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Das Fünfte Geheimnis

Titel: Das Fünfte Geheimnis
Autoren: Starhawk
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an immer wieder aufgeschobenen Entschlüssen zu bewältigen, die Früchte unserer Gefühllosigkeit gegenüber der Erde und gegenüber anderen menschlichen Wesen. Doch schließlich sind wir zu der Erkenntnis gekommen, daß auch wir Menschen ein Teil der Erde sind, ein Teil des Wassers, ein Teil der Luft, ein Teil des Feuers, so wie wir Teil eines jeden anderen sind.«
    Sie machte wieder eine Pause. Ihre Stimme wurde leiser und heller, fast so, als wolle sie sich unterhalten.
    »Zwei gute Jahrzehnte liegen hinter uns, die es uns ermöglicht haben, diesen Teil unserer Welt in Ordnung zu bringen, das zu leben, woran wir glauben. Heute ist der 20. Jahrestag des Aufstandes, der Wiedererrichtung unserer City. Ich bin gebeten worden, euch die Geschichte von den vier alten Frauen, zu erzählen, die damals im Jahr 2028 die Rebellion auslösten, als die Stewards die freien Wahlen abschafften und das Kriegsrecht verhängten.«
    Sie holte tief Luft.
    »Damals lebte eine Frau in der Shotwell Street, am unteren Teil dieses Berges, der seinerzeit noch Bernal Heights genannt wurde. Ihr Name war Maria Elene Gomez Garcia. Im Garten ihrer Großmutter standen Obstbäume, die sie aus Pfirsichkernen und Avocadokernen selbst gezogen hatte. Und sie sammelte Tomatensamen.
    Während die Steward-Truppen über unsere Halbinsel zogen und alle vorhandenen Lebensmittelvorräte requirierten, während wir noch darüber redeten, was zu tun sei und versuchten, den Mut dafür zusammenzuraffen, tat Maria sich mit ihren Nachbarinnen zusammen. Sie waren vier alte Frauen, die nichts zu verlieren hatten: Sie, Alice Black, Lily Fong und Greta Jeanne Margolis. Am Morgen des 1. August marschierten sie mit ihren Spitzhacken auf den Schultern hinunter in die Mitte der Army Street. Der Verkehr stoppte.
    Einige hupten, einige stießen Drohungen aus. Doch es wurde still als Marie die Spitzhacke über ihren Kopf hob, alle hielten den Atem an. Dann ließ sie die Hacke dröhnend niedersausen, und die vier alten Frauen begannen zu graben.«
    »Sie rissen den Bürgersteig auf, Stück für Stück und füllten die Löcher mit Kompost, den Greta in einem Sack mitgebracht hatte und säten Samen. Eine Menschenmenge hatte sich versammelt, es hatte sich herumgesprochen, was da vorging, und wir holten eiligst unsere eigenen Werkzeuge um mitzumachen. Manche gruben mit bloßen Händen. Wir waren begierig, etwas Neues zu schaffen. Viele von uns weinten vor Freude oder vor Angst. Es waren genügend Tränen, um die Samen zu begießen.«
    »Aber Alice erhob ihre Hand und rief mit lauter Stimme. Hört auf zu weinen. Dies ist nicht die Zeit für Tränen. Dies ist eine Zeit zu jubeln und die Erde zu feiern, denn heute haben wir unsere Freiheit gepflanzt! Dann machten wir gemeinsam weiter, rissen die Straßen auf, während die Autofahrer sich zurückzogen, errichteten Barrikaden auf den Autobahnen, zerstörten die Türen der verschlossenen Lagerhäuser. Und alle, die die Stewards unterstützt hatten, flohen nach Süden, nicht ohne unterwegs alles zu stehlen, was sie mitnehmen konnten. Und wir, die zurückblieben, legten Samen, beschützten unsere Wasserquellen in den Tälern und in den Bergen, und die Stewards zogen sich zurück, um uns auszuhungern.«
    »Wir waren hungrig, sehr hungrig, während wir eine lange Zeit darauf warteten, daß die Samen aufgingen, und die Pflanzen wuchsen. Wir beteten um Regen und wir tanzten die alten heiligen Bittänze um Regen. Es war ein langer trockener Sommer. Wir hatten geschworen, unseren Kindern zuerst Essen zukommen zu lassen, von dem, was wir hatten und zu teilen, was da war und so wurde das Essen, das wir teilten, für uns heilig, und auch Wasser, Luft und Feuer wurden uns heilig.«
    »Wenn etwas heilig ist, kann es nicht verkauft oder gekauft werden. Es ist unbezahlbar. Man darf nichts tun, das ihm schaden könnte, denn damit schadet man sich nur selbst. Was heilig ist, wird zum Maßstab, an dem alles gemessen wird.«
    Maya holte tief Luft: »Und dies ist unser Maßstab und unser Eid an den lebenspendenden Regen: Wir werden keine Verschwender, sondern Heiler sein.«
    Maya richtete sich hoch auf: »Merkt euch diese Geschichte. Merkt euch, daß eine Tat die Welt verändern kann. Wenn du die feuchte Erde umdrehst und deinen Abfall dem Kreislauf des Verwesens anvertraust, und Samen in die Furche legst, bedenke, daß du deine eigene Freiheit mit deinen eigenen Händen pflanzt. Mögen wir niemals hungern! Que nunca tengamos hambre!«
    »Mögen wir
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