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Das Gegenkreuz

Das Gegenkreuz

Titel: Das Gegenkreuz
Autoren: Jason Dark
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bestrichen.
    Er wusste nicht, wie ihm geschah. Die Schmerzen rasten hoch bis in seine Schulter. Er wollte das Kreuz von der Hand schleudern, aber es hing plötzlich fest. Es brannte sich tiefer in die Haut, und die veränderte Haut fing an, abzufaulen.
    Karel sah alles. Er schaute nur zu. Die Überraschung hatte ihn wie ein Hammerschlag erwischt. Es roch nach verbranntem Fleisch, und so sehr Schiefnase die Hand auch schüttelte, er bekam das veränderte Kreuz nicht weg.
    Er schrie, er fluchte. Er bewegte sich auf seinem Sitz hin und her, drosch seine Hand gegen die Innenverkleidung der Tür und wurde das Kreuz trotzdem nicht los.
    Bis zu dem Augenblick, als er die Hand mit dem Rücken auf seinen rechten Oberschenkel schlug. Da rutschte das Kreuz ab und blieb zwischen seinen Beinen stecken.
    Er saß da, ohne sich zu rühren. Sein Mund stand offen. Die Augen schienen aus den Höhlen quellen zu wollen. Tief in seiner Kehle entstand ein kaum zu beschreibendes Geräusch.
    Karel ärgerte sich über seine eigene Hilflosigkeit. Er hätte seinem Kumpan gern geholfen, nur war das nicht drin. Alles war schief gelaufen, und er fühlte sich von dem Auftraggeber reingelegt.
    Schiefnase hatte sich wieder leicht gefangen. Er drehte sich auf seinem Sitz herum und streckte seinen Kumpan die Hand entgegen. »Verdammt, was mach ich nur? Schau dir meine Hand an! Die ist schwarz, die ist verbrannt! Was ist das für eine Scheiße?«, schrie er. »Was ist das für ein verfluchtes Kreuz?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Schiefnase glotzte auf seine Beine. Das Kreuz lag noch immer dort. Der Stoff schien ihm seine Wirkung genommen zu haben. Völlig harmlos lag es da, aber noch immer dunkel, bis eben auf die vier Enden mit den Buchstaben.
    Es klopfte gegen die Scheibe.
    Karel fuhr herum.
    Er schaute nach draußen und sah in das Gesicht ihres Auftraggebers...
    ***
    Obwohl beide Männer damit gerechnet und es sogar erhofft hatten, taten sie zunächst nichts. Sie hatten beide die Köpfe gedreht und glotzten gegen die Scheibe, hinter der sich schwammig ein Gesicht abzeichnete, dessen Haut einen grünlichen Ton bekommen hatte.
    In helle Augen schauten sie, nur waren es Augen ohne Pupillen. Ein leerer Blick wie bei einem Toten, und selbst dem abgebrühten Karel rann ein Schauer über den Rücken.
    War das noch der Mann, den er kannte? In seinem Kopf wirbelten die Gedanken. So hatte sich der namenlose Auftraggeber bei ihnen nie gezeigt. Er musste sich verkleidet oder verwandelt haben.
    Schiefnase schlenkerte noch immer seine Hand. »Verdammt, Karel! Mach auf!«
    »Ja, ja, schon gut.« Er wollte es tun. Nur kam der Unheimliche ihm zuvor. Er öffnete die Tür, und damit quoll ein Schwall kalter Luft in den Wagen.
    Eine Hand folgte, ein Teil des Unterarms, der aus einem Ärmel hervorragte. Lange Finger, die von einer ungewöhnlichen Haut bedeckt waren. Selbst in der Dunkelheit sah sie grünlich aus. Der Kopf blieb außerhalb des Sichtbereichs.
    Dafür hörten sie die Stimme, die flüsterte: »Gib das Kreuz!«
    Das übernahm Karel. Er griff blitzschnell zu. Er war froh, das verdammte Ding loszuwerden. Dabei drang der Atem heftig aus seinem Mund. Er fasste das Kreuz mit spitzen Fingern und schaute aus glänzenden Augen zu, wie es ihm aus der Hand gerissen wurde.
    Die Hand mit der grünlichen Haut ballte sich zur Faust, und damit war das Kreuz verschwunden.
    Beide Männer atmeten auf. Und dann passierte etwas, das zu diesen beiden Männern gar nicht passte: Die erste Hälfte des Blutgelds hatten sie bekommen, und nach der anderen Hälfte wagten sie nicht mal zu fragen. Sie wollten so schnell wie möglich weg.
    Zudem traf der Mann keinerlei Anstalten, länger bei ihnen zu bleiben. Kaum hatte sich die Hand um das Kreuz geschlossen, zog sich die Gestalt zurück.
    Vier Augen starrten ihr nach.
    Die unheimliche Gestalt ging über das Rondell hinweg, dann wurde sie von der Finsternis der Nacht aufgesaugt.
    Karel hämmerte die Tür wieder zu. »Das glaube ich nicht!«, keuchte er.
    Schiefnase lachte abgehackt, bevor er sagte: »Scheiße, guck dir nur mal meine Hand an. Ich hab das Gefühl, dass sie jeden Augenblick abfällt.«
    »Wir müssen zu einem Arzt!«
    »Jetzt?«
    »Wann sonst? In der nächsten Woche?«
    »Gut.«
    »Ich fahre dich zu einem Krankenhaus.«
    Karel startete den Wagen. Er sprang sofort an. Kaltes Licht streute in die Nacht. Der Killer fuhr los, hörte den Schrei seines Freundes, schaute zu ihm – und...
    Und sah, dass die Hand abgefallen war!
    Es
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