verlassen wurde. O Gott, bring mich in Sicherheit. Und bring auch Daria in Sicherheit. Was ist geschehen? Daria, wo bist du?
    Eine Welle riss ihr eine Schwimmflosse weg, und sie musste die zweite ausziehen, wenn sie nicht im Kreis schwimmen wollte. Weiter, weiter. Zug, Zug, und durchatmen. Nur weg von dem Donner und den Blitzen, die sich ihr beharrlich näherten. Allmählich gelang es ihr, sich in eine Art Trance zu versetzen, die sie auch vom Joggen kannte. Aber gleichzeitig wurde ihr schwindlig.
    Der erste Blitz, den sie wahrnahm, traf das Wasser so dicht in ihrer Nähe, dass sie vor Schreck einen Schrei ausstieß und ihr fast der Schnorchel aus dem Mund rutschte. Ein Blick zur Seite lieferte ihr dann aber noch einen weiteren Grund zum Schreien. Neben ihr schwamm ein großer Bullenhai.
    Cole DeRoca war erschrocken darüber, wie schnell das Unwetter aufgezogen war. Normalerweise konnte man nach den nachmittäglichen Regenfällen über dem Golf die Uhr stellen, doch dieser Sturm war etwas anderes. Er war stark, wild und gefährlich. Auch wenn die auf seine Wünsche zugeschnittene Slup komplett aus Holz bestand, missfiel ihm der Gedanke, dass der Mast seines Boots das höchste Objekt weit und breit war. Immerhin war auf der Streamin ’ auch Kupfer und Messing verarbeitet worden, und jeder Seemann wusste, wie unberechenbar und tödlich Blitze überspringen konnten.
    Das Festland erreichen zu wollen, kam einem Himmelfahrtskommando gleich, also würde er Keewadin Island ansteuern und darauf hoffen müssen, dass er seine Slup später ohne Probleme vom Strand zurück ins Wasser ziehen konnte. Die Windgeschwindigkeit betrug gut fünfundzwanzig Knoten, der Sturm pfiff schrill durch die Takelage. Bei gutem Wetter gefiel es ihm, so schnell unterwegs zu sein, aber so …
    Zu seiner Verwunderung beschrieb sein Boot plötzlich eine so harte Wende, dass es fast umkippte, dann schlug es einen südlichen Kurs ein. Cole fühlte sich machtlos, als er an Bord hin und her geschleudert wurde. Eine Kabbelung? Ja, eine schmale, aber lebensgefährliche Kabbelung, die von dem Kampf zwischen Wind und Wellen verursacht wurde.
    Ein Stück weit ließ er sich mittreiben, so wie man es auch machen sollte, wenn man beim Schwimmen von einer Strömung überrascht wurde. Schließlich steuerte er wieder nach Norden, dann endlich schälte sich der lange beigefarbene Strand von Keewadin Island aus dem Grau des niederprasselnden Regens heraus. Cole holte das Schwert auf, als sich seine Slup dem Uferstreifen näherte. Da die Wellen ihn mit guter Geschwindigkeit vorantrieben, ließ er Großsegel und Fock los, doch sie begannen im Wind wie wild zu flattern. Sein erster Gedanke war, sich und das Boot zu retten, notfalls auch auf Kosten der beinahe neuen Segel.
    Als er sich dem Strand näherte, stellte er die Klampen quer, um die Fallleinen zu lösen, und begann an den Segeln zu ziehen, bis beide auf dem Deck landeten und dem Wind keinen Widerstand mehr boten. Er spürte, wie eine Welle den Bug der Streamin ’ traf, die das Boot hochdrückte und es mit einem dumpfen Knall auf dem Sand landen ließ. Das Heck wurde von weiteren Brechern getroffen.
    Wenigstens war es diesmal keine lebensgefährliche Kabbelung, sondern nur die Brandung, der sein Boot ausgesetzt war. Er sprang über Bord und landete in hüfthohem schäumendem Wasser, dann mühte er sich ab, den Bug herumzudrehen und das Boot noch ein Stück weiter an Land zu bringen. Donnergrollen und zuckende Blitze waren eine wortlose Aufforderung, das Wasser schnellstens zu verlassen.
    Cole liebte das Boot, das er zusammen mit seinem Vater gebaut hatte. Es war das einzige gewesen, bei dem er ihm hatte helfen können, bevor alles aus dem Ruder gelaufen war. Inzwischen vierunddreißig, war er seit seinem zwanzigsten Lebensjahr ganz auf sich allein gestellt, und er fühlte sich beim Segeln seinem Dad so nah wie zu keiner anderen Zeit. Seine Familie konnte auf fünf Generationen Bootsbauer zurückblicken, angefangen in Portugal, dann auf den Bahamas, weiter nach Key West, schließlich Sarasota und Naples. Bahamische Slups so wie diese hatte man früher überall in den Tropen benutzt, doch inzwischen waren sie eine vom Aussterben bedrohte Spezies. Er träumte oft davon, nicht länger das Innenleben von Yachten mit edlen Hölzern auszustatten, sondern sich als Bootsbauer zu versuchen. Es würde ihm große Freude bereiten, Bootstypen wie diesen wieder ins
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher