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Das Geheimnis der Götter

Das Geheimnis der Götter

Titel: Das Geheimnis der Götter
Autoren: Christian Jacq
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würden ihn mehrere Wachen daran hindern; aber wie ließ sich herausfinden, ob einer der hochrangigen Gäste zu den Anhängern des Propheten gehörte? Wenn sie dem Herrscher ihre Geschenke übergaben, kamen sie ihm sehr nahe – da bliebe genug Zeit zu handeln, ehe der Beschützer eingreifen konnte.
    Am besten wäre es gewesen, alle Teilnehmer an den Feierlichkeiten gründlich zu untersuchen. Doch das ließen guter Ton und Anstand nicht zu. Sobek blieb also nichts anderes übrig, als über die Maßen wachsam zu sein und im Falle eines Falles blitzartig einzuschreiten.
    Der erste Gast, der vortrat, war der betagte und beleibte Chnum-Hotep. Von diesem fähigen und hoch angesehenen Mann, dem Wesir von Ägypten, war nichts zu befürchten. Genauso wenig wie vom obersten General, dem strengen alten Nesmontu, dem unnachgiebigen Genießer Senânkh, Minister für Handel und Wirtschaft, und dem vornehmen Sehotep, der alle Baustellen des Pharaos leitete.
    Diese Würdenträger legten als Erste ihre Geschenke zu Füßen des Herrscherpaars: eine schwere Halskette als Sinnbild der neun Schöpfungsmächte, ein Schwert aus Elektrum, einer Mischung aus Gold und Silber, eine winzige goldene Kapelle und eine Schale mit neuem Wasser, dem man belebende Kräfte zuschrieb. Nach ihnen war Medes an der Reihe, der Sekretär des Königlichen Rates der ein Kästchen mit Gold, Silber, Lapislazuli und Türkis brachte.
    Sobek mochte diesen kleinen Dicken nicht besonders, auf den man in Memphis allerdings große Stücke hielt. Medes hatte den Auftrag, die königlichen Beschlüsse niederzuschreiben und in Ägypten, Nubien und dem syrisch-palästinensischen Schutzgebiet zu verteilen, den er mit beispielloser Sorgfalt erledigte. Viele Würdenträger verhießen Medes eine steile Laufbahn, weil er sich so sehr für das Land einsetzte. Auf Medes folgten rund fünfzig Höflinge, die sich gegenseitig an Unterwürfigkeit nur so übertrafen. Je länger die Feier dauerte, umso angespannter wurde Sobek. Der Beschützer beobachtete jeden Einzelnen ganz genau und versuchte herauszufinden, ob etwas auffällig war. Sollte wirklich ein Widerständler so verrückt oder benebelt sein, dass er Sesostris anzugreifen wagte, diesen Riesen mit dem strengen Gesicht und dem stechenden Blick, der jedes Gegenüber ehrfürchtig erstarren ließ? Seine Lider waren schwer vom Leid und Mittelmaß der Menschheit, die auf ihnen lasteten, mit seinen großen Ohren konnte er die Stimmen der Götter und die Klagen seines Volkes hören.
    Sesostris war der geborene Pharao. Ausgestattet mit einer übernatürlichen Kraft, dem ka, der von König zu König weitergereicht wurde, machte er Neider und Nebenbuhler durch seine bloße Gegenwart lächerlich. Und konnte er etwa keine Wunder vollbringen, wie die Macht über die Nilflut, die Abschaffung aller Vorrechte der Provinzfürsten, die Vereinigung der Zwei Länder oder die Befriedung von Nubien und Kanaan? Immer mehr ruhmreiche Geschichten waren über ihn im Umlauf, und man begann bereits, seine Herrschaft mit der von Osiris zu vergleichen.
    Doch Sesostris war unempfänglich für Lobeshymnen und verabscheute Schmeicheleien, er prahlte nie mit seinen Erfolgen und dachte ausschließlich an die Schwierigkeiten, die es zu bewältigen galt. Das Land zu regieren, dafür zu sorgen, dass es nicht von Maats Weg abkam, den Gemeinschaftsgeist zu stärken, den Schwachen vor dem Starken zu schützen und die Anwesenheit der Gottheiten sicherzustellen, hätte eigentlich genügt, um einen Riesen zu erschöpfen. Aber der König durfte sich nicht ausruhen, sondern musste so handeln, dass seine Untertanen ruhig schlafen konnten.
    Außerdem bot der Pharao einem gefährlichen Gegner die Stirn, dem Propheten, der entschlossen war, Gewalt, blindwütigen Eifer und das Böse auf der Welt zu verbreiten. Ägypten und sein Pharaonentum standen ihm dabei zuallererst im Weg. Deshalb hatte er versucht, sie mitten ins Herz zu treffen, als er in Abydos den Baum des Lebens, die Akazie des Osiris, mit einem bösen Fluch belegte. Obwohl der Baum wieder genesen war, blieb Sesostris beunruhigt und glaubte dem Gerücht nicht, der Prophet sei in irgendeiner abgelegenen Gegend Nubiens gestorben. Bedeutete sein Verschwinden nicht viel eher einen neuen Schritt, das Vorspiel zum nächsten Angriff?
    Der Bau einer Pyramide in Dahschur, eines Tempels der Millionen Jahre und einer ewigen Ruhestätte in Abydos arbeitete zwar gegen das Vorhaben des Feindes, genau wie der magische Festungswall
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