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Das Geheimnis der Haarnadel

Das Geheimnis der Haarnadel

Titel: Das Geheimnis der Haarnadel
Autoren: Henry Fitzgerald Heard
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nur ein Jahr später erschienenen Werk »Anlage Freiumschlag« (DuMont’s Kriminal-Bibliothek Band 1023) tritt Mr. Mycroft bereits wieder als internationale Berühmtheit auf, die auf Drängen höchster Kreise das beschauliche Bienenzüchterdasein in Sussex verlassen hat, um nicht mehr und nicht weniger zu tun, als die Welt zu retten, und wieder wird Silchester unfreiwillig zu seinem Watson, seinem Gefährten und Chronisten.
    Im letzten Band (»The Notched Hairpin«, 1949) erreicht Heard die größte Nähe zum originalen Holmes-Corpus, die zugleich aber auf eine eigentümliche Weise gebrochen erscheint. Silchester ist nun endgültig zum Watson geworden, lebt mit Mycroft in einer kleinen Londoner Wohnung, und Mycroft ist, wie sein früheres Ich, von Beruf wieder Consulting detective, d. h. ein Superdetektiv, an den sich Kollegen wenden, wenn sie mit ihrem Latein am Ende sind. Die das Doyle-Watson-Holmes-Corpus durchziehenden Dialoge, bei denen Holmes seine Superiorität demonstriert, sind zu ebenso »üblichen Silchester-Mycroft-Streitereien« geworden. Andererseits stellt ausgerechnet Mycroft selbst die Identität mit Holmes in Frage, wenn er, allerdings wieder ohne den Namen zu nennen, behauptet, sein großer Vorgänger habe mit seiner Behauptung, jeden Tabak an seiner Asche zu erkennen, wohl etwas übertrieben. Im letzten Band der Trilogie beginnt das Spiel mit dem Leser hinsichtlich der Identität Mycroft-Holmes – und es ist in allen drei Bänden der Leser, der Heards Partner in diesem Spiel ist – sich selbst aufzuheben, da es gerade Zigarettenasche ist, die Mycroft zu einem der entscheidenden Clues wird.
    Ein Clue ist so etwas wie ein Indiz, und der englische Begriff kommt vom Wollknäuel, vom Faden der Ariadne, der Theseus einst aus dem Labyrinth führte. Zunächst aber, und darauf hat Richard Alewyn, einer der ersten Erforscher des Detektivromans, hingewiesen, führt dies »Knäuel« in das Labyrinth hinein: Meist unscheinbare Hinweise sind es, die den Detektiv etwas hinter einer Oberfläche ahnen lassen, die für alle andern glatt und geschlossen wirkt.
    Mit einem solchen Clue – genauer gesagt, sind es für Mycroft drei – beginntauch unser Fall: Holmes wird vom intelligenten, sensiblen, kunstliebenden Inspector Sark eine Haarnadel aus der Renaissance geschickt, mit der soeben ein Mann getötet wurde. Er untersucht sie – hier ganz Sherlock Holmes – zunächst mit der Lupe, dann mit dem Mikroskop und entschließt sich dann zu einer der plötzlichen Exkursionen zum Tatort, an die sich Silchester wie einst sein Vorgänger Watson gewöhnt hat. Sark will von Mycroft nur die Bestätigung, daß er den Fall getrost als Selbstmord abschließen kann: Ein alternder Misanthrop, in einer Laube in seinem Garten sitzend, den niemand – wie Sark mit einer für Romanpolizisten ungewöhnlichen Genialität demonstriert – betreten haben kann, wird mit der Haarnadel im Herzen, auf der nur seine eigenen Fingerabdrücke sind, aufgefunden, und vor ihm liegt ein Buch über einen antiken Selbstmord mit einem Dolch. Es kann nur Selbstmord gewesen sein, und Mycroft bestätigt dem Inspector gerne, daß er den Fall getrost abschließen kann.
    Dies hindert ihn jedoch nicht, aufgrund der Haarnadel, die ihm unter dem Mikroskop zum Geheimnis geworden ist, selbst den Tatort und seine Umgebung zu untersuchen. Was er am Ende wortwörtlich auf den Tisch legt, sind die Haarnadel, ein Drahtspanner, wie ihn Dachdecker brauchen, eine alte Stahlfeder und ein Zweig von der kurz vor der Tat getrimmten Laube. Als er diese kuriose Sammlung, die Silchester nur an einen Aborigine-Zauber denken läßt, einem von ihm offensichtlich Verdächtigten präsentiert, legt dieser ein Geständnis ab.
    Das Buch ist sehr klar gegliedert: Auf die kurze Exposition »Die Backsteinzwillinge« folgt unter »Des Inspektors >Wer<« die Demonstration der Selbstmord-These, verbunden damit jedoch auch Mycrofts eigene Beobachtungen, die ihn tiefer blicken und die Untersuchungen fortsetzen lassen. In »Mr. Miliums >Warum<« werden sodann – wie auch häufig in den echten Holmes-Geschichten – die tief in die Vergangenheit zurückreichenden Motive offengelegt, und unter »Mr. Mycrofts >Wie<« verbirgt sich nichts anderes als die gattungstypische Schlußerörterung des Detektivs, wann und wie er mit Hilfe welcher Clues in das Labyrinth hinein- und wieder herausgefunden hat.
    Das Buch, bei dem der Täter relativ schnell gefunden wird, bezieht eben aus diesem Aufbau
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