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Das Geheimnis der antiken Kette

Das Geheimnis der antiken Kette

Titel: Das Geheimnis der antiken Kette
Autoren: Linda Lael Miller
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wohnt natürlich in einem der Schlafsäle an der Universität. Ich habe das Haus weitgehend für mich selbst, abgesehen von dem Hausmädchen. Wollen Sie sich nicht setzen?«
    Obwohl Rue so müde war, dass sie meinte, jeden Moment ohnmächtig zu werden, war sie fast schmerzhaft verspannt. Sie setzte sich in einen anmutigen Queen-Anne-Sessel, bezogen mit einem hübschen blauweißen Blumenmuster, und versuchte, ruhig zu bleiben.
    »Möchten Sie Kaffee?«, fragte Mrs Blake, setzte sich Rue gegenüber und deutete anmutig auf das Silberservice auf dem Beistelltisch.
    Rue schüttelte den Kopf. »Nein, danke«, sagte sie und biss sich hart auf die Unterlippe, um nicht den Umschlag zu verlangen, den Elisabeth ihr hinterlassen hatte.
    »Nun dann, es hat keinen Sinn, die Sache noch länger hinauszuzögern, selbst wenn es das größte Ereignis ist, seit Nadines Freundin Phyllis letztes Jahr während der Weihnachtsparty auf das Dach hinausgekrochen ist und sich zur Närrin gemacht hat. Sie sang zweiundzwanzig verschiedene Shownummern, bevor die Feuerwehr sie herunterholen konnte, und jeder einzelne Ton war falsch.«
    Rue nickte lächelnd und tippte mit den Fingerspitzen auf die Armlehne des Sessels.
    Mrs Blake errötete leicht. »Tut mir leid, ich schweife ja doch ab.« Sie zog einen zerdrückten blauen Umschlag aus ihrer Tasche, die auf dem Marmortisch neben ihrem Sessel lag, und hielt ihn Rue hin.
    Rue zwang sich dazu, ihn Mrs Blake nicht aus den Fingern zu reißen. Nach außen hin musste sie ruhig wirken, aber innerlich litt sie Qualen der Hoffnung. Wenn das nun nicht mehr war als eine kosmische Postkarte – »Wie geht es Dir? Mir geht es gut. Ich wünschte, Du wärst hier« –, wäre die Enttäuschung nicht zu ertragen gewesen.
    Rue brachte sich dazu, die verblassten, aber vertrauten Buchstaben auf der Vorderseite des Umschlags zu lesen, und Tränen erfüllten ihre Augen. Elisabeths geheimnisvolle Anweisungen standen alle da, genau wie Mrs Blake geschildert hatte.
    Endlich, wie ein Kind, das ein faszinierendes, zerbrechliches Geschenk öffnet, das es unter dem Weihnachtsbaum gefunden hat, brach Rue vorsichtig das alte Wachssiegel auf und zog eine einzelne Seite aus dem Umschlag.
    Die Halskette glitt nicht in ihren Schoß, wie Rue gehofft hatte, doch jetzt wollte sie erst einmal die Worte lesen, die hundert Jahre auf sie gewartet hatten.
    Meine liebste Rue,
ich weiß, Du hast wahrscheinlich die Halskette in diesem Brief erwartet, damit Du hierher zurückkommen und Mr Haynes finden kannst, aber wenn Du es durchdenkst, wirst Du erkennen, dass ich ein solches Risiko nicht eingehen konnte. Du und ich, wir wissen nur zu gut, zu welcher Magie Tante Veritys Anhänger fähig ist. Wenn Du die Kette finden willst, kann ich Dir nur sagen, erinnere Dich an jenen regnerischen Nachmittag, als wir dreizehn waren und beschlossen, eine Zeitkapsel zu bauen. Ich schreibe nur sehr ungern diese Zeilen, weil ich weiß, was für eine schreckliche Wirkung sie haben werden, aber Du hast Farley geheiratet, und Du hast ein Recht auf die Wahrheit, damit Du Dein Leben weiterführen kannst. Rue, Farley wurde vor zehn Tagen angeschossen, als er einen Raub verhinderte, und letzte Nacht starb er an seinen Verletzungen.
Ich finde keine Worte, die Dich trösten könnten, aber ich weiß, dass Farley Dich verzweifelt geliebt hat und dass es sein größter Wunsch war, zu Dir zurückzukehren. Rue, ich habe Dir verraten, wo Du die Halskette findest, weil ich nicht das Recht habe, Dir eine Wahlmöglichkeit vorzuenthalten, die rechtens Dir zusteht, aber ich bitte Dich, nicht zu versuchen, hierher zurückzukehren. Die Macht dieses Anhängers ist unvorhersehbar und gefährlich. Alles Mögliche könnte passieren. Ich liebe Dich von ganzem Herzen, Cousine, und ich verlasse mich darauf, dass Du Dich nach der Trauerzeit zusammenreißt und weitermachst. Auf »ewig« und mit einem neuen Verständnis dieses Wort.
Beth
    Als Rue den Brief in ihren Schoß sinken ließ, hielt Mrs Blake ein Glas Wasser bereit.
    »Hier, meine Liebe, trinken Sie das. Sie sind weiß wie ein Geist.«
    Rue griff mit zitternden Fingern nach dem Glas und trank verzweifelt, bedankte sich bei Mrs Blake und schob Bethies Brief in ihre Handtasche.
    »Ich kann nicht darüber sprechen«, gestand sie leise. »Hoffentlich verstehen Sie das.«
    Mrs Blakes Lächeln erinnerte sie an das von Elisabeth. »Ich möchte nicht behaupten, ich wäre nicht neugierig, meine Liebe, aber ich verstehe. Es gibt viele Rätsel in
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