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Das gefrorene Lachen

Das gefrorene Lachen

Titel: Das gefrorene Lachen
Autoren: Ueberreuter
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zu verleihen, ernennen Wir dich hier und heute zum Ritter des Goldenen Löffels. Tritt vor Unseren Thron, edler Liang Dong.«
    Der Dschinn wurde vor Schreck und Verlegenheit durchsichtig, was rundum erneut für Ausrufe des Erstaunens sorgte. Pippa nahm seine Hand und zog ihn voran,bis er vor dem König stand, und die Torte schwebte folgsam wie ein Hündchen hinter beiden her.
    »Knie nieder, tapferer Liang Dong«, rief der König und wisperte: »Könntest du ein wenig schrumpfen, Zarter Blütenzauber? Ich komme sonst nicht dran.«
    Der Dschinn verfestigte sich wieder und machte sich kleiner. Der König hob sein mächtiges Zeremonienschwert, das der Haushofmeister ihm reichte, und senkte es feierlich auf Schultern und Haupt des Dschinns. »Erhebt Euch, edler Ritter Liang Dong«, rief der König. »Wir sind stolz, Euch in Unseren Diensten zu wissen!«
    Der Riese wuchs wieder ein Stück, errötete und wollte hinauseilen, aber Pippa packte ihn energisch am Arm und zog ihn zu ihrem Tisch. »Du rennst nicht gleich wieder fort, Zarter«, sagte sie. »Erst will ich wissen, wo du warst, was du erlebt hast und wieso du plötzlich unser Küchenchef bist – und ich nichts davon weiß!«, schloss sie und warf Augustin einen grimmigen Blick zu.
    Der riesige Koch schrumpfte in den Sessel, den der alte Herr von Siebenberg verständnisvoll lächelnd räumte mit dem Hinweis, er hätte dort hinten gerade in diesem Augenblick seinen Neffen entdeckt. Liang Dong faltete unbehaglich die Hände vor dem Bauch und murmelte: »Ich müsste eigentlich in der Küche sein.«
    Pippa schob ihm eine Tasse Kaffee hin. Der Koch nahm sie, roch daran, blinzelte, und es duftete betörend nach Jasmin. »Ich war zu Hause im Drachenland«, berichtete er nach einem Schluck Tee. »Ich habe die Freiheit genossen, nachdem ich so lange Ostwinds Gefangener gewesen bin. Es war sehr schön, aber irgendwannhabe ich angefangen mich zu langweilen und bin auf die Anzeige im Wöchentlichen Drachenkurier gestoßen, dass das königliche Schloss von Almay einen Koch sucht. Und hier bin ich.«
    »Das mit der Anzeige ist meine Idee gewesen«, warf Augustin ein. Er war sichtlich stolz auf sich.
    Pippa schüttelte den Kopf. »Das war mir jetzt zu kurz«, beschwerte sie sich. »Aber wir haben ja Zeit, alles nachzuholen. Ich freue mich so, dass du wieder bei uns bist.«
    »Ich freue mich auch«, sagte der Dschinn leise und sah Pippa voller Zuneigung an.
    Nun wurde die Torte angeschnitten und verteilt. Pippa bat um ein Stück Nordturm, blinzelte dem Dschinn zu und ließ sich das süße Mauerwerk schmecken, während sie mit Liang Dong plauderte. Sie bemerkte nicht, dass Augustin den Tisch verließ, und erst als der Haushofmeister erneut um Aufmerksamkeit bat, sah sie, dass auch das Königspaar gegangen war.
    »Geehrte Damen und Herren«, rief der Haushofmeister, »nun, da alle gestärkt sind, bitten wir Sie zum See. Dort wartet eine Aufführung voller Überraschungen auf ein geneigtes Publikum.« Er blinzelte Pippa zu, verneigte sich und klatschte in die Hände. Rundum wurden die Zeltbahnen gelüftet, damit die Gäste ungehindert hinausströmen konnten.
    »Oh, Theater«, sagte Pippa. Sie war zugleich gespannt, was die unbekannte Truppe dort zur Aufführung bringen würde, und beklommen, weil so viele schmerzhafte Erinnerungen an dem Wort hingen.
    Der Dschinn nahm wortlos ihren Arm und drücktesacht ihre Hand. Pippa erwiderte die Geste beruhigt und ließ sich von ihm zum See hinunterführen.
    Natürlich hatte man für sie als Ehrengast einen blumenbekränzten Sessel in der Mitte der ersten Reihe reserviert. Der Dschinn nahm neben ihr Platz und wurde rücksichtsvollerweise kleiner und etwas durchsichtig, damit die Zuschauer hinter ihm auch etwas von der Aufführung sehen konnten.
    Pippa setzte sich nicht hin, sie stand vor ihrem Sessel, schaute über das Publikum und schimpfte leise: »Wo bleibt Augustin nur? Wenn er zu spät kommt, muss irgendein armer Tropf seinen Platz für ihn räumen.«
    Diener eilten geschäftig durch die Reihen, die sich langsam füllten, reichten Erfrischungen und kleine Knabbereien und rückten Stühle zurecht.
    Ein lauter Trommelwirbel kündigte den Beginn der Vorstellung an. Pippa setzte sich widerstrebend hin. Augustin war heute wirklich schrecklich unzuverlässig!
    Der Vorhang öffnete sich einen Spalt und der Prinzipal trat auf die Vorbühne. Er trug glänzende schwarze Stiefel zu einer prächtigen weißen und roten Uniform, einen hochgezwirbelten
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