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Das Geheimnis von Mikosma: Geblendet

Das Geheimnis von Mikosma: Geblendet

Titel: Das Geheimnis von Mikosma: Geblendet
Autoren: Marion Forster-Grötsch
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dabei gedacht?«
    Leandra machte sich kurz Vorwürfe, dachte jedoch daran, dass der Kerl gut einen Kopf kleiner war als sie und rettete sich mit einem kessen Hüftschwung aus der Situation.
    Dabei warf sie den Kopf neckisch zur Seite und antwortete: »Welch ein Glück für dich. Ich mag keine Winzlinge!«
    Weil sie sich so schämte und aus den Augenwinkeln sah, dass die umherstehenden Kinder zu flüstern und kichern be gannen, wandte sie sich schnurstracks wieder dem Magier zu.
    Dieser senkte seine Stimme und sprach erneut: »Aber seid gewarnt davor, zu glauben, dass eure Sorgen nach dem Besuch auf Mikosma wie weggeblasen sind. Sie bleiben auf der Erde leider erhalten. Aber hier sollt ihr ein Stück eures Glückes wieder zurückerobern und wir werden alles Erdenkliche tun, euch dabei zu unterstützen.«
    Mit euphorischen Jubelrufen und unter lauten Pfiffen beendete der Magier seine Ansprache, lächelte noch einmal sanft in die Gesichter seiner kleinen Zuhörer und trat einen Schritt zurück, um die Bühne für die nächste Rednerin frei zu machen. Mit hoheitlicher Würde trat nun eine schlanke, große, ältere Dame hervor und öffnete ihren Umhang. Gespannt, was sich wohl darunter verbergen würde, streckte Leandra ihren Hals so weit sie konnte, nach oben. Auf Kleid und Umhang der Magierin schrieben unsichtbare Hände Wörter, die nach ihrer Fertigstellung augenblicklich wieder erloschen. Sofort setzten diese fleißigen Finger jedoch ihre Arbeit fort und besetzten den leeren Platz mit neuen Buchstaben. Lean dra ahnte, dass es sich um die Lehrerin von Mikosma handeln musste. Auf ihrem Gesicht konnte Leandra nicht die sanfte Güte Terratus erkennen, sondern das faltige Gesicht ließ Strenge und Disziplin vermuten. An scheinend erging es nicht nur Leandra so, denn auch die anderen Kinder standen bei ihrem Auftreten automatisch strammer.
    Nachdem sie ihre Arme gegen die Taille gestemmt hatte, sprach sie mit fester Stimme: »Mein Name ist Alphata. Wie ihr unschwer an meiner Kleidung erkennen könnt, werde ich euch Unterricht erteilen. Alle Kinder nehmen daran teil, egal ob sie das erste Mal oder schon öfter Gäste auf Mikosma waren. Wir versammeln uns dazu in der Bibliothek meines Schlosses. Scharfe Gedanken, blitzschnelles Kombinieren und eingreifendes Handeln werdet ihr von mir erlernen. Es ist uns wichtig, dass ihr alle miteinander und voneinander lernt, denn nur so werdet ihr stark. Unterstützt euch, erzählt euch von euren Sorgen und Ängsten. Ihr müsst lernen, euch zu öffnen.«
    Nachdem sie ihre Rede beendet hatte, verbeugte sich Alphata vor den Kindern und kehrte an ihren Platz zurück. Terratus schien ebenfalls Respekt vor dieser Lehrerin zu haben, denn er verneigte sein Haupt. Mit sportlicher Leichtigkeit ging der nächste Magier kurz in die Knie, zwinkerte zwei Mädchen, die in der ersten Reihe standen, frech zu und drückte sich mit einer solch gewaltigen Kraft ab, dass er meterhoch in die Luft sprang. Dort drehte er sich wie ein schwebender Reifen einige Male um seine eigene Achse und setzte dann mit einem lauten Knall an der vorderen Kante der Tribüne wieder auf. Er riss den Umhang von seinem Rücken und warf ihn in Richtung der Kinder. Einige, die in den ersten Reihen standen, duckten sich, in der Vermutung, von dem riesigen Mantel bedeckt zu werden. Doch bevor der Umhang die Köpfe der Kinder erreicht hatte, verwandelte er sich plötzlich in einen großen Adler, der kreischend über den Köpfen der staunenden Kinder hinwegflog. Nach einem kurzen Pfiff seines Herren setzte der Vogel zum Landeanflug auf den ausgestreckten Arm an. Sobald er sein Ziel erreicht hatte, drehte sich der Zauberer einmal im Kreis und statt des riesigen Raubtiers hielt er plötzlich einen kleinen, weißen Pudel in den Armen, dessen Kopfhaar pink gefärbt war. Dieser sprang unbeholfen von seinen Armen und rannte wild kläffend auf der Tribüne auf und ab. Leandra schloss sich dem lauten und frenetischen Beifall der Gruppe an und wünschte sich lautstark weitere Zugaben. Als sie nach links blickte, sah sie, dass sich der kleine sommersprossige Junge nach vorne gedrängt hatte und nun dicht bei Leandra stand. Anscheinend war ihm auf seinem Platz die Sicht zur Bühne verdeckt worden. Auch er blickte mit strahlenden Augen zu Leandra auf. Plötzlich stieß der Magier einen kurzen Pfiff aus und der Hund sprang mit einem gewaltigen Satz in seine Richtung. Augenblicklich verwandelte sich dieser wieder in den gewohnten, schwarzen Umhang,
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