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Das Geheimnis der antiken Kette

Das Geheimnis der antiken Kette

Titel: Das Geheimnis der antiken Kette
Autoren: Linda Lael Miller
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zeichnete sich ein fest wirkender Schatten ab.
    Rue verzog das Gesicht, fasste tief ins Unbekannte und schloss ihre Hand um den Gegenstand. Sie zog die Hand so schnell zurück, dass ein Span oder ein Nagel einen langen Kratzer an ihrem Arm hinterließ.
    Sie schenkte der Wunde keine Beachtung. Sie konnte nur die runde, verrostete Dose in ihrer Hand betrachten. Einst hatte sie Salbe enthalten.
    »Bitte«, flüsterte sie.
    Es ging schwer, und sie brach sich zwei Fingernägel ab, aber endlich konnte sie den Deckel abheben. In der Dose lag die Halskette!
    Rues Augen füllten sich mit Tränen der Erleichterung. Sie presste den Anhänger an ihre Brust. Wenn doch jetzt nur noch die Magie wirkte!
    Nichts passierte, weshalb Rue die Halskette sorgfältig in ihre Jackentasche steckte. Erst jetzt bemerkte sie, dass ein beschriebener Zettel in der Dose steckte.
    Behutsam hob sie ihn an das schwache Licht, das durch einen breiten Spalt in der Stallwand fiel. »Ich wusste, Du würdest nicht auf mich hören!«, hatte Elisabeth geschrieben.
    Rue lächelte, trocknete sich die Augen mit dem Handrücken und kletterte vorsichtig die Leiter hinunter.
    Im Haus legte sie die verschmutzte Halskette auf die Spüle und wusch sie. Als sie sauber und trocken war, nahm sie die Kette um ihren Hals und ließ vorsichtig den Verschluss einschnappen.
    Rue schloss die Augen, hielt sich an der Kante der Theke fest und wartete. Hoffte.
    Zuerst geschah nichts, dann erfüllte ein summender Ton Rues Ohren, schwoll beständig an. Der Boden bäumte sich unter ihren Füßen auf, und es war, als könne sie sogar die Erddrehung fühlen.
    Jemand schrie, und etwas krachte zu Boden.
    Rue öffnete die Augen und sah Bethies Haushälterin dastehen, verstört starrend, eine zerschmetterte irdene Schale zu ihren Füßen. Der Inhalt der Schale hatte sich über das Kattunkleid der Frau ergossen.
    »Ellen, um Himmels willen!«, klagte eine vertraute Stimme, und dann erschien Elisabeth in der Tür zum Wohnzimmer. Als sie ihre Cousine sah, weiteten sich ihre blaugrünen Augen, und ihr Gesicht leuchtete in einem strahlenden Lächeln auf. »Rue!«
    »Sie muss aus dem Nichts gekommen sein, Madam«, jammerte Ellen. »Ich sage Ihnen, ich weiß nicht, was in diesem Haus vor sich geht. Und jetzt habe ich Kopfschmerzen!«
    »Legen Sie sich lieber hin«, sagte Elisabeth sanft, ohne die Haushälterin anzusehen. Stattdessen umarmte sie Rue.
    »Ist er tot?«, flüsterte Rue und konnte den Schmerz nicht ertragen, noch einen Moment der Ungewissheit zu erleben.
    »Wer?«, fragte Bethie, und bei ihrem verwirrten Blick hob sich Rues Mut beträchtlich.
    »Farley. Farley Haynes, der Marshal.«
    »Nun, er ist nicht sehr glücklich darüber, von dir getrennt zu sein«, erwiderte Elisabeth mit einem freundlichen Lächeln. »Aber man stirbt für gewöhnlich nicht an gebrochenem Herzen. Die Leute wünschen sich nur, sie könnten es.«
    Farley lebte! Rues Knie wurden schwach vor Erleichterung, und sie wäre vielleicht zusammengebrochen, hätte Elisabeth sie nicht gestützt.
    »Ich muss sofort zu ihm«, sagte sie nach ein paar tiefen Atemzügen.
    »Aber du bist aufgewühlt – du musst dich setzen und eine Tasse Tee …«
    »Ich muss meinen Mann finden!«, sagte Rue. »Kann ich mir ein Pferd leihen?«
    Elisabeth widersprach nicht. Sie kannte ihre Cousine nur zu gut. »Eine braune Stute steht im Stall. Sie heißt Maisie, und sie hat es lieber, wenn sie ohne Sattel geritten wird.«
    Rue umarmte ihre Cousine, wünschte ihr ein gutes Leben mit Jonathan, rannte zur Hintertür hinaus und wäre beinahe gestolpert, weil die Stufen anders waren, als sie gewöhnt war. Der Stall war eine wackelige Katastrophe gewesen, als sie ihn das letzte Mal betreten hatte. Jetzt war er fest und gut erhalten.
    Rasch zäumte Rue die kleine Stute auf und schwang sich auf ihren Rücken. Die Halskette war unter ihr Shirt geglitten und fühlte sich warm auf ihrer Haut an, und sie wurde von einer erschreckenden Hast erfüllt.
    Sie war gerade noch rechtzeitig zurückgekommen. Jetzt durfte sie keine Sekunde verlieren.
    Und prompt hörte Rue die Schüsse, als sie und Maisie den Beginn der Main Street erreichten. Rue trieb das Pferd durch den Aufruhr und die Verwirrung – jedermann versuchte, in Deckung zu gehen – und suchte sich ihren Weg um Wagen und Einspänner und andere Pferde herum.
    Ohne eine Spur von Angst ritt Rue direkt auf die Bank zu. Wenn es nötig war, würde sie selbst die Kugel des Outlaws abfangen, bevor sie
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