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Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition)

Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition)
Autoren: Renée Holler
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Schiffsjunge anheuern«, überlegte er laut. Das hatte sein Vater vor langer Zeit auch gemacht. Genau, das war’s! Er würde in die Neue Welt segeln und dort seinen Bruder aufstöbern, selbst wenn er sich vor Wasser fürchtete und Segelboote nicht ausstehen konnte. Da fühlte er, wie ihn winzige Hände sacht am Ohr zogen. Orlando war wieder auf seine Schulter geklettert und knabberte liebevoll an seinem Ohrläppchen.
    »Hast du Lust, auf Reisen zu gehen?«, fragte er Orlando, aber der gab keine Antwort, sondern bearbeitete weiterhin Jacks Ohr.
    Voller Tatendrang verließ Jack das Pfandhaus. Nur dass er das Mädchen mit den dunklen Locken verpasst hatte, versetzte ihm immer noch einen Stich.

Schiff ahoi

    Ende September 1619
    Obwohl Alyss nach dem ereignisreichen Tag und der noch abenteuerlicheren Nacht am liebsten zu Jack gelaufen wäre, um ihm zu berichten, dass der Freund ihres Vaters tatsächlich kein Zauberer, sondern ein liebenswerter alter Mann war, hatte sie sich gedulden müssen. Sir Christopher wollte erst sichergehen, dass Master Milton keinen Schaden mehr anrichten konnte. Nachdem Joan im Zimmer des Assistenten gestohlene Wertsachen gefunden hatte, wurde beschlossen, ihn der Wache auszuliefern. Da Milton jedoch immer noch überzeugt war, dass der Teufel hinter ihm her war, brachte ihn die Wache zu den Irren nach Bedlam. Wenigstens brauchte Alyss sich nicht mehr vor ihm zu fürchten. Auch Onkel Humphrey und die anderen Verfolger stellten keine Gefahr mehr dar, denn für sie galt der Salamander als verloren. Keiner wusste, dass Jack ihn Alyss wiedergegeben hatte. Erst am folgenden Tag erlaubte Sir Christopher ihr dann, zusammen mit dem Indianer Molls Pfandhaus aufzusuchen. Doch Jack war bereits in der Stadt unterwegs gewesen. Nur ein Junge mitStoppelhaaren hockte mit baumelnden Beinen auf dem Ladentisch und mischte einen Stapel Karten. Zwar versprach er, Jack auszurichten, dass Alyss für eine Weile im Haus an der Themse wohnen würde und er sie dort jederzeit besuchen könnte, doch Jack tauchte nie dort auf.
    Der Indianer dagegen schaute regelmäßig jeden Morgen vor der Vorstellung vorbei. Er brachte Pfeil und Bogen mit, und wenn es nicht gerade regnete, verbrachten sie die Zeit im Garten. Meist gesellte sich Sir Christopher zu ihnen. Während Sassa Alyss zeigte, wie man den Bogen spannte, einen Pfeil anlegte und ein Ziel anpeilte, stellte ihm der alte Herr unersättlich Fragen, die der Indianer nur allzu gerne beantwortete.
    Ob die Powhatans Städte hatten, wie ihre Behausungen aussahen, wie sie sich ernährten, an was sie glaubten, welche Geschichten sie ihren Kindern erzählten und wie sie Verbrecher bestraften. Sir Christopher und das Mädchen erfuhren, dass es in der Neuen Welt, vor der Ankunft der Fremden, keine Pferde gegeben hatte, auch keine Karren und Kutschen. Stattdessen reiste man zu Fuß oder in Kanus aus Baumstämmen, mit denen man auf den Flüssen und Seen schnell vorwärtskam. Sassa berichtete, wie er in den Wäldern Hirsche jagte und in den Gewässern Hechte fing. Besonders fasziniert war Alyss von den goldenen Körnern, die, wenn man sie über dem Feuer röstete, explodierten und sich in köstlich schmeckende, federleichte Bällchen verwandelten. Sir Christopher machte sich ständig Notizen und fragte Sassa immer wieder, wie bestimmte Worte in seiner Sprache lauteten. Auch Joan gesellte sich hin und wieder dazu und lauschte den Berichten. Oft brachte sie ein Tablett voll frisch gebackenem Gewürzkuchen, Wein für die Männer und einen Becher Milch für das Mädchen mit.
    Wie in jener Nacht im Jahrmarktszelt, als Sassa Alyss erstmals von seiner Heimat berichtet hatte, fiel ihr auch jetzt auf, wie sich seine Augen immer wieder mit Sehnsucht füllten, wenn er von Virginia sprach. Sassa vermisste seine Familie, genauso wie sie ihren Vater. Mit der Zeit begann sie einen Plan zu schmieden. Sie würde den Salamander verkaufen, um für Sassa eine Überfahrt nach Virginia zu finanzieren. Sosehr sie den neuen Freund auch vermissen würde, wusste sie, dass er sich dort viel wohler fühlen würde als in England.
    Auch Donnerstagmorgen verbrachten sie im Garten. Es war ein strahlender Herbsttag. Die Blätter der Obstbäume hatten bereits angefangen, sich zu verfärben, doch noch fühlte sich die Sonne warm genug an, um ohne Mantel im Freien zu sein. Sir Christopher saß in seinem Lehnstuhl, den Joan in den Garten getragen hatte, Sassa hockte im Schneidersitz neben ihm auf dem Boden. Inzwischen
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