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Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition)

Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition)
Autoren: Renée Holler
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hatte Alyss gute Fortschritte mit Pfeil und Bogen gemacht. Ihr war es sogar schon mehrmals gelungen, die Mitte der Zielscheibe, die sie am Apfelbaum befestigt hatten, zu treffen. Gerade legte sie wieder einen Pfeil an, streckte den Bogenarm, wie Sassa es ihr gezeigt hatte, und begann die Sehne zu spannen.
    »Würdet Ihr es in Betracht ziehen, Eure Arbeit bei den Schaustellern aufzugeben und für mich zu arbeiten?«, hörte sie Sir Christopher in genau diesem Moment Sassa fragen.
    Der Pfeil schwirrte durch die Luft, doch dieses Mal verpasste er das Ziel und landete auf dem Boden neben der seitlichen Pforte. Hatte sie richtig gehört?
    »Ich habe meinem guten Freund Ralph Sinclair einst versprochen, mich um seine Tochter zu kümmern«, fuhr er fort. »Allerdings bin ich ein alter Mann. Ich brauche jemanden,dem ich trauen kann, um auf das Mädchen aufzupassen. Es wäre sicher ganz im Sinne von Ralph, einen Mann aus Virginia einzustellen, und ich würde Euch gut entlohnen.«
    Alyss blickte fassungslos von Sir Christopher zu Sassa. Wollte er tatsächlich den Indianer als ihren persönlichen Schutz anheuern? Und wie würde Sassa antworten. Sie hielt gespannt den Atem an.
    »Ich nehme Euer Angebot gerne an«, kam Sassas Antwort.
    »Und was ist mit Master Tubney?« Alyss traute ihren Ohren immer noch nicht.
    »Der muss sich einen neuen Menschenfresser suchen.«
    Alyss flog zuerst Sir Christopher, danach Sassa um den Hals. Der alte Mann lächelte. Doch dann wurde er ernst.
    »In Zukunft wird das Mädchen allerdings nicht den ganzen Tag mit Jungenspielen verbringen können.« Mit einer leichten Kopfbewegung deutete er auf den Bogen. »Ich werde mich nach einer Gouvernante für sie umsehen, damit ihr jemand beibringen kann, wie man sich als Dame benimmt.«
    Weitere Pläne wurden besprochen. Schon in zwei Tagen würden sie nach Hatton Hall aufbrechen. Sir Christophers Anwalt hatte es tatsächlich in der kurzen Zeit geschafft, Onkel Humphrey und seine Familie aus dem Haus zu verjagen und das alte Personal wieder einzustellen. Alyss konnte es kaum fassen – sie würde nach Hause zurückkehren und Beth, Thomas und ihre geliebten Bücher wiedersehen. Alles würde fast wie früher sein. Da fiel ihr Jack ein. Automatisch griff sie nach dem Salamander, der jetzt an einem Samtband um ihren Hals hing. Sir Christopher hatte am Schwanz eine kleine Öse anbringen lassen, damit sie ihn als Anhänger benutzen konnte.
    »Könnten wir es morgen früh noch einmal bei Jack versuchen?«, fragte sie. Obwohl der Junge sie nicht besucht hatte, wollte sie ihm doch berichten, dass sich alles zum Guten gewendet hatte.
    Doch als sie dann am nächsten Morgen mit Sassa zum Pfandhaus ging, kam ihr schon wieder der Junge mit der kurzen Stoppelfrisur entgegen. Jack war nicht zu Hause. Alyss konnte ihre Enttäuschung kaum verbergen. Hatten sich ihre Wege tatsächlich nur flüchtig gekreuzt und würden sie ab jetzt wieder entgegengesetzte Richtungen einschlagen? Schade! Sie hätte den Jungen so gerne wenigstens noch einmal kurz gesehen. Doch das Schicksal schien es anders zu wollen.
    Wenige Tage später betrat Alyss die Bibliothek in Hatton Hall. Es roch immer noch nach Leder und Druckfarbe. Zufrieden sah sie sich im Raum um. Vaters Landkarten, die die Jungen damals über den Boden verstreut hatten, steckten wieder ordentlich aufgerollt in ihrer Truhe. Beth hatte Staub gewischt und den Boden blitzblank geputzt. War es tatsächlich erst drei Wochen her, dass sie im Priesterloch hinter dem Bücherregal gekauert und zuerst George und seine Brüder, danach Onkel Humphrey und seinen Häscher belauscht hatte? Drei Wochen, in denen sie von einem Abenteuer ins nächste gepurzelt war ... Inzwischen wusste sie, dass der geheimnisvolle Häscher ein Londoner Tabakhändler war. Er hatte in der Stadt Kinder eingefangen, um sie in der Neuen Welt gegen Tabak einzutauschen. Sir Christopher hatte zwar alles darangesetzt, den Mann zu verhaften, doch er leugnete die Anschuldigungen. Sie hatten keine Beweise, und Straßenkinder galten nicht als Zeugen. Deswegen lief er immer noch auffreiem Fuß herum. Alyss brauchte den Häscher jedoch nicht mehr zu fürchten. Hier in Hatton Hall fühlte sie sich endlich wieder sicher und außerdem würde Sassa auf sie achtgeben. Auch Sir Christopher und Joan würden nicht sofort nach London zurückkehren. Sie würden erst abreisen, sobald die neue Gouvernante eingetroffen war.
    Alyss blickte auf die Bücherregale, die jede freie Stelle der Wände
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