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Das Geheimnis der toten Vögel

Das Geheimnis der toten Vögel

Titel: Das Geheimnis der toten Vögel
Autoren: Anna Jansson
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lügt!«, kreischte Viktoria vom Flur her, wo sich ein uniformierter Mann ihrer annahm.
     
     
    Maria rief Finn Olsson ins Zimmer, während zwei Polizisten Reine Hammar zu einem der wartenden Autos begleiteten, das ihn zu weiteren Verhören in die Hauptwache bringen würde. Als Finn durch die Tür ging, gab es keine Reaktion auf dem Computer, auch nicht, als der Scanner auf seinen Arm gehalten wurde. Er starrte sie feindselig an, sagte aber nichts.
     
    »Sie haben Ihre Wohnung auf der Signalgatan an Sandra Hägg und Lennie Hellström vermietet, ist das korrekt?« Hartmans Behauptung kam offenbar so unerwartet, dass Finn nicht mehr nachdenken konnte, ehe er antwortete. Er nickte nur kurz, während er konzentriert Marias Arbeit am Computer verfolgte. »Und Sie haben einen Schlüssel behalten.« Wieder nickte er.
     
    »Und wo ist er jetzt?«
     
    »Wahrscheinlich habe ich ihn weggeworfen, keine Ahnung.«
     
    »Das Register hier im Computer umfasst die komplette Regierung und alle Inhaber gesellschaftlicher Schlüsselpositionen, die auf der Liste der zu impfenden Personen ganz oben standen. Was war Ihre Rolle dabei, Finn Olsson? Wer hat das Register erstellt?«
     
    »Ich werde darauf antworten, wenn mein Anwalt da ist.«
     
    »In Ihrem Privatauto befinden sich Blutspuren. Können Sie das erklären?«
     
    »Ich beantworte keine Fragen, ehe mein Anwalt da ist.«
     
    Hartmans Fragen kamen wie mit dem Maschinengewehr. »Bis vor Kurzem hatten Sie einen Schlüssel zu Sandra Häggs Wohnung, und Sie wussten, dass Ihre Schwester Mailkontakt zu Hans Moberg unterhielt, einem passenden Opfer, dem man den Mord unterschieben konnte. Wir glauben, dass Sie ihm gemailt haben und ihn zu der Wohnung kommen ließen, nachdem Sie Sandra getötet hatten.«
     
    »Beweisen Sie das.«
     
    »Ich glaube nicht, dass uns das schwerfallen wird. Nehmen Sie ihn mit zum Wagen«, sagte Hartman zu den Polizisten, die den Raum betraten. Maria stand immer noch wie gebannt vor dem Computer und sah, wie die Personenkennzahlen der Kollegen auf dem Bildschirm auftauchten, wenn sie durch die Tür gingen.
     
     
    Die Bilder von infizierten Vögeln als groteske Kampfflugzeuge, bereit zum Angriff auf die gotländische Zivilbevölkerung, waren auf den Aushängern der Zeitungen durch Großaufnahmen von Finn Olsson und Viktoria Hammar ersetzt worden. Des Mordes beziehungsweise der Anstiftung zum Mord an Sergej Bykov, Sandra Hägg und Florian Westberg angeklagt. Die Nachricht löste Bestürzung aus, und der Polizeisprecher gab zu jeder vollen Stunde einen Bericht an die Medien.
     
    Als Maria etwas später am Abend zum Sanatorium in Follingbo kam, um endlich Emil nach Hause zu holen, sah sie Jonatan Eriksson noch an seinem Schreibtisch sitzen. Sie verspürte beim Anblick seines Nackens einen ziehenden Schmerz. Erst wollte sie sich anschleichen und ihn umarmen, aber er telefonierte. Sie wollte nicht stören, sondern blieb ganz still an der Tür stehen, um zu warten bis er fertig wäre. Sie würde sich bedanken und ihn fragen, ob sie sich wieder sehen könnten, wenn er das wollte …
     
    »Ich komme bald nach Hause, Nina. Du hast uns ein Abendessen gekocht? Wie schön … Malte hatte Sehnsucht nach dir … Nein, ich werde dich nicht verlassen, Nina. Ich habe dir versprochen, dass ich bleibe, wenn du dich in Behandlung begibst. Ja, ich verspreche es. Malte braucht uns beide.«
     
    Maria wartete nicht, bis er sich umdrehte. Leise schlich sie davon. Wenn er es noch einmal mit Nina versuchen wollte, dann gab es nicht viel mehr zu sagen. Er durfte sie so nicht sehen, nicht wenn sie das Gefühl hatte, gleich weinen zu müssen. Sie hatte es sich selbst zuzuschreiben, wenn sie sich in einen verheirateten Mann verliebte.
     
    Jonatan musste sie gesehen haben, denn er rief ihren Namen. Aber Maria ging schneller und verschwand die Treppe hinauf.
     
    »Maria!« Jetzt nicht, Jonatan, vielleicht ein andermal. »Maria!« Sie blieb nicht stehen, und seine Stimme erstarb.
     
    Als sie dann Emil ganz fest an sich drückte, konnte sie die Tränen nicht mehr zurückhalten. Er war gesund, das war die Hauptsache.
     
    »Warum weinst du, Mama?«
     
    »Weil ich so glücklich bin.«
     
    »Ich werde heute auch nach Hause kommen«, sagte Schwester Agneta. »Ich werde nach Hause kommen und meine Kinder umarmen.«
     
     
    40
     
    Wie ein brodelnder Zaubertrank rollte der Nebel über die glatten Klippen, das Festland verlor seine Konturen und verschwand außer Sichtweite. Das
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