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Das Geheimnis von Spooky Hill

Das Geheimnis von Spooky Hill

Titel: Das Geheimnis von Spooky Hill
Autoren: Ursel Scheffler
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kurz auf die Hupe, damit man auch im Schloss auf die neuen Hotelgäste aufmerksam wird.

    Eine etwas nach vorn gebeugte schlanke Gestalt im schwarzen Anzug tritt jetzt aus dem Schlossportal. Es ist Butler Moses.
    „Herzlich Willkommen auf Spooky Hill“, sagt er mit einer kleinen Verbeugung. „Darf ich Ihnen mit dem Gepäck behilflich sein?“
    Er lädt die Gepäckstücke auf eine Sackkarre, die an der Hauswand lehnt.
    Vor einem Eichentisch in der Hotelhalle bleibt der Butler stehen. Dort hängen an Eisenhaken die Zimmerschlüssel. Jeder hat als Schlüsselanhänger ein kleines Gespenst.
    „Soll es ein Zimmer mit oder ohne Spuk sein, Mr. Kugelblitz?“, fragt er so nebenbei, wie man anderswo fragt, ob es mit oder ohne Badewanne sein soll.
    „Mit Spuk natürlich. Mit viel Spuk!“, ruft Martin schnell. „Deshalb sind wir ja hier.“
    „Dann empfehle ich das Turmzimmer, junger Mann“, sagt der Butler und lächelt verständnisvoll.
    „Sind das viele Treppen?“, erkundigt sich Kugelblitz besorgt.
    „Schon. Aber keine Sorge: Zum Glück hat Lord Percys Vater einen kleinen Aufzug einbauen lassen. Er war gehbehindert!“
    Der Butler führt sie zu einer schmalen Lifttür, die zwischen zwei Ritterrüstungen in der rechten Wand der Hotelhalle verborgen ist. Dann fahren sie nach oben.
    „Wow!“, murmelt Martin erstaunt, als sie das Turmzimmer betreten.
    „Ein echtes Himmelbett!“ Er lässt sich rückwärts auf die Matratze plumpsen.
    „Dein Bett ist hier!“, sagt Butler Moses und drückt auf einen Knopf in der Wand. „Ein echtes Geheimbett.“ Lautlos öffnet sich die Schiebetür zum Nebenzimmer.
    „Eine Geheimtür! Echt stark!“, ruft Martin begeistert.
    „Dieses Schloss steckt voller Geheimnisse“, sagt der Butler und lächelt zufrieden. Seine neuen Gäste scheinen sich wohl zu fühlen.
    Er weist noch darauf hin, dass das Abendessen ab 19 Uhr in der Ahnengalerie serviert wird. Dann verschwindet er und lässt die beiden allein.
    „Ich hab ehrlich Hunger!“, sagt Martin, als sie eine halbe Stunde später beim Abendessen sitzen.
    „Die blasse Lady über uns sicher auch!“, schmunzelt Kugelblitz und zeigt auf das Porträt der Lady Wimmermore, das direkt über ihrer Suppenschüssel hängt. Das große Medaillon an ihrem Hals schimmert golden im Kerzenlicht.

     
    „Toll gemalt! Der Schmuck sieht aus wie echt!“, staunt Martin.
    „Sicher sehr kostbar!“, vermutet Kugelblitz.
    „In der Tat!“, bestätigt der Butler, der jetzt den Hauptgang serviert. „Das Medaillon gehört zum Familienschmuck der Lemons, der vor kurzer Zeit wie von Geisterhand verschwunden ist.“
    „Ob es heute Nacht wirklich spukt?“, fragt Martin, als sie nach dem Abendessen in das Turmzimmer zurückkommen.
    „Das will ich doch hoffen, sonst verlangen wir unser Geld zurück“, schmunzelt Kugelblitz.
    „Die Schiebetür lassen wir offen, damit die Geister mich nicht übersehen“, sagt Martin.
    Martin wird nicht enttäuscht. Kaum ist der zwölfte Schlag der Turmuhr verhallt, geht der Spuk schon los. Erst hört er nur ein fernes Heulen, Pfeifen und Wimmern.
    Aber schließlich knarrt eine Tür, und dann schwebt ein echter kopfloser Geist durch den Raum, gefolgt von einer phosphorgrünen Lady, die nach ihrem verschwundenen Baby jammert.
    Martin schlüpft mit weit aufgerissenen Augen bis zur Nasenspitze unter die Decke. Einen Augenblick lang überlegt er, ob er mit seinem Bettzeug zu seinem Onkel ins Himmelbett flüchten soll, der im Nebenzimmer tief und fest schläft. Aber dann findet er, dass er zu alt und zu mutig dafür ist.
    KK bekommt von dem ganzen Spektakel nichts mit. Schwere Arbeitswochen liegen hinter ihm.
    Er schläft wie ein Murmeltier und wacht auch nicht auf, als noch mal ein Geist ins Zimmer kommt.
    Im Gegensatz zu den beiden Vorgängern ist er leise. Im Schein des Mondlichts, das durch das Turmfenster fällt, erkennt Martin, dass er sich am Kleiderschrank zu schaffen macht. Er huscht noch zum Nachttisch von Kugelblitz.

     
    Dann zu Martin. Der presst die Augen zu und stellt sich schlafend. Leise knarren die Türangeln. Ein Stolpern. Ein leises Fluchen. Als Martin die Augen wieder öffnet, ist der Spuk vorbei.
    Irgendwie ist ein Gespensterschloss aufregender, als er es sich vorgestellt hat. Martin traut sich nicht mal zur Toilette, obwohl er dringend muss. Und so dauert es fast bis zum Morgen, bis er endlich einschlafen kann.
    „Nun, das war wohl Schwindel mit dem Spuk!“, brummt Kugelblitz am nächsten Morgen.
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