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Das Geheimnis der Magischen Ohren (German Edition)

Das Geheimnis der Magischen Ohren (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Magischen Ohren (German Edition)
Autoren: Tina Zang
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den Mund und schnuppere. Es riecht wie ganz normaler Schwarztee.
    «The smell is too faint for human noses», flüstert Marty. «But I’m sure there’s something in it. Poison or a narcotic.»
    Ich stelle die Tasse wieder ab, beuge mich zu Eve und raune ihr zu: «Poison.»
    Elmo, der damit beschäftigt ist, eine Aktenmappe aufzuschlagen und darin nach etwas zu suchen, bemerkt nichts davon. Er entnimmt der Mappe ein Blatt und legt es vor Eve auf den Tisch. «This is the contract.»
    Eve überfliegt den Kaufvertrag. «You want one million dollars for your curtain?», keucht sie. «You must be joking. My curtain only cost about five thousand dollars.»
    Elmo lässt seine Fingerknöchel knacken. «Then maybe yours isn’t as valuable as mine. You know, it has a special quality.» Er senkt die Stimme zu einem dramatischen Flüstern. «My curtain is a gate to another world.»
    Jetzt verstehe ich überhaupt nichts mehr. Wenn Elmo vorhätte, uns reinzulegen, würde er doch nicht verraten, dass er das Geheimnis des Vorhangs kennt. Oder will er den Vorhang wirklich loswerden, aber zu einem besonders hohen Preis? Doch wenn er nichts Böses vorhat, wozu dann etwas in den Tee geben? Oder es ist gar nichts im Tee, und Marty will sich nur wichtigmachen, damit ich ihn als Bodyguard ernst nehme?
    Während mir in Sekundenschnelle diese Gedanken durch den Kopf schießen, lacht Eve gekünstelt. «Another world? You can’t be serious.»
    Sie will also so tun, als sei sie noch nicht in Valanna gewesen. Hoffentlich fällt Elmo auf Eves List rein und sieht uns deshalb nicht als Gefahr, die es zu beseitigen gilt.
    Elmo erhebt sich und tritt zu dem Vorhang. Liebevoll streicht er über die straff im Rahmen gespannte Seide. Ich nutze den Moment, in dem er uns den Rücken zudreht, um etwas von meinem Tee in die Kanne zurückzuschütten. Eve tauscht schnell ihre Tasse mit meiner, und ich gieße auch aus dieser etwas zurück. Elmo soll glauben, dass wir den Tee trinken. Ich lasse absichtlich Reste in den Tassen, denn sonst könnte er auf die Idee kommen, nachzuschenken, und dann würde er merken, dass die Kanne wieder voll ist.
    «Yes, indeed. A beautiful world.» Elmo dreht sich um und breitet wie ein Prediger die Arme aus. «No crime, no pollution, no dangerous animals. An ocean of silk. And people so wise and peaceful! My Chinese curtain is the gate to paradise. So, what do you say?»
    «It’s too expensive», erwidert Eve. «And I don’t believe that nonsense about a gate to another world.»
    «In this case, I offer to buy your curtain for fifty thousand dollars. That’s ten times as much as you paid for it.» Elmo setzt sich wieder und verschränkt die Hände auf der Tischplatte. Sein Blick gleitet über unsere Teetassen. Ich tue so, als könnte ich ein Gähnen nicht unterdrücken. Elmos zufriedener Blick sagt mir, dass alles so läuft, wie er es geplant hat. Dann ist also wirklich ein Schlafmittel im Tee.
    Eve beugt sich vor. «But maybe my curtain is also a gate to Valanna.»
    Ich greife nach Eves Arm, als könnte ich damit ihre Worte ungesagt machen, und täusche einen Hustenanfall vor, in der Hoffnung, Elmo damit abzulenken. Doch er hat es natürlich auch gehört: Eve hat «Valanna» gesagt, dabei hat er diesen Namen nicht erwähnt.
    «Okay, we can stop playing games», sagt er. «You know about Valanna and you know who I am, right?»
    Eve bemüht sich zu lächeln. «So we share a secret», versucht sie eine gemeinsame Ebene mit ihm zu finden. «We both have a gate to Valanna. I hope you didn’t tell anyone about it.»
    Elmo schüttelt den Kopf.
    «How did you find out that it was a gate?», will Eve wissen, wahrscheinlich, um Zeit zu schinden. Aber wie soll ich die Zeit nutzen? Ich könnte behaupten, dass ich auf die Toilette muss, und dann schnell das Hotelzimmer verlassen und an der Rezeption um Hilfe bitten. Nur wie erkläre ich unser Problem?
    Elmo erzählt Eve, dass er den Vorhang schon sehr lange besitzt. Er war eins der ersten Stücke seiner Sammlung und hing eingerahmt in seinem Wohnzimmer. Eines Abends kam er betrunken von einer Party heim, stolperte und knallte gegen die Wand, genau in den gerahmten Vorhang – das heißt, er dachte, gleich würde er gegen die Wand knallen, doch stattdessen fiel er einfach hindurch. Obwohl er alles andere als nüchtern war, gelang es ihm, zu einer Insel zu schwimmen, wo er seinen Rausch ausschlief.
    Am nächsten Morgen stellte er entsetzt fest, dass er das alles nicht geträumt hatte.
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