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Das fünfte Zeichen

Titel: Das fünfte Zeichen
Autoren: Jo Nesbø
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Beziehung das bisschen Passivrauchen wohl ertragen müsse. Und dass die Krebsforscher sicher übertrieben. Und dass er sich mit der Zeit bestimmt an den Rauchgeruch ihrer Kleider gewöhnen werde. Tags darauf stand ihr Entschluss fest. Als er ein paar Tage später beim Essen bemerkte, es sei lange her, dass er sie zuletzt mit einer Zigarette gesehen habe, hatte sie geantwortet, sie habe eigentlich nie wirklich geraucht. Anders hatte sich mit eine m L ächeln über den Tisch gebeugt und ihr über die Wange gestrichen: » Weißt du was, Vibeke? Das hatte ich die ganze Zeit über im Gefühl. «
    Sie hörte es hinter sich im Topf brodeln und warf einen Blick auf die Zigarette. Noch drei Züge. Sie nahm den ersten. Es schmeckte nach nichts.
    Sie erinnerte sich nicht mehr daran, wann sie wieder begonnen hatte zu rauchen. Vielleicht im letzten Jahr, etwa zu der Zeit, als er anfing, seine Geschäftsreisen auszudehnen. Oder war das an Neujahr gewesen, als er beinahe jeden Abend Überstunden gemacht hatte? Weil sie unglücklich war? War sie unglücklich? Sie stritten nie miteinander. Sie schliefen auch so gut wie nie mehr miteinander, doch das habe mit der vielen Arbeit zu tun, hatte Anders gesagt und das Thema damit beendet. Nicht dass es ihr wirklich fehlte. Wenn sie ein seltenes Mal den halbherzigen Versuch dazu unternahmen, schien er überhaupt nicht anwesend zu sein. Daraus hatte sie geschlossen, dass auch sie eigentlich nicht da sein musste.
    Aber sie stritten nie. Anders mochte es nicht, wenn man laut wurde.
    Vibeke sah auf die Uhr. Viertel nach fünf. Wo er nur blieb? In der Regel sagte er wenigstens Bescheid, wenn es spät wurde. Sie drückte die Zigarette aus, ließ sie in den Hinterhof fallen, drehte sich zum Ofen um und sah nach den Kartoffeln. Stach mit einer Gabel in die größte. Fast fertig. Ein paar kleine schwarze Klümpchen dümpelten im Kochwasser. Merkwürdig. Kamen die aus den Kartoffeln oder aus dem Topf?
    Sie überlegte gerade, wofür sie den Topf zuletzt verwendet hatte, da ging die Tür auf. Aus dem Flur hörte sie raschen Atem. Jemand streifte sich die Schuhe ab.
    Anders kam in die Küche und machte den Kühlschrank auf. » Und? «, sagte er fragend.
    » Fleischbällchen. «
    » Okay … « Es klang wie ein Fragezeichen. Sie wusst e w arum. Schon wieder Fleisch? Sollten wir nicht öfter Fisch essen?
    » Das wird sicher lecker «, sagte er tonlos und beugte sich über den Topf.
    » Was hast du gemacht, du bist ja vollkommen verschwitzt? «
    » Ich kann heute Abend nicht zum Sport und bin deshalb mit dem Fahrrad zum Sognsvann hoch und wieder runter. Was sind das für Klumpen im Wasser? «
    » Keine Ahnung «, sagte Vibeke. » Ich habe sie auch gerade erst bemerkt. «
    » Keine Ahnung? Ich dachte, du wärest fast mal Köchin g e worden? « Blitzschnell fischte er einen der Klumpen mit Daumen und Zeigefinger aus dem Wasser und steckte sich die Finger in den Mund.
    Sie starrte auf seinen Hinterkopf. Auf sein dünnes, braunes Haar, das ihr in der ersten Zeit so gut gefallen hatte. Gepflegt und kurz genug geschnitten. Mit Seitenscheitel. Er hatte so ordentlich ausgesehen. Wie einer mit Zukunft. Einer für mehr als nur eine Nacht.
    » Nach was schmeckt es? «, fragte sie.
    » Nach nichts «, sagte er, noch immer über den Herd gebeugt. » Nach Eiern. «
    » Eiern? Aber ich habe den Topf ge … « Sie hielt plötzlich inne.
    Er drehte sich um. » Was ist? «
    » Es … tropft. « Sie deutete auf sein Haar.
    Er runzelte die Stirn und fuhr sich mit der Hand über den Hinterkopf. Dann legten sie wie auf Kommando die Köpfe in den Nacken und blickten an die Decke. Dort hingen zwei Tropfen. Vibeke, die etwas kurzsichtig war, hätte sie gewiss nicht entdeckt, wenn sie durchsichtig gewesen wären. Doch das waren sie nicht.
    » Sieht aus, als gäb ’ s bei Camilla eine Überschwemmung «, sagte Anders. » Du solltest hochgehen und klingeln, ich versuch dann den Hausmeister zu erreichen. «
    Vibeke blinzelte an die Decke. Und warf dann einen Blick auf die Klümpchen in ihrem Topf. » Mein Gott «, flüsterte sie und spürte, dass ihr Herz zu rasen begann.
    » Was ist jetzt schon wieder? «, fragte Anders.
    » Hol du den Hausmeister, dann könnt ihr gemeinsam bei Camilla klingeln. Ich rufe die Polizei. «

 
    KAPITEL 2
Freitag. Ferienliste
    D as Polizeipräsidium im Stadtteil Grønland, der Hauptsitz des Polizeidistrikts Oslo, lag auf einem Höhenzug, der sich von Grønland bis hinauf nach Tøyen zog. Von hier aus
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