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Das Geheimnis der antiken Kette

Das Geheimnis der antiken Kette

Titel: Das Geheimnis der antiken Kette
Autoren: Linda Lael Miller
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letzten Stufen der vorderen Treppe heraufkam. Seine zerzausten braunen Haare waren eine Spur zu lang, seine türkisfarbenen Augen misstrauisch verengt, und er brauchte dringend eine Rasur.
    Der Kerl stammte direkt aus einem Mitternachts-Western, aber seine Anziehungskraft war absolut Hightech.
    »Wie heißen Sie?«, fragte er mit seiner beunruhigend raue Stimme.
    Rue konnte sich nicht gegen den Gedanken wehren, was für ein Hit dieser Kerl in einer Singles-Bar gewesen wäre. Er sah nicht nur auf eine raue, harte Art gut aus, sondern hatte den Macho zur Kunstform entwickelt. »Rue Claridge«, sagte sie eine Spur zu herzlich und streckte die Hand aus.
    Der Marshal blickte auf ihre Hand, ergriff sie jedoch nicht. »Schleichen Sie für gewöhnlich in anderer Leute Haus herum?«, fragte er. Seine wunderbaren Augen weiteten sich, als er ihre Jeans, das T-Shirt und die Laufschuhe betrachtete.
    »Ich suche meine Cousine Elisabeth.« Sie klammerte sich an ihr Lächeln wie jemand an eine Felskante, von der er baumelte. »Ich vermute, sie könnte … hier in der Gegend sein.«
    Der Mann des Gesetzes lehnte sein Gewehr gegen die Wand. »Wer sind Sie?«
    »Ich sagte doch, mein Name ist Rue Claridge, und ich suche meine Cousine, Elisabeth McCartney.« Rue zeigte mit ihrer Hand ungefähr ihre eigene Größe an. »Sie ist eine hübsche Blondine mit blaugrünen Augen und einem sanften Wesen.«
    Der Marshal zog die Augenbrauen zusammen. »Lizzie?«
    Rue zuckte die Schultern. Sie hatte nie gehört, dass Elisabeth sich Lizzie nannte. »Sie hat mir geschrieben, dass sie sich in einen Mann namens Jonathan Fortner verliebt hat.«
    Jetzt lächelte der Marshal. »Die sind nach San Francisco, Jon und Lizzie. Haben vor ein paar Monaten geheiratet, gleich nachdem Lizzies Prozess vorüber war.«
    Rue trat einen Schritt näher. »Prozess?«
    »Das ist eine lange Geschichte.« Die sagenhaften Augen streiften über ihre Kleider. »Wo, zum Teufel, haben Sie die Klamotten her?«
    Rue holte tief Atem und stieß ihn wieder aus. »Ich komme von … einem anderen Ort. Wie heißen Sie eigentlich?«
    »Farley Haynes«, antwortete der Cowboy.
    »Nun, Mr Haynes«, erwiderte sie fröhlich, »tut mir leid, dass Sie umsonst gekommen sind. Wissen Sie, Elisabeth – Lizzie – möchte, dass ich hier in diesem Haus bleibe.«
    Haynes stülpte den verbeulten alten Hut auf seinen Kopf zurück und betrachtete Rue. »Sie hat keine Cousine erwähnt. Vielleicht kommen Sie besser mit mir in die Stadt und beantworten noch ein paar Fragen.«
    Rues erster Impuls war, sich dagegen zu wehren, aber sie war eine erfahrene Journalistin, und abgesehen davon, dass sich in ihrem Kopf noch alles von dem Schock des plötzlichen Wechsels von einer Zeit in die andere drehte, war sie brennend neugierig.
    »Welches Jahr haben wir eigentlich?«, fragte sie und erkannte erst, wie sonderbar die Frage klang, als sie schon über ihre Lippen gekommen war.
    Der Gesetzeshüter legte seine Hand leicht an ihren Ellbogen, während er sie die Vordertreppe hinunterführte. In der anderen Hand trug er sein Gewehr. »1892«, antwortete er mit einem Seitenblick. »Oktober.«
    »Vermutlich wundern Sie sich, wieso ich das nicht wusste«, redete Rue drauflos, als der Marshal sie durch die Haustür schob. Ein großer rotbrauner Wallach wartete hinter dem weißen Gartentor. »Ich … ich hatte ein Fieber.«
    »Auf mich wirken Sie gesund.« Er öffnete das Tor.
    Die Nähe des Pferdes spendete ihr Trost. Sie hatte immer Tiere geliebt, und die glücklichsten Zeiten ihres Lebens hatte sie in Ribbon Creek im Sattel verbracht. »Hallo, großer Junge«, sagte sie und tätschelte den Hals des Wallachs.
    Im nächsten Moment wurde Rue um die Taille gepackt und in den Sattel gehoben. Bevor sie auf irgendeine Weise reagieren konnte, hatte Marshal Haynes sein Gewehr in das Sattelhalfter geschoben, den Fuß in den Steigbügel gesteckt und sich hinter ihr auf das Pferd geschwungen.
    Als Reaktion darauf verspürte Rue ein Beben an ihrem Rückgrat hochlaufen.
    »Stehe ich unter Arrest?«, fragte sie. Er fasste um sie herum nach den Zügeln, und erneut wurde Rue von den heftigen Reaktionen ihres Körpers überrascht. Cowboyfantasien waren die eine Sache, ermahnte sie sich, aber dies war ein Ausflug in die Zwielicht-Zone, und sie hatte das schreckliche Gefühl, dass auf ihrem Ticket HINFAHRT stand und nicht auch RÜCKFAHRT.
    »Kommt darauf an, ob Sie erklären können, wieso Sie Mrs Fortners Halskette tragen«, murmelte der
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