Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das geheime Verlangen der Sophie M.

Das geheime Verlangen der Sophie M.

Titel: Das geheime Verlangen der Sophie M.
Autoren: S Morgan
Vom Netzwerk:
klang es nicht gezwungen: »Nein, Schatz, du hast vollkommen recht.«

    Am nächsten Morgen wachte ich überraschend ausgeruht auf. Charlotte lag neben mir, beide steckten wir in unseren Schlafanzügen unter der Decke. Thomas war an die Wand abgedrängt worden und klammerte sich an ein briefmarkengroßes Stück Decke. Ich musste grinsen und verspürte große Zuneigung zu meinen außergewöhnlichen Freunden.
    Am Nachmittag fuhren sie, und ich musste dummerweise ein bisschen weinen, als sie weg waren. Wenn man nur alle paar Jahre aus der Fassung gerät, hat man danach eine Art Kater, und nachdem ich wieder allein in der Wohnung war, konnte ich ihn nicht loswerden. Ich lag vor dem Fernseher und hoffte, dass Tee und irgendwelche Wiederholungen von blödsinnigen Sendungen die Melancholie aus meinem Organismus hinausschwemmen würden, hoffte, dass ich nach so vielen Wochen der Beklemmung vor lauter Langeweile darüber hinwegkäme, wenn sonst schon nichts half. Zumindest dachte ich das, bis ich am Morgen aufwachte und mein Handy checkte.
    Hey, ich weiß, dass du Besuch hattest, aber können wir uns treffen. Nur um zu reden. xx
    Ich las die SMS wieder und wieder. Zwei Küsse. Das hieß doch etwas, oder? Aber was? Und wollte ich es überhaupt wissen? War es das Risiko wert? Was hatte ihn davon abgehalten, diese Nummer ein paar Wochen früher abzuziehen? Und was zum Teufel meinte er mit »Besuch«? Glaubte er, Thomas und ich schliefen miteinander? Und warum schien es ihm nichts auszumachen? Dachte er, ich sei jetzt nicht mehr zu haben? War er erleichtert? Hatte er Angst vor zu großer Nähe? Würde er es mir überhaupt sagen, wenn es so war? Kümmerte mich das wirklich noch? Verblüffenderweise konnte ich mir nur die letzte
Frage beantworten und  – welche Ironie!  – wünschte mir, die Antwort wäre Nein.
    Es gab zwei Strategien, die Thomas und Charlotte klar zusammengefasst hatten. Tom fand es das Beste, wenn ich mich nicht mehr mit James traf und ihm sagte, er solle »sich verpissen und verrecken«, wie er es so hübsch formuliert hatte, wenn ich die Sache also beendete und meiner Wege ging. Nach Charlottes Meinung sollte ich weitermachen, freundlich sein, aber nicht mit ihm flirten, ich sollte ein höllisch scharfes Kleid anziehen, damit er sah, was er verloren hatte, und es bereute. Nach ein paar Tagen des Zauderns  – und nachdem ich immer erst nach einer halben Stunde auf seine SMS geantwortet hatte  – entschied ich mich für die zweite Vorgehensweise. Ja, vielleicht ist das mal wieder ein Beweis für meinen Masochismus.
    Und so machte ich mich in einem tiefer als sonst ausgeschnittenen Kleid auf den Weg in die Innenstadt. Und warum? Ich bin mir auch heute noch nicht ganz sicher. Ich wollte wohl ganz einfach wissen, was geschehen war, und wollte es verstehen. Ich brauchte eine Art Abschluss, falls es so etwas außerhalb kitschiger amerikanischer Talkshows überhaupt gab.
    Er bemühte sich um mich, als wir uns trafen. Wir bestellten Kaffee, machten höflichen Small Talk über den besten Kaffee, den Geburtstag meiner Schwester, den Hochzeitstag seiner Eltern, sprachen über alles, nur nicht über den Elefanten im Raum. Während die Minuten verstrichen, hätte ich am liebsten aufgelacht: Hier saßen wir, als wäre überhaupt nichts geschehen! Es war absurd. Meine eigenen Gefühle und mein eigenes Verhalten verwirrten und ermüdeten mich mehr als er. Was tat ich denn noch hier?
    Doch offenbar war ich nicht die Einzige, die sich nicht erklären konnte, was in ihrem Kopf vorging. Irgendwann wechselte
James das Thema, es ging nun nicht mehr um irgendwelche Familiengeschichten. Er spielte geschäftig mit seinem Kaffeelöffel, als er in ganz normalem Tonfall sagte, als rede er übers Wetter: »Ich weiß nicht, ob dir aufgefallen ist, dass ich mich ziemlich jäh zurückgezogen habe.«
    Mir stand der Mund offen angesichts dieser Untertreibung, und dann musste ich ganz einfach lachen. Es klang verbittert, er zuckte leicht zusammen, aber er redete weiter. War es Tapferkeit oder Wahnsinn? Ich wusste es nicht.
    »Ich habe mich beschissen verhalten, ich weiß. Aber ich hätte dir nicht erklären können, warum, ich wusste selbst nicht, was los war. Ich weiß, wie blöd das klingt. Aber irgendetwas hatte sich verändert  – was, wurde mir erst an diesem Wochenende klar.«
    Und dann erzählte er es mir. Er sagte, wie toll ich gewesen sei und dass ich für ihn auf geistiger Ebene einer der intelligentesten und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher