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Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller

Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller

Titel: Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller
Autoren: Rolf Dieckmann
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stand der kleine Tischler aus Vicchio und gestikulierte wie ein Besessener. Robert hatte keine Zeit mehr, nach logischen Erklärungen zu suchen, denn im Augenwinkel sah er Pancrazzi zu seinem Schreibtisch gehen und begriff, was gleich passieren würde. Er versuchte, Elena den Kasten zu entreißen, doch sie hielt fester, als er angenommen hatte. Sie versuchte, ihm einen Kopfstoß zu versetzen. Er wehrte sich mit seinen Händen, umklammerte ihren Hals und riss dabei ihre Halskette ab. Sie schrie auf, aber da war er schon mit einem gewaltigen Sprung ins Freie gelangt. Vor ihm rannte Carlo ins Dunkel.
    »Auf den Boden«, brüllte Robert, »wirf dich auf den Boden!«
    Eine gewaltige Detonation zerriss die Stille der Nacht, und eine meterhohe Flamme schoss in den Himmel. Steine flogen umher. Robert spürte einen Schlag am Kopf. Für eine Zehntelsekunde sah er noch den Feuerschein, hörte den Lärm der Explosion. Dann wurde es wieder Nacht.
*
    Das aufgehende Morgenlicht hatte die Nacht verdrängt. Langsam schaffte es Robert, seine mit Sand verkrusteten Augen zu öffnen. Der Motor des Rovers brummte leise.
    »Ich habe mir erlaubt, deinen Wagen zu nehmen«, sagte Carlo. »Er ist schneller und bequemer. Meine alte Kiste können wir später holen.«
    Roberts Kopf schmerzte bei jeder Bewegung. Er betastete ihn vorsichtig. Carlo hatte einen Ärmel seines Hemdes in Streifen gerissen und ihm um den Kopf gebunden. Seine Kleidung hing zerrissen an ihm herunter, beide Hände waren blutverschmiert.
    »Carlo, woher ..., mein Gott, woher wusstest du ...?«
    Carlo grinste.
    »Als du sagtest, diesen Weg müsstest du allein gehen, habe ich Angst bekommen. Ich bin dir gefolgt, und bis zu diesem grässlichen Unfall, als der Lancia auf den Truck geknallt ist, ist mir das auch gut gelungen. Danach habe ich dich kurz verloren, aber ich habe deinen Wagen wiedergefunden. Und dann musste ich nicht mehr lange suchen.«
    Plötzlich fügten sich die Bruchstücke in Roberts Kopf wieder zusammen.
    »Was ist mit den anderen?«
    Carlo schüttelte den Kopf.
    »Von denen lebt keiner mehr. Es gab eine gigantische Explosion. Das war kein Unfall, oder?«
    In Sekunden schoss der Schmerz wieder durch Roberts Kopf. Übelkeit würgte ihn, er sackte im Sitz zusammen. Dann ordnete sich das Durcheinander ein wenig.
    »Nein, Pancrazzi hat alles in die Luft gesprengt, alles zerstört. Das ganze Wissen der Letzten.«
    Carlo schüttelte den Kopf.
    »Roberto! Dio mio, Roberto. Wo bist du da wieder einmal hineingeraten?«
    Minutenlang herrschte Stille.
    Plötzlich richtete Robert sich auf.
    »Wo ist der Kasten? Carlo, hast du einen schwarzen Kasten gesehen?«
    Carlo lachte.
    »Gesehen ist gut! Entreißen musste ich ihn dir. Du hast ihn sogar noch festgehalten, als du schon ohnmächtig warst. Und die Kette ebenfalls.«
    »Eine Kette? Welche Kette?«
    »Keine Ahnung, jedenfalls hast du sie so fest gehalten, dass deine ganze Hand blutig war. Aber beruhige dich. Der Kasten und die Kette liegen hinten im Kofferraum.«
*
    Zum zweiten Mal innerhalb einer Woche konnten die toskanische Polizei und der Notarzt an einem Unfallort nicht mehr helfen. Die Gasexplosion hatte das Landhaus total zerstört. Diesmal würde die Identifizierung der Leichen allerdings deutlich länger dauern, da die fünf – außer der des Hausbesitzers, einem Anwalt namens Pancrazzi – bis zur Unkenntlichkeit verbrannt waren.
*
    Robert schlief zwölf Stunden am Stück. Dann legte er sich in die Badewanne und dachte nach.
    Mazzetti, Maria, Elena, Sciutto, Pancrazzi. Mindestens fünf Personen, zu denen du zu viel Vertrauen gehabt hast, haben ein Spiel mit dir gespielt, Roberto. Ein tödliches Spiel, wie sich jetzt herausgestellt hat. Wofür eigentlich? Für diese Maschine? Pancrazzi hatte es zwar behauptet, aber das ist kein Beweis, dass sie funktioniert. Und doch sind viele Menschen für sie getötet worden. Eigentlich ein Paradoxon: Man möchte seinen Todestag wissen und kommt dabei ums Leben. Schau dir diese seltsame Konstruktion genau an, Roberto. Vielleicht erfährst du dann, was dahintersteckt.
    Er hatte das runde Alabaster-Kunstwerk aus dem schwarzen Kasten genommen, auf seinen Schreibtisch gestellt und eine Zeit grübelnd davorgesessen. Wie er nach seinem ersten kurzen Blick darauf vermutet hatte, waren die mittlere Scheibe sowie die beiden äußeren Kränze drehbar und mit vielen Zeichen versehen. Er hatte sie zuerst für einen ägyptischen Kalender gehalten, aber irgendetwas daran stimmte nicht.
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