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Das Geheimnis von Mikosma: Geblendet

Das Geheimnis von Mikosma: Geblendet

Titel: Das Geheimnis von Mikosma: Geblendet
Autoren: Marion Forster-Grötsch
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Litanei aus Tipps fürs neue Schuljahr fort. Leandra spürte die bohrenden und vorwurfsvollen Blicke ihrer Klassenkameraden im Rücken und machte sich deswegen klein wie eine Maus. Als die Lehrerin ihren Satz mit »… und nun wünsche ich euch erholsame und schöne Ferien« beendet hatte, erhob sich auch in der Klasse 7c lautes Jubeln, Lachen und Johlen. So schnell wie heute hatte sich das Klassenzimmer im ganzen Jahr nicht geleert. Leandra bekam den einen oder anderen Stoß in die Rippen, den ihr einige der ungeliebten Klassenkameraden als Erinnerung für die Ferien mitgaben. Plötzlich fiel ein gewaltiger Schatten über Leandras Tischpult und sie spürte einen langsamen, feuchten Atem neben ihrem Ohrläppchen.
    Sie zitterte, als Gregor sich zu ihr hinunterbeugte und mit leiser Stimme flüsterte: »Heute ist dein Glückstag, Dumm kopf. Da Ferien sind, will ich keine Sekunde länger für solche Nieten wie dich verschwenden! Aber freue dich schon mal aufs nächste Schuljahr! Du weißt, ich vergesse nie jemanden!«
    Mit einem hämischen Grinsen auf den Lippen richtete er sich wieder auf, schlug ihr mit seinen Turnschuhspitzen gegen das Schienbein und zog dicht gefolgt von drei seiner Bandenmitglieder aus Leandras Klasse von dannen. Frau Semmeleisen hatte von dieser Drohung wieder einmal nichts mitbekommen, denn sichtlich genervt von dem lauten Getöse, hatte sie das Zimmer noch vor Gregor und seiner Bande verlassen. Jetzt erst wich die Spannung aus Leandras Körper. Ihr Schienbein schmerzte. Langsam packte sie ihren Stift und Block in die Tasche und stand auf. Dann humpelte sie zur Tür. Sie wartete am Ausgang des Klassenraumes und schielte in den langen, dunklen Flur. Bevor sie das schützende Zimmer verließ, wollte sie sich vergewissern, dass sie im Gang keine böse Überraschung erwarten würde. Sie schlich in den Flur und horchte . Leandra atmete aus und blies die Luft durch ihre aufgeblähten Backen. Sie war nun alleine in dem großen, menschenleeren Schulhaus. Leandra schossen Tränen in die Augen.
    »Das Schlimmste ist, dass ich an meiner verhassten Situation nichts ändern kann«, schluchzte sie leise und stampfte ärgerlich mit ihren Turnschuhen auf den harten Steinboden des Schulhauses. »Warum kann ich meine Klappe einfach nicht halten. Kein Mensch außer mir spricht so viel unüberlegtes Zeug wie ich«, ärgerte sie sich und wischte hastig eine dicke Träne, die ihr langsam über die Wangen lief, aus dem Gesicht.
    Sie wusste nicht, von wem sie diese ungeliebte Verhaltens weise geerbt hatte, aber insgeheim verfluchte sie dieses schlummernde Gen in ihrem Körper, denn es hatte ihr schon zu viel Ärger eingebracht. Als Leandra an der Pforte angekommen war, versteckte sie sich hastig hinter einer kleinen Mauer, denn sie entdeckte ihren Todfeind Gregor Mikowsky, der mitten auf dem Schulhof herumlungerte. Er wartete sichtlich ungeduldig auf jemanden. Scheinbar war er der letzte Schüler außer ihr, der sich noch auf dem Gelände befand. Sofort wurde ihr Atem schneller und ein flaues Gefühl breitete sich in ihrer Magengegend aus. Diesem Fiesling wollte sie heute wirklich nicht mehr begegnen! Leandra schickte ein Stoßgebet gen Himmel, dass er sie während der Ferien vergessen würde! Eine laute Hupe ließ sie zusammenzucken. Leandra sah einen uralten VW-Bus heranbrausen. Mit einem lauten Quietschen kam der Wagen schließlich zum Stehen . Das Auto schien überladen mit Gepäck zu sein, sogar auf das Dach waren Koffer geschnürt. Der Vierräder sah aus wie ein voll bepackter Supermarkt-Einkaufswagen. Scheinbar ge nervt und von diesem Monsterauto peinlich berührt, ließ Gregor seine Adleraugen über das Gelände streifen. Er wollte sicher sein, dass ihn keiner beobachtete. Leandra machte sich so klein wie eine Maus und Schweißperlen rannten ihr über die Stirn.
    »Hoffentlich entdeckt er mich nicht«, wimmerte sie leise und merkte, wie ihre Zähne vor Schreck zu klappern begannen.
    Mikowsky wirkte zufrieden, schlenderte langsam auf den Wagen zu, riss die Türe auf und kroch behäbig ins Innere. Das laute Zuschlagen der Tür ließ Leandra abermals zusammenzucken. Schließlich rauschte das seltsame Auto davon. Leandra löste sich aus ihrer verkrampften Haltung und richtete sich auf. Sie streckte ihr Kreuz durch und reckte sich ausgiebig.
    »Wer immer auch Gregor abgeholt hat, hatte es sehr eilig«, dachte sie laut und schritt die Stufen des Eingangsportals herunter.
    Nun stand Leandra da und trat ihren Heimweg –
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