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Das Geheimnis von Turtle Bay

Das Geheimnis von Turtle Bay

Titel: Das Geheimnis von Turtle Bay
Autoren: Karen Harper
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Bewusstsein der Menschen zu rücken. In Amerika hatte die Wegwerfkultur auch schon auf den Schiffsbau übergegriffen. Sein Baby jedoch war für die Ewigkeit bestimmt, selbst wenn es in ein Unwetter geriet, das schneller aufzog als alles, was er bislang erlebt hatte.
    Er versuchte, mit seinen Sportschuhen auf dem weichen Sand Halt zu finden, während er mit beiden Händen das Heck umklammert hielt und schob. Die Streamin ’ glitt weiter den Strand hinauf, dann nahm er den Anker, achtete darauf, dass er nur das Tau berührte, nicht aber das Metall, und lief in geduckter Haltung über den Strand, um das Boot zu sichern. Die Schuhe voll Wasser und Sand begab er sich hinter eine Reihe Mangroven und hockte sich auf den Fußballen kauernd hin. Flach hinlegen durfte er sich nicht, da er nur so möglichst wenig Kontakt zum Boden hatte, falls der Blitz auf der Insel einschlug. Zum Glück war es ihm wenigstens gelungen, überhaupt ein Stück Land zu erreichen.
    Am liebsten hätte Bree die Augen geschlossen und einfach aufgegeben. Eine Gegenströmung erfasste sie, womöglich eine Kabbelung, die sie weiter von ihrem Kurs abbringen würde. Trotz der Angst vor ihrem gefährlichen Begleiter schwamm sie unverdrossen weiter. Sie hätte kurz stoppen können, um sich umzudrehen und zu sehen, ob sich der Hai dann vielleicht entfernte. Aber auch wenn sie so ihre Kräfte hätte schonen können, bestand das Risiko, dass die Strömung sie wieder auf die offene See trieb. Und wenn ein Blitz … oder der Hai …
    Eine schreckliche, archaische Angst erfasste sie, und am liebsten hätte sie sie laut hinausgeschrien, doch … was war das? Großer Gott, sah sie jetzt doppelt? Nein, da waren tatsächlich zwei Haie, zwei große graue Leiber mit weißem Bauch und spitzer, dreieckiger Rückenflosse. Der Neuankömmling war deutlich über zwei Meter lang, und jedes Mal, wenn er sich der Wasseroberfläche näherte, konnte sie seine kleinen schwarzen Augen erkennen, mit denen er sie beobachtete. Sie verharrte reglos im Wasser. War es vielleicht besser, wenn sie sich nicht rührte und sich stattdessen von der Strömung mitziehen ließ? Bullenhaie waren aggressive Tiere, und sie reagierten gereizt auf jede Art von Unruhe. Vielleicht würde die raue See die beiden Haie von ihr ablenken, wenn sie selbst sich ruhig verhielt.
    War das alles nur ein entsetzlicher Albtraum? Wenn ein Blitz sie traf oder die Haie über sie herfielen, dann würde man ihren Leichnam vermutlich niemals finden. War Daria dem gleichen Schicksal zum Opfer gefallen, das jetzt auf Bree wartete?
    Sie ließ sich eine scheinbare Ewigkeit von der Strömung mittreiben, und erst als die spürbar schwächer wurde, begann sie wieder in Richtung Land zu schwimmen – nach wie vor in Begleitung der beiden Haie. Bei jedem Zug und bei jedem Blick zur Seite rechnete sie unwillkürlich damit, in das Maul einer der zwei Kreaturen zu schauen. Gleichzeitig fürchtete sie, der nächste Blitz könnte sie treffen und sie bei lebendigem Leib schmoren.
    Plötzlich schien irgendetwas nach ihr zu greifen und sie durch die nächste Welle zu ziehen. Wieder eine Kabbelung? Einer der Haie, der sie gefasst hatte? Mit der Zunge drückte sie das Mundstück heraus und begann zu schreien.
    Vor ihren Augen und in ihrem Kopf explodierten blutrote Farben. Etwas Großes jagte auf sie zu. Dann versank um sie herum alles in Schwärze.

2. KAPITEL
    Cole war bis auf die Haut durchnässt. Der Wind peitschte ihn, der Regen prasselte auf ihn nieder und traf seine Schultern wie Nadelstiche. Jeder Donner schien die lange, schmale Insel zu erschüttern, und trotz dieses Höllenlärms konnte er deutlich ein Kreischen hören.
    Er hob den Kopf. Nein, das war nicht bloß der Sturm, der durch die Takelage seines Boots pfiff, das war mehr menschlichen Ursprungs …
    Blinzelnd warf er einen Blick um die dicht beieinanderstehenden Mangroven herum auf seine Slup. Zwar war die Streamin ’ von der Brandung in eine leichte Schräglage gebracht worden, aber sie schien nach wie vor unbeschädigt zu sein. Doch neben dem Rumpf lag etwas im Sand, fast so, als wäre der Bug mit jemandem kollidiert.
    In geduckter Haltung lief er über den Strand, um herauszufinden, was da angespült worden war. Als er es erkennen konnte, verschlug ihm die Entdeckung den Atem, und sein Herz raste noch schneller. Eine Frau – eine Frau, die aussah wie eine gestrandete Meerjungfrau!
    Nein, nein, natürlich nicht, korrigierte er sich, während er sich über die Unbekannte
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