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Das Geheimnis des Templers - Episode V: Tödlicher Verrat (German Edition)

Das Geheimnis des Templers - Episode V: Tödlicher Verrat (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des Templers - Episode V: Tödlicher Verrat (German Edition)
Autoren: Martina André
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Lager zurückkehrte.
    „Und?“, fragten alle wie aus einem Mund.
    Doch anstatt sogleich zu antworten, hüllten sich die Männer in Schweigen, bis Gero mit einem tiefen Seufzer das Wort ergriff. Dabei sah er Warda direkt in die Augen.
    „Du hattest in allen Punkten recht“, bekannte er mit düsterer Miene. „Hugo ist ein Verräter. Die Mameluken haben die Festung genommen, und so, wie es aussieht, hat Hugo ihnen den dazu nötigen Einlass zur Festung verschafft. Er muss de Chinsi und seine übrigen Kommandeure mit irgendeiner List dazu gebracht haben, die Tore zu öffnen.“
    Gero schwieg mit einem Mal, weil er sie allem Anschein nach nicht weiter ängstigen wollte.
    „Das ist doch nicht alles“, bemerkte sie zaghaft. „Ich sehe es an deinen Augen, dass etwas noch viel Schlimmeres geschehen sein muss.“
    Gero senkte den Blick und fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht, als ob er seine wahren Gefühle verbergen wollte. Dann schüttelte er kaum merklich den Kopf und wandte sich ab. Für Warda machte es den Eindruck, dass er mit den Tränen kämpfte, und auch die beiden übrigen Brüder und Osman vermittelten den Anschein, als habe man ihnen dort oben die Zunge herausgeschnitten.
    „Sagt uns alles, was dort oben geschieht“, forderte Anouar sie mit Blick auf ihren Sohn auf. „Es macht keinen Sinn, uns darüber im Unklaren zu lassen.“
    „Der Ordensmarschall steht gefesselt am Block“, fuhr Osman mit zitternder Stimme fort, „und muss dabei zusehen, wie sie sämtliche syrischen Bogenschützen köpfen. Der ganze Hof schwimmt im Blut ihrer Leichen.“
    Warda stieß einen Schrei des Entsetzens aus und hielt sich sogleich die Hand vor den Mund. Aber sie war nicht die einzige Frau, die so reagierte.
    Auch den anderen Männern und Frauen war das Grauen anzusehen, das sie mit Osmans Worten befiel.
    „Und was machen wir jetzt?“, kam sie den Fragen der anderen zuvor.
    „Warten, bis es dunkel ist“, antwortete Osman zur Überraschung aller. „Am Westufer der Insel befindet sich ein ausrangiertes Versorgungsboot des Ordens, das mir der zuständige Bruder des Gewölbes vor ein paar Monaten als Fischerboot verkauft hat. Ich hatte es in den letzten Wochen so weit instand gesetzt, dass ich eigentlich in den nächsten Tagen damit aufs Meer fahren wollte. Es liegt noch an Land. Aber die Segel sind geflickt und die Bohlen mit frischem Teer gestrichen und mit Hanf abgedichtet. Wenn die Mameluken es nicht zerstört haben, könnten wir damit einen Fluchtversuch wagen.“
    „Und du bist sicher, es wird unterwegs nicht sinken?“ Warda blickte ihn zweifelnd an.
    „Was bleibt uns denn anderes übrig?“, fiel Anouar ihr ins Wort. „Wenn wir es nicht versuchen, werden wir in spätestens drei Wochen alle verhungert und verdurstet sein. Ich glaube nämlich nicht, dass die Mameluken diese Insel je wieder verlassen.“
    „Aber was ist mit dem Orden?“ Warda sah Gero fragend an. „Wie wäre es, wenn nur ein paar Männer versuchen würden, nach Zypern zu gelangen und dort die Templer zu alarmieren, damit sie uns Galeeren zur Rettung schicken?“
    „Und wer sollte für uns kämpfen?“, fragte Gero mit hochgezogener Braue. „Dort oben schlachten sie gerade fast sämtliche Turkopolen ab, die uns in Zypern zur Verfügung gestanden haben. Dazu kommen hundertzwanzig Ritterbrüder und sechzig Sergeanten. Falls die Heiden sie am Leben lassen, was an ein Wunder grenzt, werden sie im Kerker von Kairo landen. Wie du inzwischen weißt, tauscht der Orden seine Streiter Christi nicht aus und zahlt für sie auch kein Lösegeld. Ganz zu schweigen davon, ob der Orden überhaupt ein Interesse daran hat, eine von Gott verlassene Insel zurückzuerobern.
    „Bis der Orden Nachschub aus Armenien oder dem Okzident angefordert hat, um hier irgendetwas zu bewirken, sind wir alle tot“, fügte Struan nachdenklich hinzu. „Ich denke, Osmans Vorschlag ist der einzig richtige. Wir sollten versuchen, die Insel zu verlassen, sobald der Abtransport der Gefangenen durch die Mameluken beendet ist.“
    „Und wie lange, denkst du, wird das dauern?“ Brian of Locton sah ihn zweifelnd an.
    „Drei bis vier Tage, länger nicht“, mutmaßte Gero. „Hoffe ich jedenfalls. Es sei denn, das Morden wird noch länger andauern.“
    Es vergingen noch fünf Nächte, bis Gero und Struan, die zusammen mit Osman regelmäßig als Späher fungierten, den Befehl zum Aufbruch geben konnten. Tags zuvor war auch der letzte gefangene Templer auf eine Galeere verfrachtet
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