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Das Geheimnis der toten Vögel

Das Geheimnis der toten Vögel

Titel: Das Geheimnis der toten Vögel
Autoren: Anna Jansson
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Reserve.«
     
    »Wer könnte noch Schlüssel haben?«
     
    »Niemand. Darf ich mal den sehen, den Sie haben?«, fragte Hellström. »Der ist auf jeden Fall nicht nachgemacht.«
     
    »Und Sandra hatte wirklich nur zwei Schlüssel, von denen Sie den einen haben und ich den anderen, den Sandra zuletzt in der Jackentasche hatte? Da sind Sie ganz sicher? Wem gehört dann der Schlüssel, der an der Schnur hing?« Maria wog den Schlüssel in der Hand. »Ist das Schloss nach dem vorigen Bewohner ausgewechselt worden?«
     
    »Nein. Dafür gab es keinen Anlass.«
     
     
    Als Maria zusammen mit Tomas Hartman am Vigoris Health Center anhielt, war der Parkplatz überfüllt. An der Einfahrt war eine Schlange, im Eingangsbereich standen dicht gedrängt die Leute, und die Stimmung war gelinde gesagt aggressiv.
     
    »Es gibt in dieser Woche keine weiteren Termine für eine Impfung. Gehen Sie bitte nach Hause, machen Sie telefonisch einen Termin aus, oder versuchen Sie es bei Ihrer eigenen Ambulanz. Wir können momentan keine weiteren Termine vergeben.« Die junge Krankenschwester versuchte, freundlich und sachlich zu klingen, aber ihre Stimme zitterte, und eine flammende Röte ließ das Gesicht erglühen.
     
    »Ich werde hier nicht weggehen, bevor ich geimpft worden bin. Ich fordere die Hilfe ein, die mir versprochen worden ist. Mein ganzes Leben lang habe ich Steuern gezahlt!« Ein grauhaariger Mann, mager und muskulös wie ein Marathonläufer, hielt sich an einem der Pfeiler im Eingangsbereich fest. »Ich gehe hier nicht weg.« Mehrere andere stimmten ein, und die Stimmung wurde immer bedrohlicher.
     
    »Ich bin herzkrank, und all den schönen Reden zufolge müsste ich eigentlich ganz oben auf der Prioritätenliste stehen. In Wirklichkeit ist die Liste aber nicht mehr wert als ein Stück Klopapier. Wer kriegt denn Medikamente? Wer Kontakte hat und bezahlen kann. Man sollte die Sache selbst in die Hand nehmen.« Die alte Dame war so erregt, dass sie keine Luft mehr kriegte.
     
    »Jetzt beruhigen Sie sich doch bitte.« Die Schwester sah aus, als würde sie jeden Moment anfangen zu heulen. »Wenn Sie sich nicht zurückhalten, werden wir die Polizei rufen.«
     
    »Da kriegt man es aber mit der Angst zu tun! Sie, darf ich mal mit Ihrem Chef reden?« Ein weiterer Mann löste sich aus der Menge. Er hatte einen kräftigen roten Bart und einen kahlen Kopf. Er trug eine aufgeknöpfte Lederjacke und um den Hals eine schwere Silberkette. Nun drängte er sich zum Informationstresen vor, packte die Krankenschwester und zerrte sie in den Saal. »Wir meinen es ernst. Wo ist Ihr Chef?«
     
    »Der Chef! Der Chef! Der Chef!«, skandierten mehrere Menschen im Chor, klatschten rhythmisch und stampften mit den Füßen. Einen Moment später stand Viktoria Hammar in der Tür.
     
    »Worum geht es?« Falls sie sich fürchtete, so verriet ihre Körperhaltung es zumindest nicht, ihre Stimme war ruhig und gut artikuliert.
     
    »Jeder wird Medikamente bekommen, und jeder wird geimpft werden. Wenn Sie unseren Anweisungen folgen, wird alles schnell und glatt gehen. Hier bei Vigoris werden zahlende Kunden aufgenommen, und diejenigen, die von ihren Hausärzten ein Rezept bekommen haben, holen sich die Medikamente in der Apotheke und erhalten dann einen Impftermin in ihrer Ambulanz.«
     
    »Es gibt aber keine Medikamente in der Apotheke. Sie sind alle, und Termine bei den Ambulanzen gibt es auch nicht mehr. Das ist ja wie im Krieg! Ich habe meine Kinder im Auto sitzen. Ich will, dass die geimpft werden. Und zwar jetzt!« Der Rotbärtige trat vor und baute sich in voller Länge vor Viktoria auf. Doch sie blieb scheinbar ungerührt stehen.
     
    »Das mag jetzt zu Anfang so sein, aber ich verspreche Ihnen, dass jedem geholfen werden wird. Es kommen täglich Lieferungen mit Medikamenten, und sowie man sich in der Landesregierung auf eine Prioritätenverteilung geeinigt hat, werden alle der Reihe nach Medikamente und Impfungen erhalten. Wenn Sie so freundlich wären, Ihre Namen und Telefonnummern an der Rezeption zu hinterlassen, dann werden wir Sie kontaktieren, sobald es neue Termine oder neue Lieferungen gibt. Wenn Sie allerdings hier im Gedränge stehen bleiben, riskieren Sie, angesteckt zu werden.« Viktoria ließ den Blick von einem zum anderen wandern, um zu zeigen, dass jeder von ihnen die Ansteckung in sich tragen konnte.
     
    Nicht ohne eine gewisse Bewunderung sah Maria, wie es Viktoria Hammer gelang, die Versammelten zu beruhigen und dazu zu
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