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Das Geheimnis der Magischen Ohren (German Edition)

Das Geheimnis der Magischen Ohren (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Magischen Ohren (German Edition)
Autoren: Tina Zang
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habe ich erst mal genug.
    Dad grillt Steaks auf dem riesigen Barbecue-Grill.
    Mum hat den Gartentisch gedeckt und schreitet jetzt die Büsche ab. «Hier gehört mal gemäht», ruft sie zu Dad hinüber, «und Unkraut gezupft.»
    «Das ist kein Unkraut», protestiert Dad. «It’s biodiversity.»
    Mein Bruder Ken kommt aus der Terrassentür gestapft. «Which university?»
    «Biodiversity bedeutet Artenvielfalt», erklärt Dad. «Zwischen Weihnachten und Neujahr habe ich viel Zeit, mich um den Garten zu kümmern», versichert er Mum.
    In Neuseeland ist an Weihnachten Sommer, weil auf der Südhalbkugel die Jahreszeiten genau umgekehrt sind. Wie das wohl sein wird, bei strahlendem Sonnenschein «Silent Night, Holy Night» zu singen?
    «Wir verreisen also nicht über die Feiertage?», frage ich. «Könnte ich dann ein Haustier haben? Das wäre mein schönstes Weihnachtsgeschenk.» Ich schwinge mich aus der Hängematte und gehe nachsehen, wie weit die Steaks sind. «Es muss ja kein großes Tier sein», sage ich, während ich mir Senf auf den Teller löffle. In Hamburg hatte ich einen Hamster. Smitty hieß der und war ein so süßer Kerl. In Neuseeland hält sich niemand Hamster als Haustiere, das ist hier völlig unbekannt. «Eine Ratte wäre toll. Ratten sind liebenswürdig und intelligent.»
    «Also das krasse Gegenteil von dir», stichelt Ken.
    Ich ignoriere ihn. «Ich habe mich um Smitty immer gut gekümmert», erinnere ich meine Eltern. Das ist ja meistens das Gegenargument, wenn man ein Haustier will: Man würde es vernachlässigen und die ganze Arbeit bliebe an den Eltern hängen. «Eine Ratte könnte ich auf der Schulter überallhin mitnehmen. Ich könnte ihr Kunststücke beibringen und –»
    Mum unterbricht mich mit einer abwehrenden Handbewegung. «Ratten haben nackte Schwänze. Brrr. So was kommt mir nicht ins Haus. Dann lieber eine Ziege, die das Unkraut frisst.»

[zur Inhaltsübersicht]
    2
    A Rhyming Parrot

    A m Freitag haben wir wieder Spanisch. Schon in der Pause davor fühle ich mich total daneben. Hoffentlich bekommen wir nicht die Klausur zurück. Unruhig rutsche ich auf meinem Stuhl herum. «Mrs. Spartan wird mir ganz schön die Leviten lesen.»
    Huhana meint grinsend: «Ja, sie wird dich in Grund und Boden rülpsen.»
    In dem Moment kommt eine Überraschung zur Tür hereinspaziert: Es ist nicht die mit Sprudelflaschen bepackte Mrs. Spartan, sondern ein Mann mit Locken, die für drei Pudel reichen würden. Ich bin schon drauf und dran, mich zu freuen, weil ich denke, dass er nur eine Vertretungsstunde macht, aber da sehe ich die Klausurhefte, die er sich unter den Arm geklemmt hat. Der Pudelkopf strahlt uns an. «Emma Spartan is on maternity leave.»
    Huhana flüstert mir ins Ohr: «Sie ist im Mutterschaftsurlaub.»
    Mrs. Spartan ist schwanger? Und ich dachte, sie wäre nur aufgebläht vom vielen Sprudeltrinken.
    Pudelkopf stellt sich vor. «I’m Mr. Charles, and I’ll get to know all your names as I hand out the tests.» Er beginnt, die Namen von den Heften abzulesen.
    Ich seufze und ergebe mich in mein Schicksal.
    «Michaela Maier?»
    Ich hebe eine Hand und sehe Pudelkopf unter zusammengekniffenen Augenlidern an. «Sir?»
    Er hält mir das Heft hin. «It seems that Mrs. Spartan gave you the wrong text.»
    «No, the text was okay», murmle ich und starre auf meine Fingernägel. «I didn’t translate it, I wrote my own story.»
    «Good on ya.»
    Ich hebe erstaunt eine Augenbraue. «Good on ya» heißt so viel wie «Gut gemacht». Das muss er ironisch meinen.
    «Your story was very interesting.» Pudelkopf nickt so heftig, dass seine Locken Übergewicht bekommen. Er wischt sie sich aus dem Gesicht. «I’m sure you’re a clever girl. Come and see me after the lesson, Michaela.»

    Mit den Spanischbüchern im Rucksack stapfe ich am nächsten Tag das Treppenhaus eines Altbaus hoch. Das dunkle Holz knarrt. Es riecht nach Bienenwachs und trockenem Staub. Mr. Charles wohnt im vierten Stock. Er hat mir nach der Spanischstunde angeboten, mir am Samstagvormittag zwei Stunden lang kostenlos Nachhilfe zu geben. Ich finde das zwar sehr nobel von ihm, aber ich wäre an diesem sonnigen Tag lieber mit Freunden ans Meer gefahren.
    Pudelkopf öffnet die Tür, bittet mich rein und führt mich ins Wohnzimmer, wo ich meine Bücher und Hefte auf dem Esstisch ausbreite und mich dann ein wenig umsehe. Sofort fällt mir ein Papagei auf, der in einem Käfig auf einem Ast hockt. Er ist rot und blau mit gelbem
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