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Das Geheimnis Dauerhaften Gluecks

Das Geheimnis Dauerhaften Gluecks

Titel: Das Geheimnis Dauerhaften Gluecks
Autoren: Friederike Tiedemann
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Attraktivität, besonders, dass er so ausgelassen sein konnte. Sie fühlte sich in seiner Nähe immer leicht und lebendig.
    Sie durchliefen gemeinsam das Studium und halfen sich gegenseitig bei Prüfungsvorbereitungen. Sie unternahmen spannende Reisen durch Europa und hielten zusammen, so dass sie in den Augen ihrer Kommilitonen ein Paar mit Vorbildcharakter waren. Nach Beendigung der Ausbildung fanden beide in derselben Stadt eine Anstellung und alles verlief so glatt und komplikationslos, dass sie es manchmal selbst nicht fassen konnten. Sie waren sich einig, beide keine Kinder zu wollen. Ruth traute sich dies nicht zu und sie hatte zudem ihre eigene Kindheit nicht in allzu guter Erinnerung. Michael empfand dies zwar eine Zeit lang als sehr bedauerlich, fühlte aber auch eine gewisse Erleichterung, da ihn die Vorstellung, eigene Kinder großzuziehen, belastete. In ähnlicher Weise entwickelte sich in vielen Bereichen der Partnerschaft zwischen ihnen eine stille Übereinkunft. Wann immer es um eine Entscheidung ging, neigten beide dazu, sich dem anderen in seiner Meinung anzupassen. Dies zeigte sich auch in kleinen Alltagssituationen: Wenn er zum Beispiel vorschlug, einen Spaziergang zu machen, dann schloss sie sich ihm an, obwohl sie eigentlich lieber im Garten sitzen und gemütlich ein Buch lesen wollte. Wenn Ruth einen bestimmten Kinofilm sehen wollte, ging Michael mit, auch wenn er lieber in einen anderen Film gegangen wäre. Beide passten sich dem anderen immer wieder an, waren sich dadurch immer einig und dies verlieh ihnen das sichere Gefühl, vom anderen »gemocht« zu werden. Hätte man sie zu dieser Zeit gefragt, ob sie sich einander nicht zu sehr anpassten, so wäre ein deutlicher Einwand ihre Antwort gewesen. Denn von den äußeren Fakten her betrachtet lebten beide ein recht selbstständiges Leben.
    Michael war beruflich sehr engagiert, er arbeitete in einer Einrichtung für lernbehinderte Kinder und fühlte sich in seinem Beruf sehr erfüllt und zufrieden. Er fuhr am Wochenende Mountainbike mit Freunden und spielte in einer Band Schlagzeug. Ruth war mittlerweile in einer Weiterbildungsstätte tätig und im Kollegenteam sehr beliebt, da sie verlässlich und besonnen ihre Seminare vorbereitete. Sie sang in einem Chor und traf sich mit ihren Freundinnen im Sommer zu Wanderungen und im Winter zu Langlauftouren. Beide empfanden deshalb ihr gemeinsames Paarleben als ideal, denn jeder hatte ja seinen eigenen Lebensbereich.
    Das Bedürfnis, sich dem anderen in seiner Meinung und in seinem Verhalten zumeist anzupassen, war beiden lange nicht bewusst. Keiner merkte so genau, dass er sich selbst innerlich immer ein wenig überging – dem anderen und sich selbst zuliebe. Es kam selten dazu, dass sie Unterschiede ertragen oder darüber verhandeln mussten, wer von beiden jetzt mit seinem Wunsch zum Zuge kam. Wer zuerst etwas vorschlug, konnte sich der Zustimmung des anderen sicher sein. Die unbewusste Angst, den anderen mit abweichenden Wünschen so zu irritieren, dass das Liebesgefühl gestört werden könnte, war zu groß.
    Michael spürte mit der Zeit, dass in ihm eine nur schwer fassbare Unzufriedenheit aufkam, ein Gefühl des Nicht-ganz-bei-sich-Seins. Er bemerkte, dass er oft nicht mehr so ausgelassen sein konnte, ein merkwürdig bedrückendes Gefühl schlich sich ein. Er begann, sich stärker von Ruth zu distanzieren. Er plante Unternehmungen allein, blieb nach den Proben mit seiner Band häufiger und entgegen seiner bisherigen Gewohnheit noch mit den anderen zusammen und trank mehr Alkohohl. Ruth störte dies zwar zunehmend, da sie immer öfter abends allein war, aber sie sagte nichts dazu. Sie hoffte, dass Michael mit mehr Freiheitenwieder zufriedener werden würde, und so hatten seine vermehrten Aktivitäten ihren Rückzug zur Folge, allerdings war dieser von unzufriedener Stimmung begleitet. Dies ging so lange, bis Michael sich in Tina verliebte. Sie kam als neue Sängerin in seine Band und er war sofort von ihr angezogen. Die gemeinsame Musik, dieses verbindende Element zwischen beiden, trug auf besondere Weise dazu bei, dass Michael von Tina völlig begeistert war und an nichts anderes mehr denken konnte. Er offenbarte Ruth nach kurzer Zeit seine neue Liebe und trennte sich sechs Monate später von ihr.
    Der gute Stern
     
    Wertvoll an diesem Leitstern des »Sich-einig-Seins« ist, dass es Ruth und Michael über eine lange Zeit hinweg gelungen ist, ihre Liebe vor Beeinträchtigungen zu schützen, indem
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