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Das Geheimnis des Scriptors

Das Geheimnis des Scriptors

Titel: Das Geheimnis des Scriptors
Autoren: Lindsey Davis
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Essschale. Einer der Gründe, warum wir unterwegs waren, bestand darin, die Zutaten für Picknicks zu besorgen, bevor Albia und die Kinder eintrafen. Meine kleinen Töchter konnte man vielleicht mit einem »Lasst uns aus Spaß in diesem Urlaub mal alle hungrig bleiben« abspeisen, aber Albia war eine ausgehungerte Jugendliche, die unleidlich wurde, wenn sie nicht alle drei Stunden etwas zu essen bekam.
    Wenigstens befanden wir uns am Hauptumschlagplatz für die Handelsgüter des Imperiums. Das erleichterte den Einkauf. Importierte Waren lagen überall aufgehäuft, und hilfreiche Negotiatoren waren nur zu bereit, Dinge aus den Ballen zu ziehen und sie billig zu verkaufen. Einige hatten tatsächlich mit den Ladungen zu tun; ein, zwei würden vielleicht sogar das Eingenommene an den Besitzer weiterreichen. Ich hatte bereits vor einer Stunde zwei Weinbecher erstanden und hielt meinen Anteil am Einkauf für erledigt. Amphoren zu bestellen war nicht nötig, ich hatte schon für Vorräte gesorgt. Helena wies mich darauf hin, dass ich innerhalb einer einzigen allein verbrachten Woche in die Gewohnheiten des klassischen Privatschnüfflers zurückgefallen war. Ich hielt einen Raum jetzt für vollkommen ausgestattet, wenn er ein Bett und etwas zu trinken enthielt, mit einer Frau als Extrazugabe. Essen war etwas, das man sich an einer Straßen-Caupona holte, während man auf Beobachtungsposten war.
    Bisher hatte ich niemanden zu beobachten. Mein Fall steckte fest.
    »Du hast aber doch herausgefunden, wo Diocles wohnte, oder?«, fragte Helena, nachdem sie ihr Brot fertiggekaut hatte.
    Ich fischte mir Oliven aus einer Tüte, die aus altem Schriftrollenpapyrus gedreht war. »Ein Mietzimmer in der Nähe der Porta Marina.«
    »Also war der ›Besuch der Tante‹ eine Erfindung. Er ist nicht bei seiner Familie?«
    »Nein. Geschäftsmäßige Vermieterin der abschreckenden Art.«
    »Und wie hast du sie gefunden?«
    »Die Scriptoren wussten den Straßennamen. Dann habe ich an Türen geklopft. Die Vermieterin tauchte prompt aus ihrem Schlupfloch auf, weil Diocles ihr Miete schuldig war und sie sie haben wollte. Ihre Geschichte stimmt mit dem überein, was die Scriptoren mir bereits erzählt hatten – Diocles kam hier vor zwei Monaten an, schien den Sommer über bleiben zu wollen, verschwand aber ohne Vorwarnung nach etwa vier Wochen und ließ all sein Zeug zurück. Das kam ans Licht, weil der Anzeiger vereinbart hatte, einmal pro Woche einen Boten zu schicken, der das Manuskript abholen sollte. Der Bote konnte Diocles nicht finden.«
    Helena gluckste fröhlich. »Ein wöchentlicher Bote? Also gibt es jede Menge Skandale in Ostia?«
    »Ich würde sagen, Diocles sitzt kichernd am Meer und denkt sich das Zeug aus. Die Hälfte der Leute, die er verleumdet, ist ebenfalls in Urlaub und wird nie davon erfahren, zum Glück für ihn.«
    Helena leckte sich die Finger ab. »Du hast die geschuldete Miete gezahlt und sein Gepäck mitgenommen?«
    »Im Leben nicht! Ich zahle doch nicht die Miete für irgendeinen Faulenzer, schon gar nicht für ein Zimmer, das er nicht bewohnt hat.«
    »Die Frau hat das Zimmer nicht weitervermietet?«
    »Natürlich hat sie das. Ich hab die Zahlung verweigert und den Anzeiger benachrichtigt.«
    »Wegen des Geldes? Sie sollte nicht doppelt bezahlt werden.« Ich erklärte Helena, dass Vermieterinnen in Hafenstädten ihre Zimmer traditionell doppelt belegen, nach einem Edikt, das auf die Zeit zurückgeht, als Äneas hier landete und für einen haarsträubenden Preis in dem unbenutzten Zimmer eines Fischers untergebracht wurde. Helena blickte immer noch missbilligend, aber jetzt missbilligte sie mich. »Hör doch auf mit dem Quatsch. Ich versuche ein Interesse an deiner Arbeit zu zeigen, Marcus.«
    Ich schaute sie an. Ich liebte sie sehr. Ich zog sie näher, hielt inne, wischte ihr sorgfältig Olivenöl von den Lippen und küsste sie zärtlich. »Ich habe um ein sehr strenges Schriftstück ersucht, in dem steht, dass ich berechtigt bin, Diocles’ Besitztümer an mich zu nehmen, da sie Eigentum des Staates sind.«
    »Die Vermieterin wird sie bereits durchsucht haben und wissen, dass sie nur aus dreckigen Untertuniken bestehen«, wendete Helena ein. Sie lag noch an meine Brust gedrückt. Vorbeigehende Schauerleute pfiffen.
    »Dann wird sie beeindruckt sein, dass der Staat ein solches Interesse an der Unterwäsche dieses Mannes hat.«
    »Du glaubst, es könnte etwas Brauchbareres bei seinem Gepäck sein?«
    »Ich bin unter
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