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Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman

Titel: Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman
Autoren: Annette John
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sagte Lulu traurig.
    Da war es, als ob ein schwarzer Wind über den Platz wehte. Verwirrt sah Lulu auf. Ein Krähenschwarm segelte lautlos über sie hinweg und lautlos ließen sich die Vögel auf den Steinen im Rund nieder. Das war äußerst merkwürdig. Bis jetzt hatte Lulu nicht geglaubt, dass diese lärmenden Vögel so perfekt den Schnabel halten könnten. Sie saßen einfach nur da und sahen zu ihr herunter.
    »Sind das deine Leute?«, fragte sie.
    »Krah«, machte Corina ebenso leise wie vorhin.
    Lulu fühlte sich unbehaglich. Sehr unbehaglich. Sie brauchte nur in die Gesichter der Gobblings zu schauen, um zu wissen, wie unbehaglich. Und langsam veränderten sich die Mienen der Gobblings. Sie wurden ärgerlich, fast wütend.
    »Verdammt, Corina, gib mir nicht die Schuld. Ich habe dich nicht aus deinem Schwarm herausgezaubert. Das war Jovinda. Ich kann nichts dafür, dass sie dich mir geschenkt hat. Ich habe sie nicht darum gebeten. Jovinda macht immer, was sie will. Ich soll dich zähmen, hat sie gesagt. Ha! Typisch Jovinda. Ich hab keine Ahnung, wie ich das tun soll!«
    Da hoben alle Krähen gleichzeitig wie auf ein geheimes Kommando ihre Flügel, breiteten sie aus, als wollten sie wegfliegen. Doch sie blieben, wo sie waren, mit weiten Flügeln und stumm auf den Steinen. Ihr schwarzes Gefieder glänzte und ihre Vogelaugen glitzerten. Auch Corina versuchte, die Flügel zu strecken, aber es ging nicht, der Käfig war zu eng.
    Lulu wusste, was sie zu tun hatte. Sie öffnete den Käfig und ließ Corina frei. Die stakste ein wenig unsicher hinaus, sagte noch einmal leise »Krah«, als könne sie nicht fassen, wie ihr geschah, dann erhob sich in einem einzigen Rauschen und Kreischen der ganze Schwarm mitsamt Corina, hoch und höher, und verschwand über den Wipfeln der Buchen im blassen Abendhimmel.
    »Du meine Güte, was hab ich getan?«, flüsterte Lulu entsetzt. Sie hatte Jovindas Geschenk ausgeschlagen. Corina, die Krähe, die ihr mit ihrer Klugheit helfen sollte, die kommenden, vielleicht schweren Zeiten zu überstehen. Sie hatte versagt, mal wieder. Doch dann wurde sie schrecklich wütend, über Jovinda, über Evchen, über sich selbst, über Corina, die das überraschende Geschenk ihrer Freiheit so selbstverständlich angenommen hatte, statt es höflich abzulehnen. Schrecklich wütend wurde Lulu und fluchte laut das böseste Wort, das sie kannte.
    »Kacke!«, schrie sie und gab dem nutzlosen Vogelkäfig einen Tritt, dass er scheppernd über den halben Platz flog. Sie stieß sich dabei den großen Zeh und das tat höllisch weh. »Kacke! Kacke! Kacke!«, schrie sie und rannte los, rannte durch den Wald nach Hause, und es war ihr egal, dass ihr Fuß schmerzte, es war sogar gut, dass er es tat.
    Die Gobblings rannten neben ihr mit zornroten Gesichtern und ihre Münder wiederholten tonlos Lulus Flüche.

2. Kapitel
    S ie rannten bis zum äußeren Ring von Lulus Haus. Hier hatte Graviata einen schützenden Bann gezogen, wie immer, wenn sie ihre Kinder für ein paar Tage allein lassen musste. Nur Familienmitglieder und einige wenige Freunde konnten ihn passieren, jeder andere würde an eine unsichtbare Mauer stoßen.
    Lulu blieb stehen und versuchte, ihren keuchenden Atem zu beruhigen. Es war wichtig, den Bann zwar energischen, doch ruhigen und gemessenen Schrittes zu durchqueren. War man zu zaghaft, verhedderte man sich unangenehm wie in Spinnweben, war man zu schnell, konnte es passieren, dass man zurückgefedert wurde wie von einer Gummiwand.
    Erst nach einer ganzen Weile, als Lulu endlich das Gefühl hatte, ruhig genug zu sein, um gemessene Schritte hinzubekommen, erst da fiel ihr Jovindas geheime Nachricht wieder ein und ihr Herz raste von Neuem los.
    Die Botschaft war weg! Ganz und gar weg. Ihr Kopf war völlig leer, als ob ihr Schimpfen und Fluchen alles Wichtige darin hätte zerplatzen lassen. Wie furchtbar! Was sollte sie jetzt bloß tun? Zurücklaufen zu Jovinda? Gestehen, dass sie die Krähe hatte fliegen lassen? Sich am nächsten Baum aufhängen?
    »Ruhig«, ermahnte sie sich laut. »Erst mal hinsetzen und überlegen. Der Text wird schon wiederkommen. War am Anfang nicht irgendetwas mit häschen oder häschern und dann kamen die rossen und die sevens , jawohl, ville de sevens . Also: Häscher de rossen af rossen mit ville de sevens . Irgendetwas stimmt nicht. Genau, da war ein Busch, rossen am busch mit seven de seven und ville de rossen. Un blot. Oder blut ? Das letzte Wort ist borleif, das zumindest
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