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Das Geheimnis Dauerhaften Gluecks

Das Geheimnis Dauerhaften Gluecks

Titel: Das Geheimnis Dauerhaften Gluecks
Autoren: Friederike Tiedemann
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die mit der Hoffnung leben, es würde sich der andere irgendwann dem eigenen Leitstern anschließen. Die in diesem Buch beschriebenen unterscheiden sich in komplementäre, sich ergänzende Leitsterne (Kapitel 3 und 9) und gemeinsame, symmetrische Leitsterne (die anderen Kapitel).
    Die erste und wichtigste emotional nahe Beziehung ist die zu den Eltern. Später folgen eigene Erfahrungen, die wir in der ersten Verliebtheit gesammelt haben und die unsere Leitideen weiter ausdifferenzieren, immer in der Hoffnung, die Liebe möge dann dauerhaft bleiben. Weiterhin spielen Paarmodelle unserer unmittelbaren Umgebung eine entscheidende Rolle bei der Entstehung unbewusster Leitideen. Hierbei sind auch der soziale Status und das Milieu, in welchem wir leben, keineswegs unwichtig. Im ländlichen Milieu mit überwiegend katholischer Bevölkerung neigen Paare zum Beispiel eher dazu, den Zusammenhalt und das Gemeinsame zu betonen, während in städtischer Umgebungein hoher Grad an Autonomie und Unabhängigkeit für eine glückliche Beziehung als entscheidend betrachtet werden. Schließlich haben heute auch die intensiven Werbe- und Medieneinflüsse eine prägende Funktion und ergänzen bereits verinnerlichte Paarbilder, die wir als Kind über Märchen und Mythen erfahren haben. Nach meiner Erfahrung scheint es aber dennoch so zu sein, dass die stärkste Einflussquelle aus unserer Kindheit stammt, genauer gesagt aus den Beziehungsmodellen, die wir aus unserer Herkunftsfamilie kennen.
    Leitideen entwickeln sich meist unbewusst und spielen somit, wenn wir uns verlieben, eine entscheidende Rolle, da wir uns häufig exakt von den Eigenschaften des Partners angezogen fühlen, die jene Bedürfnisse erfüllen, welche wir als Kind vermisst haben und deren Erfüllung wir uns so sehr von unseren Eltern gewünscht hätten.
    Meist konnten diese unsere Bedürfnisse aus verständlichen Gründen an der einen oder anderen Stelle nicht oder nicht genügend berücksichtigen und deshalb erscheint uns genau der Mensch, der uns im späteren Leben begegnet und diese Lücke gut versorgen kann, so extrem attraktiv. Wir selbst nehmen dabei innerhalb einer Liebesbeziehung jene Rolle ein, die der in unserer Herkunftsfamilie ähnelt. Habe ich zum Beispiel meine Zuwendung und Anerkennung als »lieber Junge« deshalb erhalten, weil ich mich immer darum kümmerte, dass es allen in der Familie gut ging, dann werde ich mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in meiner Partnerschaft mit diesem Verhalten die Liebe auf Dauer sichern wollen und somit nach folgender Leitidee handeln: »Ich tue alles für dich, dann bleibt mir deine Liebe erhalten!« Somit behalten wir genau die früh entwickelten Verhaltensmuster bei, mit welchen wir unsere existenziell wichtigen, seelischen Grundbedürfnisse wie Zugehörigkeit, Unterstützung, Anerkennung, Aufmerksamkeit und Liebe sichernkonnten. Sie werden zu inneren, verlässlichen Garanten, derer wir uns zunächst nicht bewusst sind. Auch im späteren Leben und in verschiedenen sozialen Rollen, besonders in emotional nahen Beziehungen, aber auch in der Berufsrolle, versorgen wir unsere Grundbedürfnisse mithilfe dieser früh verinnerlichten Grundideen.
    Wenn ich also zum Beispiel als Kind von meinen Eltern oder den Personen, die mich betreuten, emotional wenig Resonanz bekommen habe und stattdessen überwiegend Aufmerksamkeit für Geleistetes erhielt, wird mir ein Partner besonders attraktiv erscheinen, der im Zusammensein mit mir genau spürt, was ich brauche, also meine Gefühle mitberücksichtigt, sich oft danach erkundigt, wie es mir geht, und mich emotional gut versorgt, indem er mir sein Interesse genau in der Weise zeigt, wie ich es mir damals so sehr gewünscht hatte.
    Wenn ich im Gegensatz dazu als Kind emotional überversorgt wurde, dann wird mir die Entwicklung und Aufrechterhaltung meiner Selbstständigkeit und Autonomie als erwachsene Frau oder erwachsener Mann von hoher Bedeutung sein und eher ein Leitsatz wie in Kapitel 11 entstehen, »Jeder ist für sich selbst verantwortlich«, oder: »Bei uns geht es gerecht zu«, wie es im zweiten Kapitel beschrieben wurde.
    Ein weiterer Aspekt, der bei der Entstehung von Leitideen eine wichtige Rolle spielt, sind unsere ersten Beziehungen im Leben: unsere Mutterbeziehung, unsere Vaterbeziehung und die Elternbeziehung, also jenes Beziehungsmodell, das wir als Kind bei unseren Eltern erlebt haben. Wir tendieren in letzterem Fall dazu, dieses entweder zu kopieren oder eine Art Antimodell,
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