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Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition)

Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition)
Autoren: Renée Holler
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von Vaters Bibliothek bedeckten, dann ging sie zielstrebig auf das Regal neben dem Kamin zu. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und reichte zum fünften Regalbrett hoch. Allerdings tastete sie dieses Mal nicht nach dem Hebel, der die Geheimtür öffnete. Sie hatte nicht die Absicht, sich wieder im Priesterloch zu verstecken, sondern griff nur nach einem Buch, von dem sie wusste, dass es dort stand. Es war eines von Vaters Lieblingsbüchern gewesen, und auch sie hatte sich die Illustrationen früher oft angesehen.
    » Ein kurzer und wahrer Bericht über das neu entdeckte Land von Virginia von Thomas Harriot«, las sie laut vor, obwohl sie allein in der Bibliothek war. Sir Christopher und Sassa unterhielten sich in Vaters Arbeitszimmer, und Joan half Beth in der Küche, das Abendessen zuzubereiten. Sie blätterte durch die Seiten, und schon hatte sie gefunden, was sie suchte. Auf dem Blatt waren zwei Männer abgebildet. Sie waren mit Pfeil und Bogen bewaffnet, trugen Lendenschurze und Federn im Haar. Es handelte sich um Powhatan-Indianer. Auch auf den anderen Abbildungen konnte man Indianer sehen. Da war eine Frau mit einem kleinen Mädchen, das eine Puppe in der Hand hielt; Männer, die Fische über einem Feuer räucherten; ein Dorf mit einem Palisadenzaun; fruchtbare Felder ... Sie musste Sassa das Buch unbedingt zeigen.
    Ein Geräusch ließ sie auffahren. Das Fenster klirrte leise, doch es war nur der Herbstwind, der dagegenblies. Es hatte zu regnen angefangen, genau wie in jener Nacht vor drei Wochen, als sie überstürzt aus Hatton Hall geflohen war. Wieder erklang ein Geräusch. Dieses Mal kam es von der Eingangshalle. Jemand hatte an die Tür geklopft. Kurz darauf drangen aufgeregte Stimmen nach oben. Joan kam in die Bibliothek gestürmt.
    »Alyss!«, rief sie aufgeregt. »Komm schnell nach unten. Da ist ein Bote mit einem Brief von deinem Vater.«
    Ralph Sinclair war am Leben. Er war immer noch zu schwach, die Schiffsreise nach Europa auf sich zu nehmen, doch das Meer hatte ihn nicht verschluckt. In seinem Brief schrieb er, dass er an Land geschwemmt worden war, nachdem sein Boot Schiffbruch erlitten hatte. Für eine Weile hatte er sein Gedächtnis verloren, doch die Erinnerungen waren nach und nach zurückgekehrt. Jetzt wollte er, dass seine Tochter zu ihm nach Amerika segelte. Sein alter Freund Kapitän Hobart, der den Brief des Vaters nach England gebracht hatte, würde schon in wenigen Tagen wieder lossegeln und Alyss sollte mit ihm mitfahren. Sassa, hatte Sir Christopher entschieden, würde sie begleiten. Die Gouvernante, die am nächsten Tag in Hatton Hall ankommen sollte, würde wieder nach Hause geschickt werden, und Alyss und Sassa fuhren mit Sir Christopher und Joan zurück nach London. Beth und Thomas würden sich während ihrer Abwesenheit um das Herrenhaus kümmern. Alles geschah so schnell, dass Alyss meinte zu träumen.
    Am Tag vor ihrer Abreise wollte sie es dann noch ein letztes Mal bei Jack versuchen. Doch heute war der Laden geschlossen, die Fenster und Türen mit Brettern vernagelt. Alles sahverlassen aus. Selbst die drei eisernen Kugeln über der Ladentür waren verschwunden.
    »Alyss? Bist du das?« Rose mit den langen Zöpfen war aus dem Laden nebenan getreten. Sie hatte Alyss und Sassa vor dem Pfandhaus entdeckt. Die beiden Mädchen umarmten sich. Hinter Rose war ein kleiner Junge aufgetaucht, der unsicher auf seinen Beinen wackelte.
    »Das ist Bobby«, stellte sie ihren kleinen Bruder vor. »Er hat vor zwei Tagen laufen gelernt.«
    »Dann hast du es doch nicht versäumt«, lächelte Alyss. Sie konnte sich noch daran erinnern, wie das Mädchen ihr im dunklen Schiffsbauch von seinem kleinen Bruder erzählt hatte.
    »Anne!«, rief Rose jetzt. »Guck mal, wer hier ist.«
    Einen Augenblick später tauchte die schüchterne Anne in der Ladentür auf.
    »Alyss«, rief auch sie erstaunt. »Was machst du denn hier?«
    »Das Gleiche könnte ich dich fragen«, erwiderte Alyss, nachdem sie auch Anne umarmt hatte.
    »Roses Eltern haben mich aufgenommen«, erklärte sie mit strahlendem Gesicht. »Ich mache das Haus für sie sauber und helfe in der Werkstatt.«
    »Und wie geht’s dir?«, wollte Rose wissen. »Hast du deinen Onkel aus eurem Haus vertreiben können?«
    Doch Alyss hatte für lange Schilderungen keine Zeit. »Ich muss unbedingt mit Jack sprechen«, erklärte sie.
    »Jack? Der wohnt hier nicht mehr.«
    »Was ist passiert?« Sie schaute die beiden Mädchen erschrocken an.
    Rose warf Anne
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