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Das Geheimnis Dauerhaften Gluecks

Das Geheimnis Dauerhaften Gluecks

Titel: Das Geheimnis Dauerhaften Gluecks
Autoren: Friederike Tiedemann
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scherzten nicht selten darüber, dass Peter und Ina mehr miteinander rechneten, als dass sie sich küssten, aber das ignorierten sie, denn sie warensich einig und empfanden es sogar als Glück, dass es bei ihnen gerecht zuging. Keiner hatte ein Nachsehen und beide fühlten sich jederzeit selbstständig und unabhängig. Das war nach ihren genau gegenteiligen und leidvollen Erfahrungen im Elternhaus ein positiver, gemeinsamer Nenner, der sie verband.
    Nach dem Studium erhielt Peter eine gute Position in einem großen Autokonzern. Die Karriereleiter stolperte er fast nach oben, da er mit seiner diplomatischen und korrekten Art gutes Feedback bekam. Mit 34 war er nicht nur Führungskraft, sondern auch Betriebsratsmitglied und verdiente für seine Verhältnisse richtig viel Geld, das er eifrig sparte. Aufgrund seines unermüdlichen Einsatzes und seiner Ausdauer gewann er unter seinen Kollegen und Vorgesetzten bald hohes Ansehen.
    Mit Ina ging es nicht ganz so erfolgreich weiter. Sie war mit ihrem Pädagogikstudium fertig, hatte aber zunächst keine Stelle in Aussicht – zumindest nicht in der gleichen Stadt wie Peter. Sie versuchte ihr Glück in verschiedenen Einrichtungen und sammelte einige wertvolle praktische Erfahrungen, bedauerlicherweise aber für schlechten Lohn.
    Ina sehnte sich angesichts ihrer wechselhaften Berufslaufbahn nach mehr Verbindlichkeit in der Beziehung und wollte Peter gerne näher bei sich haben. Sie träumte immer öfter von Dingen, die ihr bisher nicht wichtig waren: eine gemeinsame Wohnung, Familiengründung, ein gemeinsames Leben.
    Ina traute sich lange nicht, diese Wünsche bei Peter anzusprechen. Sie wusste, dass er seine Unabhängigkeit liebte. Schließlich aber, an einem ihrer letzten Urlaubstage in der Toskana, als sie sich gemütlich bei Kerzenschein und Barolo lange und gut unterhalten und die etwas schwieriger gewordene Rechnerei auch beendet hatten (die Budgets waren jetzt sehr unterschiedlich), fragte sie Peter, ob er mit ihrleben wolle. Es brauchte lange, bis er schließlich antwortete: »Ja, gern, aber jetzt noch nicht, erst will ich das neue Projekt hinter mich bringen.« Es vergingen noch eineinhalb Jahre, bis Peter sich endlich durchrang, und es dauerte auch deshalb so lange, weil sie sich nicht einig wurden, welche Wohnung die günstige und passende sei. Die Überlegungen umfassten die Quadratmeter, die Aufteilung der Zimmer, wer wie viel Platz, wie viel Sonne und wie viel Dachschräge zugeteilt bekam. Zahlreiche Gespräche vergingen, bis sie sich einig waren, wo die Wohnung liegen sollte. Peter wollte einen kurzen Arbeitsweg, Ina wollte eher in Zentrumsnähe wohnen, denn sie hatte mehrere Jobs in verschiedenen Einrichtungen. Nach den langen Gesprächen fühlten sie sich oft ganz erschöpft. Das ständige Aufpassen, dass es auch immer gerecht zuging, kostete Kraft, am Ende sogar Liebeskraft. Ina verlor schneller die Geduld, hatte sie mit ihrem Wunsch nach mehr Gemeinsamkeit doch ohnehin schon so lange innerlich gehofft und gewartet. Sie fand Peter in seiner Kleinlichkeit plötzlich albern und warf ihm vor, er liebe sie nicht genügend für ein Leben zu zweit, weil er so ausweichend war. Schließlich hielt sie ihm ja den Rücken frei, da sie bei der Wohnungssuche viel mehr an Zeit und Aufwand investierte und sich immer seine langatmigen Geschichten aus dem Job angehört und ihm beratend Beistand geleistet hatte.
    Schließlich zogen sie in eine Wohnung, die genau auf halbem Weg zur Firma von Peter und zur Innenstadt lag. Obwohl Ina immer noch wenig verdiente, teilten sie Miete und Nebenkosten exakt und richteten eine Haushaltskasse ein, in die jeder regelmäßig einzahlte. Die Streitereien nahmen zu, weil Peter sich nun mehr gönnte, den besseren Wein, die teuren Fischfilets, das lederne Sofa, einen Mittelklassewagen, den Ina nur gegen Benzinauffüllung und Abnutzungsgebühr fahren durfte.
    Ina fühlte sich traurig und wusste oft nicht, warum. Sie gestand sich nur insgeheim ein, dass sie sich nach dem Gefühl sehnte, man ziehe gemeinsam am selben Strang. Eine Stelle war nun in Aussicht, aber nur ein Teilzeitjob. Sie hatte keine Chance, ihrem rasch aufgestiegenen Peter das Wasser zu reichen. Sie wünschte sich eine Heirat und Kinder, doch beides wollte Peter nicht. In nächtlichen Diskussionen versuchte er, ihr klarzumachen, dass er sie auch ohne Trauschein liebe und dass das mit den Kindern doch noch Zeit habe, bis sie eine sichere Stelle hätte. Ina verlor aber langsam und
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