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Das Geheimnis der Maurin

Das Geheimnis der Maurin

Titel: Das Geheimnis der Maurin
Autoren: Lea Korte
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patrouillierenden Wachen hatte er uns nicht entgegengeschickt, und das wäre ein Leichtes für ihn gewesen!«, erwiderte Jaime. »Und hinter dem Kerker war es ziemlich finster. Ich denke nicht, dass uns da jemand gesehen oder gar erkannt hat.«
    »Aber werden sie euch nicht ohnehin verdächtigen?«
    »Verdächtigen vielleicht, aber sie werden es uns nicht nachweisen können, denn wir haben vorgesorgt: Offiziell sind Raschid und ich auf dem Weg zu einem Kloster, um dort wichtige Papiere abzuholen, aber in Wahrheit reiten zwei Freunde von uns dahin.«
    »Und was ist mit Musheer? Kommt er auch mit?«
    »Nein«, erwiderte Jaime. »Ich … Raschid und ich … Also, wenn Chalida möchte …« Er schnaubte und knurrte zu Raschid: »Zum Donner, so hilf mir doch!«
    »Soll das etwa heißen, ihr habt die Hochzeit abgeblasen?«
    »Verdammt, Zahra«, platzte es da aus Raschid heraus. »Ich denke, derzeit hast du wahrlich dringlichere Probleme, als wen Chalida heiraten wird!«
    »Und was heißt das?« Angriffslustig blitzte Zahra zwischen ihrem Bruder und Jaime hin und her.
    Jaime stöhnte und raufte sich die Haare. »Das heißt, dass … oh Mann, Zahra, nach dieser ganzen Sache kann Chalida doch sowieso nicht im Land bleiben, und Musheers Eltern werden niemals zulassen, dass er das Land verlässt, wo jetzt gerade auch Jamaal ausgewandert ist und ihnen damit niemand außer ihm bleibt! Auf der anderen Seite scheint es so zu sein, dass Chalida und Aaron …«
    »Das ist nicht dein Ernst!«, fiel Zahra ihm ins Wort. »Du kannst deiner Tochter nicht wünschen, dass sie durchmacht, was ich durchgemacht habe: nie vor Allah verheiratet zu sein, nie zum anderen gehören können, nie …«
    »Immerhin verdankst du Aaron dein Leben! Er hat herausgefunden, wo die Büttel euch eingesperrt haben, und die Sache mit dem Sprengstoff war auch seine Idee!«
    »Ich flehe Euch an, Mutter, so lasst doch mit Euch reden«, erhob nun auch Chalida die Stimme. »Ich hatte so sehr gehofft, Esthers Gleichnis hätte Euch gezeigt …«
    »Esthers Gleichnis!«, fiel Zahra ihr erbost ins Wort. »Kind, das war eine Legende, ein Märchen! Aber das hier ist das wahre Leben!«
    »Wenn Ihr damit sagen wollt, dass ich Aaron nicht heiraten darf, könnt Ihr mich gleich zurück in den Kerker bringen!« Entschlossen hielt sie dem Blick ihrer Mutter stand.
    Aaron erhob sich, hinkte zu ihr und nahm Chalidas Hand. »Bitte, Sayyidati, ich … ich werde alles tun, um Eure Tochter glücklich zu machen!«
    Und mit einem Mal trat auch noch Abdarrahman zu ihnen und nickte Zahra aufmunternd zu. »Selbst mich hat Aaron in den letzten Tagen überzeugen können, Mutter, und Musheer … Vater hat recht. Er wird niemals das Land verlassen, und dank Adilah habe ich ja erfahren können, wie es ist, seine wahre Liebe zu finden …«
    Fassungslos sah Zahra zwischen ihrem Ältesten und Chalida und Aaron hin und her. »Und wie stellt ihr Kindsköpfe euch das vor?«, wetterte sie. »In Marokko könnt ihr noch nicht einmal heiraten, und du, Jaime, und du, Raschid, ihr seid auch nicht viel gescheiter, wenn ihr dem Jungen das Ganze nicht schon längst ausgeredet habt!«
    »Aaron ist bereit, sich als Muslim auszugeben und Chalida vor einem Qadi zu heiraten«, erwiderte Jaime, woraufhin Zahra ihn so durchdringend ansah, dass er den Blick senken musste. In der Tat hatten Jaimes Worte sie mit herber Bitterkeit erfüllt.
Vor einem Qadi heiraten … Das ist weit, weit mehr, als du für mich und die Kinder je zu tun bereit gewesen bist!
Und je länger sie diesen Satz in ihrem Kopf hin- und herdrehte, desto unerträglicher wurde er ihr. Sie strich sich über die Stirn. »Wann …« Ihre Stimme brach, doch auch wenn sie belegt und heiser klang, fuhr sie doch entschlossen fort: »Wann also ist die Überfahrt?«
     
    Als Zahra feststellte, dass Jaime und Raschid ihre Flucht schon bis ins letzte Detail vorbereitet hatten, war sie ihnen zwar einerseits dankbar, aber andererseits fühlte sie auch sich abgeschoben, und das ganz besonders, wenn sie Jaime ansah. Nun stand seiner Karriere am Hof also nichts mehr im Weg: Seine maurisch-muslimische Frau war endlich weg, die Mischlingskinder gleich dazu – und jedes Mal, wenn sie das dachte, schämte sie sich, denn im Grunde ihres Herzens wusste sie, dass sie ihm unrecht tat. Doch letztlich war dies die einzige Art, wie sie all dies überhaupt aushalten konnte. Nie mehr würde sie ihn wiedersehen. Nie, nie mehr!
    Zu den Vorbereitungen gehörte, dass
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