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Das Geheimnis der toten Vögel

Das Geheimnis der toten Vögel

Titel: Das Geheimnis der toten Vögel
Autoren: Anna Jansson
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bringen, den Ort zu verlassen. Sie stand aufrecht da, bis der Marathonmann als Letzter von allen herausgeschlendert war, nicht ohne mit einem hasserfüllten Blick zu zeigen, dass er nicht zufrieden damit war, wie sich die Situation entwickelt hatte.
     
    »Verdammte kriecherische Schweden. Ihr würdet auch noch gehorchen, wenn euch die Obrigkeit bitten würde, eure eigene Scheiße zu fressen. Wenn das in meiner Heimat passiert wäre, da hätte ich …« Mehr hörten sie nicht, ehe die Türen zufielen.
     
    »Und womit kann ich Ihnen helfen?«, fragte Viktoria in so leichtem Ton, dass es Maria die Sprache verschlug.
     
    »Wir würden gern ein paar Worte mit Ihrem Mann wechseln. Ist Reine Hammar hier?«, fragte Hartman.
     
    »Ja, aber er ist sehr beschäftigt. Wie Sie eben gesehen haben, haben wir eine extrem hohe Arbeitsbelastung. Ich gehe davon aus, dass er alle fünf Minuten einen Patienten behandeln kann, und die Zeit, die Sie in Anspruch nehmen, geht also den Patienten ab. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?«
     
    »Wir ermitteln im Mordfall Sandra Hägg. Ich hoffe mal, dass Ihnen als ihr Arbeitgeber daran gelegen ist, dass man herausfindet, was mit ihr geschehen ist.« Mir ist klar, dass es hier chaotisch zugeht, wollte Maria noch hinzufügen, doch in einer Krisensituation ist ein funktionierendes Rechtssystem noch wichtiger als sonst. »Wo können wir Reine sprechen?« Maria wunderte sich selbst über ihren barschen Ton, aber der mentale Druck, den Viktoria ausübte, war so deutlich und so unangenehm, dass sie die Kontrolle verlor. Eine andere Lösung wäre ja auch gewesen, dass Reine Hammar im Dienst der Menschlichkeit eine oder zwei Viertelstunden länger arbeitete.
     
     
    Mit einem unendlich gequälten Gesichtsausdruck ließ sich Reine Hammar auf dem Stuhl hinter seinem Schreibtisch nieder und bedeutete ihnen, sich zu setzen. Nachdem er sich mehrfach geräuspert hatte, wandte er sich ab und hustete in seine Armbeuge.
     
    »Höchstens eine Viertelstunde, mehr kann ich Ihnen nicht geben.«
     
    »Wir werden versuchen, uns kurz zu fassen, und wir haben Sie eigens hier getroffen und nicht auf der Wache, um Ihre Zeit nicht unnötig in Anspruch zu nehmen. Aus Respekt vor Ihren Patienten.« Hartmans Miene war unergründlich, als er das Tonband einschaltete und die erforderlichen Informationen aufsprach. »Zunächst einmal würden wir gern wissen, wo Sie sich am 4. Juni zwischen 22 und 24 Uhr befanden.«
     
    »Was soll das heißen? Sie wissen ja wohl sehr gut, dass ich in Quarantäne war.«
     
    »Es heißt, Sie hätten sich in jener Nacht aus dem Sanatorium entfernt. Man hätte Ihre Hilfe als Arzt bei einem Notfall benötigt, aber Sie waren außer Haus. Wo waren Sie?«
     
    »Was geht denn hier ab? Jonatan Eriksson steckt dahinter, das kann man sich ja denken. In dem Fall handelt es sich um eine Sache zwischen mir und den Verantwortlichen. Nicht um eine Angelegenheit der Polizei.«
     
    »Es ist eine Angelegenheit der Polizei, und ich möchte, dass Sie mir auf meine Frage antworten: Wo befanden Sie sich?« Hartman beugte sich vor, und Hammar rückte zurück, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und wippte auf dem Stuhl.
     
    »Dann müssen Sie erklären, warum Sie das wissen wollen.« Auf den Satz folgten ein Räuspern und ein paar Huster.
     
    »Sandra Hägg wurde in jener Nacht ermordet. Das wissen Sie. Und wir wollen wissen, wo Sie sich befanden«, erklärte Maria.
     
    »Ich brauchte etwas frische Luft. Habe nur einen Spaziergang gemacht. Das ist ja wohl nicht verboten.« Hammar starrte auf die Wand hinter ihnen, als könnte er dort sehen, was in der Mordnacht geschehen war. Eine leichte Rötung breitete sich auf seinem Gesicht aus.
     
    »Kann das jemand bezeugen? Haben Sie sich mit jemandem getroffen?«
     
    »Ja, schon irgendwie getroffen. Muss das jemand erfahren, oder kann man das Ganze etwas flach halten … na, Sie wissen schon?« Er räusperte sich wieder.
     
    »Mit wem haben Sie sich getroffen? Wenn Ihnen jemand ein Alibi geben kann, dann ist das in Ihrem eigenen Interesse.« Hartmans Geduld war bald zu Ende. »Wenn Sie es eilig haben, zu Ihren Patienten zu kommen, dann antworten Sie am besten jetzt gleich.«
     
    »Es war eine Krankenschwester. Wir … wir waren in ihrem Zimmer. Sie heißt Lena. An den Nachnamen kann ich mich nicht erinnern.«
     
    »Das werden wir natürlich überprüfen. Und noch etwas. Sie haben Antikörper gegen die Vogelgrippe. Die hatten Sie bereits, als es
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