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Das Geheimnis der Haarnadel

Das Geheimnis der Haarnadel

Titel: Das Geheimnis der Haarnadel
Autoren: Henry Fitzgerald Heard
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einmal hereinbitten und sie nach dieser Nadel in Messergestalt fragen. Danach braucht sie sich wohl nicht mehr zur Verfügung zu halten, und auch Sie beide werde ich nicht länger aufhalten. Die Ermittlungen sind abgeschlossen.«
    Er rief Jane, die in der Nähe geblieben war, und fragte sie ohne Umschweife nach dem Haarnadel-Papiermesser. Das war ein Thema nach ihrem Geschmack.
    »Das Messer da, das hab’ ich nie ausstehen können! Sehen Sie den kleinen Topf dort drüben, der immer noch ein wenig hübscher und frischer aussieht als die anderen? Na, ob Sie’s glauben oder nicht, der hätte mich beinahe meine Stellung gekostet. Einmal habe ich ihn mit Politessa poliert – der war genauso schmutzig wie das häßliche Messer da. Und mit einem Male strahlte das Kupfer wieder, als wär’s die Sonne höchstpersönlich. Und dann kam Mr. Sankey herein und war fuchsteufelswild und sagte, ich hätte die Pastete vollkommen ruiniert, und ich würde entlassen, wenn ich so etwas noch einmal machte!«
    »Patina?« schlug Mr. M. vor.
    »Paste oder Pastete, Schmutz ist Schmutz; selbstverständlich können Hausherren Schmutzfinken sein, aber Dienstmädchen müssen sauber sein (und wollen es auch gern sein). Aber das scheußliche kleine Messer hab’ ich gelassen, wie es war, und er hat es ja auch immer gerne neben sich liegen gehabt. Oft hat er damit gespielt und es in den Fingern gedreht, oder er hat die Seiten aufgeschnitten, wenn er fehlerhafte Bücher hatte. Und jetzt ist es ihm zum Verhängnis geworden.«
    Der Strom wurde vom Inspektor zum Versiegen gebracht, der unserer mustergültigen Zeugin noch einmal dankte, und wiederum schickte sie sich an zu gehen, offenbar beinahe ebenso zufrieden mit ihrem zweiten Akt und Abgang wie mit dem ersten. Doch ihr Freund Mr. M. verschaffte ihr noch ein encore.
    »Ob Sie uns wohl sagen können, wann Mr. Sankey dieses Buch hier erworben hat?« Er hielt den Sueton für sie in die Höhe. »Ich sehe, daß sein Exlibris nicht eingeklebt ist, und wie ich festgestellt habe, findet es sich für gewöhnlich in seinen Büchern.«
    Das überraschte mich mehr als es hätte sollen. Mr. M. war wie ein Jongleur und ein Zauberkünstler in einer Person, und man konnte sich darauf verlassen, daß auf jedes Mal, wo man bemerkte, wie er ein Indiz wahrnahm, ein halbes Dutzend Male kam, wo man gar nicht sah, daß er etwas sah – ja, die Analogie ging sogar noch weiter; denn oft mußte ich zu einem späteren Zeitpunkt feststellen, daß, wenn er sich offenbar mit etwas zu beschäftigen schien, dies bei näherem Hinsehen eine Finte war – in Wirklichkeit hatte er etwas ganz anderes im Auge, etwas, das vollkommen ahnungslos war, daß es beobachtet wurde.
    Doch Jane belohnte seinen Scharfsinn mit einem herzlichen »Also wirklich, Sir, Sie haben ja wirklich Adleraugen! Ganz recht! Das ist nicht – oder vielleicht sollte ich sagen« (und ihr rundes Gesicht wurde ein kleines Stückchen länger als Tribut an den unbetrauerten Toten) »das war nicht sein Buch. Und ich kann Ihnen auch sagen, wo es herkommt!«
    »Ah, tatsächlich!« sagte Mr. M. und brachte irgendwie mit seinen Stimmbändern einen Ton hervor, der mich absurderweise an die wenigen, ermunternden Akkorde erinnerte, mit denen ein guter und hilfreicher Liedbegleiter sich zu dem zögernden Sänger umwendet, und seinen Protégé dazu bringt, einen Anfang zu finden.
    »Jawohl«, sagte Jane und vertiefte sich ganz in ihre Erinnerung. »Jetzt hab’ ich’s. Ich seh’s vor mir, als ob ich es alles noch einmal erleben würde. Wie gesagt, ich lasse Mr. Milium ein. Und er hält mir die Türen auf. Jetzt habe ich es wieder. Ist ja ganz seine Art, aber diesmal ist es noch ein wenig aufmerksamer als sonst. Denn mir fällt auf – Sie müssen wissen, da ich selbst auch so jemand bin, fallen mir Freundlichkeiten auf, die nicht einfach nur automatische Freundlichkeiten sind, sondern wirklich Mühe machen – mir fällt auf, daß er ein großes Buch in der rechten Hand hält, und er muß mir die Tür mit der Linken öffnen, was ein bißchen schwierig ist; und da sehe ich, daß er sich in den linken Daumen und Finger geschnitten hat, als er am Tag zuvor so freundlich war, die Zweige in der Laube zurückzuschneiden. Ich machte eine Bemerkung darüber und fragte ihn, ob ich es ihm ordentlich verbinden dürfe. Denn es war so ungeschickt gemacht, er mußte es wohl selbst getan haben, und Männer – und Mrs. Sprigg übrigens auch – sind bei so etwas ja einfach nicht zu
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