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Das Geheimnis von Mikosma: Geblendet

Das Geheimnis von Mikosma: Geblendet

Titel: Das Geheimnis von Mikosma: Geblendet
Autoren: Marion Forster-Grötsch
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möglich gehalten hatte, nach unten auf die Knie.
    Erst als das letzte Kind in die Hocke gegangen war, schellten mit einem lauten Zischen fünf rot-glühende Feuerbälle von oben herab, knallten gegen den Boden der Tribüne und hinterließen weiße, dichte Rauchwolken. Nachdem sich der Nebel verzogen hatte, ließ er den Blick frei auf fünf große, in schwarze Umhänge gehüllte Personen, die allesamt riesige, pechschwarze Hüte auf dem Kopf trugen. Jetzt trat eine davon aus der Mitte hervor, schritt an den Rand der Tribüne, hob den Kopf und blickte dann über die Reihen der Kinder hinweg. Leandra sah in die sanften Augen eines alten Mannes, dessen Gesicht ein langer weißer Bart schmückte. Er trug vorne auf der Spitze seiner Nase eine kleine Nickelbrille. Mit einem Ruck öffnete er die Arme, die er bisher zusammen mit seinem schwarzen Umhang eng an seinen Körper gedrückt hatte. Auf Leandras Lippen zeichnete sich ein erstauntes Lächeln ab, denn das Innere des Umhanges sowie das lange Kleid des alten Mannes zeigten den sich drehenden Planeten Erde, so als ob man von einem Raumschiff aus auf ihn herabblicken würde. Langsam und friedlich zog die Erde ihre Bahnen, während die Ozeane auf der Oberfläche im Licht wie blaue Kristalle funkelten. Mit einer kurzen Geste deutete der Magier an, sich zu erheben. Sofort entstand erneut ein lautes Raunen und Kichern. Der Zauberer öffnete langsam den Mund, holte tief Luft und blies sie kräftig heraus. Im Nu entstand ein heftiger Windzug , der den Kindern eiskalt gegen das Gesicht peitschte, und es ertönte wiederum dieser tiefe, ohrenbetäubende Ton.
    Sich nun der Ruhe gewiss, begann der alte Mann zu sprechen: »Ich darf euch herzlich auf dem Planeten Mikosma begrüßen. Verzeiht diese grobe und raue Geste, aber es ist wichtig, dass ich eure ganze Aufmerksamkeit genieße. Mein Name ist Terratus. Ich bin der Gründer dieses Planeten und seitdem oberster Magier im Gremium. Wie ihr unschwer erkennen könnt, tragen alle Kobolde, die euch begleiten, eine rote Feder im Haar«.
    Leandra ließ, wie andere Kinder auch, ihren Blick durch die Menge schweifen und stellte erst jetzt fest, dass das bunte Gemisch an Federn auf den Plattformen offensichtlich getrennt worden war. An der Seite eines jeden Kindes sah man die rote Feder, die der Kobold auf dem Kopf trug, herausspitzen. Leandra wandte sich wieder dem Magier zu, der sogleich weitersprach.
    »Die rote Farbe bedeutet, dass ihr das erste Mal nach Mikosma gereist seid. Deswegen habt ihr das Recht, eine genaue Einweisung unsererseits zu erhalten.«
    »Welche Bedeutung haben die gelben und blauen Federn und wo sind diese Kinder gelandet?«, flüsterte Leandra Erlas unauffällig zu.
    »Keine Sorge. Sie sind bereits in ihren Häusern. Wenn du ein zweites Mal nach Mikosma reist, erhältst du automatisch die gelbe Feder. Blau bedeutet, dass die Kinder schon seit Jahren Gast hier sind. Das ist für die Lehrerin, die euch unterrichtet, von enormer Wichtigkeit«, antwortete der Wicht mit vorgehaltener Hand. »Und jetzt höre bitte wieder Terratus zu.«
    »Die Lehrerin, die uns unterrichtet? Was soll das wieder bedeuten, Erlas?« wiederholte Leandra mit großen Augen.
    Erst als von links und rechts ein lautes »Pst« zu hören war und Erlas augenscheinlich keine Anstalten machte, ihr diese Frage zu beantworten, konzentrierte sie sich wieder auf den Redner.
    »Wir haben euch auf unseren Planeten geholt, weil ihr Probleme und Sorgen habt. Wir Magier kennen eure Ängste. Wir können diese widrigen Umstände leider nicht wegzaubern, aber wir können euch lehren, wie ihr diese Situationen besser verkraften könnt.«
    Diese Sätze erzeugten in Leandra eine solche Hoffnung, dass sie das Gefühl hatte, jemanden umarmen zu müssen. Ohne lange nachzudenken, drehte sie sich um und drückte ihren Hintermann fest an sich.
    »Bitte nicht so fest! Und außerdem mag ich keine Mädchen!«, krähte ihr das Bündel ins Ohr, dessen Hals Leandras Arme fest im Griff hatten.
    Leandra ließ sofort los, zog schnell ihre Arme zurück und trat einen Schritt beiseite. So konnte sie ihr Opfer unter Augenschein nehmen. In ihrer Freude hatte sie sich einen Jungen geschnappt, der einen Kopf kleiner war als Leandra. Unzählige Sommersprossen saßen auf seiner Nase, das braune Haar war tief ins Gesicht gekämmt und unter den zusammengepressten Brauen lugten rehbraune Augen hervor. Er sah Leandra angewidert an.
    »Haben mich alle guten Geister verlassen? Was habe ich mir denn
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