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Das fremde Gesicht

Titel: Das fremde Gesicht
Autoren: Mary Higgins Clark
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Schlepptau bat Meghan mehrere Mütter in Interviews darum, etwas aus ihrer persönlichen Erfahrung mit künstlicher Befruchtung mitzuteilen.
    Eine von ihnen, die sich mit ihren drei attraktiven Sprößlingen vorstellte, berichtete: »Sie haben vierzehn Eier befruchtet und drei verpflanzt. Eins davon führte zur Schwangerschaft, und da ist er also.« Sie lächelte auf ihren älteren Sohn herab. »Chris ist jetzt sieben. Die anderen Embryos wurden kältebehandelt, mit anderen Worten: eingefroren. Ich bin vor fünf Jahren wieder hergekommen, und Todd ist das Ergebnis. Dann hab’ ich’s letztes Jahr nochmals versucht, und Jill ist drei Monate alt. Einige der Embryos haben das Auftauen nicht überlebt, aber ich habe noch zwei tiefgekühlte Embryos im Labor. Falls ich je für ein weiteres Kind die Zeit finden sollte«, fügte sie lachend hinzu, als der Vierjährige plötzlich davonschoß.
    »Haben wir jetzt genug, Meghan?« fragte Steve. »Ich würde gern noch das letzte Viertel vom Spiel der Giants mitkriegen.«
    »Laß mich noch mit einer Mitarbeiterin hier reden. Ich hab’ die Frau beobachtet. Sie scheint jeden beim Namen zu kennen.«
    Meg ging zu der Frau hinüber und warf einen Blick auf ihr Namensschildchen. »Dürfte ich Sie für einen Moment sprechen, Frau Dr. Petrovic?«
    »Aber sicher.« Frau Petrovics Stimme hatte einen angenehmen Tonfall, mit einem leichten Akzent. Sie war von durchschnittlicher Größe, mit braunen Augen und vornehmen Gesichtszügen. Sie erschien eher höflich als freundlich. Und doch hatte sie, wie Meg bemerkte, eine Traube von Kindern um sich geschart.
    »Wie lange sind Sie schon an der Klinik, Frau Dr. Petrovic?«
    »Im März werden es sieben Jahre. Ich bin die Embryologin, die das Labor unter sich hat.«
    »Könnten Sie uns etwas dazu sagen, was Sie diesen Kindern gegenüber fühlen?«
    »Ich fühle, daß jedes von ihnen ein Wunder ist.«
    »Danke, Frau Dr. Petrovic.«
    »Wir haben genug im Kasten«, sagte Meg zu Steve nach der Befragung von Mrs. Petrovic. »Ich will aber noch eine Einstellung von dem Gruppenfoto. Sie versammeln sich gleich alle dafür.«
    Das alljährliche Foto wurde draußen auf dem Rasen vor der Villa aufgenommen. Es gab das übliche Durcheinander, das damit einhergeht, Kinder vom Krabbelalter bis zu neun Jahren in Reih und Glied zu bekommen, in der letzten Reihe die Mütter mit Säuglingen auf dem Arm, flankiert vom Klinikpersonal.
    Es war ein wunderbarer Altweibersommertag, und als Steve die Kamera auf die Gruppe einstellte, kam Meg der flüchtige Gedanke, daß jedes einzelne der Kinder gut gekleidet und zufrieden aussah. Warum auch nicht? dachte sie. Sie waren alle ausgesprochene Wunschkinder.
    Ein Dreijähriger rannte von der vordersten Reihe zu seiner schwangeren Mutter, die nicht weit von Meghan stand. Goldblond, mit blauen Augen und einem süßen, scheuen Lächeln, warf er seine Arme um die Knie seiner Mutter.
    »Mach mal ’ne Aufnahme davon«, forderte Meghan Steve auf.
    »Er ist hinreißend.« Steve richtete die Kamera auf den Kleinen, während seine Mutter ihm gut zuredete, zu den anderen Kindern zurückzukehren.
    »Ich bin direkt hier, Jonathan«, beruhigte sie ihn, als sie ihn wieder in die Reihe eingliederte. »Du kannst mich sehen. Ich versprech’ dir, ich gehe nicht weg.« Sie kehrte dorthin zurück, wo sie vorher gestanden hatte.
    Meghan ging zu ihr hinüber. »Würden Sie mir vielleicht ein paar Fragen beantworten?« sagte sie und hielt das Mikrofon hoch.
    »Gerne.«
    »Sagen Sie uns bitte, wie Sie heißen und wie alt Ihr kleiner Junge ist?«
    »Ich heiße Dina Anderson, und Jonathan ist fast drei.«
    »Ist das Baby, das Sie erwarten, auch ein Resultat künstlicher Befruchtung?«
    »Ja, genaugenommen ist er Jonathans eineiiger Zwilling.«

    »Eineiiger Zwilling?!« Meghan wußte, daß man ihr die Überraschung anhören konnte.
    »Ich weiß, es klingt unmöglich«, sagte Dina Anderson gutgelaunt, »aber genauso ist es. Es kommt äußerst selten vor, aber ein Embryo kann sich im Labor genauso teilen, wie er das im Mutterleib tun würde. Als wir erfuhren, daß sich eins der befruchteten Eier geteilt hatte, beschlossen mein Mann und ich, daß ich versuchen würde, jeden Zwilling einzeln zur Welt zu bringen. Wir hatten das Gefühl, für sich alleine würde jeder der beiden eine bessere Überlebenschance in meinem Schoß haben, und außerdem ist es praktisch so. Ich hab’ einen anspruchsvollen Job, und ich hätte wirklich nicht gern zwei Säuglinge bei
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