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Das geheime Verlangen der Sophie M.

Das geheime Verlangen der Sophie M.

Titel: Das geheime Verlangen der Sophie M.
Autoren: S Morgan
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Thomas aus dem Schlafzimmer gekommen war. Ich weiß, dass dies missverständlich aussah, aber wenn es eine moralische Überlegenheit gab, dann nicht aufseiten von Mister Superintensiv mit Lord-Lucky-Lucan-Anwandlungen, auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden. Denn (ich will nicht immer wieder darauf herumreiten, aber in dieser Situation war dies einfach der springende Punkt) wir hatten wochenlang keinen Kontakt mehr gehabt. Was kümmerte es ihn, was ich nun tat und mit wem? Hatte er erwartet, dass ich weinend zu Hause saß? Ich hatte geweint, ja, aber darum ging es nicht, ich würde auf keinen Fall zulassen, dass so etwas noch einmal vorkam.
    Heute bereue ich es ein bisschen, dass ich die Tür zugeschlagen habe. Damals war es ein sehr befriedigendes Gefühl, und er hatte es ganz sicher auch verdient. Doch als ich dann nichts mehr von draußen hörte, wusste ich, dass er nicht wieder klingeln würde und ich nie erfahren würde, warum er überhaupt gekommen
war. Drama-Galama ist schön und gut, aber die Neugier brannte in mir fast so heiß wie die Ungerechtigkeit. Ich wollte noch immer  – nein, ich musste wissen, warum er so plötzlich verschwunden war, und darüber hinaus interessierte es mich auch, warum er dann genauso plötzlich seine Meinung geändert hatte und wiedergekommen war. Natürlich ging meine wilde Fantasie mit mir durch wie während seines Schweigens, aber  – verdammt seien Unsicherheit und Zynismus  – mir war nicht klar, ob er zurückgekommen war, weil er mich vermisste und auf einmal gemerkt hatte, dass er ohne mich nicht leben konnte. Nach seinem Gesichtsausdruck zu urteilen, als ich die Tür geöffnet hatte, hätte man allerdings meinen können, er wäre nur gekommen, weil er seine zweitliebste Jeans bei mir vergessen hatte oder so etwas. In seiner Miene hatte keinerlei Dringlichkeit gelegen, nur leichte Gequältheit  – bis Thomas aufgetaucht war.
    Ich war ganz durcheinander. Seit wann fand ich es gut, wenn ein Mann eifersüchtig wurde? (Scheinbar war ich früher nicht geltungssüchtig.) Seit wann war dies das deutlichste Zeichen, dass es ihm etwas ausmachte? Was war das für ein ausgemachter Blödsinn? So ein emotional aufgeladenes Drama war das Letzte, was ich in einer Beziehung wollte. Also, warum machte ich mir überhaupt Gedanken über ihn  – und das nach allem, was er getan hatte?
    Mir dröhnte der Kopf, auch während wir eine DVD nach der anderen anschauten. Ich sprach nicht viel. Der Rest des Wochenendes mit Tom und Charlotte war so harmlos, dass ich wieder herunterkam. Nach dem Frühstück holten wir noch mehr Filme und tranken kannenweise Tee, dann aßen wir in einem tollen indischen Restaurant bei mir um die Ecke zu Abend. Ich meinte, ich würde mich heiter und unbeschwert geben, aber ich sah, wie die beiden immer wieder besorgte Blicke austauschten,
also war ich vielleicht doch nicht so fröhlich. Aber alles in allem ging es mir ganz ordentlich. Dass ich mir diese Last von der Seele geschrien hatte, war eigenartig befreiend und half, einen Schlussstrich unter das Ganze zu ziehen. Und ich hatte nicht einmal mehr Lust, ein Blech Plätzchen zu backen  – das war sicherlich ein Fortschritt.
    Gute Freunde können natürlich hinter die Fassade blicken. Als ich meine Decke für die zweite Nacht auf dem Sofa holte, nahm Charlotte mich an der Schulter.
    »Du musst nicht auf dem Sofa schlafen, wenn du nicht willst.«
    Ich sah sie perplex an. Was wir zusammen getan hatten, schien sich in einem anderen Leben abgespielt zu haben, einem Leben, das ich nicht bereue, das ich aber auch nicht wieder beginnen wollte. Was sagte sie da? Ich räusperte mich und überlegte, wie ich taktvoll Nein sagen könnte, aber sie schien den Grund meiner Verlegenheit zu begreifen und schüttelte den Kopf.
    »Nein, so habe ich das nicht gemeint. Ich dachte nur, wir könnten zu dritt im Bett schlafen, damit du heute Nacht hier nicht allein sein musst.«
    Ich sah mein durchgesessenes Sofa an und dachte, wie schlecht ich geschlafen hatte, auch vor dem frühmorgendlichen Klingeln. »Gut.«
    Thomas grummelte hinter mir. »Das ist ja alles ganz nett  – aber du hast nicht das größte Bett der Welt, und ich wette, ich werde den unbequemsten Platz haben.«
    Charlotte gab ihm einen Klaps auf den Arm. »Halt den Mund und sei nett! Es ist schließlich ihr Bett. Aber du kannst auf dem Sofa schlafen, wenn dir das lieber ist.«
    Ich musste lachen bei Thomas’ rascher Antwort, und zum ersten Mal seit dem Morgen
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