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Das fremde Gesicht

Titel: Das fremde Gesicht
Autoren: Mary Higgins Clark
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gefehlt. Wie kann ich dir helfen? War es das, womit sie am besten anfing?
    Sie folgte Phillips Wagen um die baufälligen Gebäude herum. Er hielt an, stieg aus seiner Limousine, kam herüber und öffnete die Wagentür für Meg.
    Meg blickte zu ihm hoch. »Wo ist Dad?« fragte sie. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, die jetzt aufgesprungen und trocken wirkten.
    »Er ist ganz in der Nähe.« Sein Blick heftete sich auf sie.
    Die schroffe Art seiner Antwort war es, die ihr auffiel.
    Er ist so nervös wie ich, dachte sie, während sie ausstieg.

    58
    Victor Orsini hatte vereinbart, um drei Uhr John Dwyers Amtszimmer im Gerichtsgebäude von Danbury aufzusuchen. Die Kriminalbeamten Weiss und Marron waren anwesend, als er eintraf. Eine Stunde später konnte er aus ihren unbewegten Gesichtern noch immer nicht schließen, ob sie dem, was er ihnen mitzuteilen hatte, irgendwelche Bedeutung beimaßen.
    »Also, noch mal von vorne«, sagte Dwyer.
    »Ich hab’s jetzt bereits x-mal wiederholt«, schnauzte Victor.
    »Ich möchte es noch einmal hören«, sagte Dwyer.
    »Schon gut, schon gut. Edwin Collins hat mich von seinem Autotelefon aus am achtundzwanzigsten Januar abends angerufen. Wir haben ungefähr acht Minuten miteinander geredet, bevor er das Gespräch abbrach, weil er auf der Auffahrt zur Tappan Zee Bridge war und die Fahrbahn sehr glatt war.«
    »Wann sagen Sie uns endlich, worüber Sie geredet haben?« forderte Weiss. »Was hat acht Minuten gedauert, um besprochen zu werden?«
    Genau diesen Teil seines Berichts hatte Victor gehofft elegant umgehen zu können, aber er begriff, daß man ihm keinen Glauben schenken würde, wenn er nicht die ganze Wahrheit erzählte. Widerwillig gestand er: »Ed hatte ein oder zwei Tage vorher herausgefunden, daß ich einem unserer Konkurrenten einen Tip zu Positionen gegeben hatte, die demnächst bei unseren Hauptkundenfirmen zu haben waren. Er war total empört und hat verlangt, daß ich am nächsten Morgen bei ihm im Büro erscheine.«

    »Und das war ihr letzter Kontakt mit ihm?«
    »Am neunundzwanzigsten Januar hab’ ich um acht in seinem Büro auf ihn gewartet. Ich wußte, daß Ed mich feuern würde, aber ich wollte nicht, daß er auf die Idee kam, ich hätte die Firma um Geld betrogen. Er hatte mir gesagt, falls er Beweise fände, daß ich Provisionen für mich abgezweigt hätte, würde er mich verklagen. Damals dachte ich, daß er Schmiergeld meinte. Jetzt aber glaube ich, daß er sich dabei auf Helene Petrovic bezog. Ich glaube nicht, daß er irgendwas von ihr wußte, aber dann muß er etwas herausgekriegt und gedacht haben, ich wollte ihn reinlegen.«
    »Wir wissen, daß das Honorar für ihre Vermittlung an die Manning Clinic aufs Firmenkonto geflossen ist«, sagte Marron.
    »Das kann er nicht gewußt haben. Ich hab’ nachgeschaut und herausgefunden, daß der Betrag absichtlich unter dem Honorar für die Vermittlung von Dr. Williams versteckt worden ist. Offenbar sollte Edwin nie etwas über Mrs. Petrovic herausfinden.«
    »Wer hat dann Mrs. Petrovic der Klinik empfohlen?«
    fragte Dwyer.
    »Phillip Carter. Er muß es gewesen sein. Als vor fast sieben Jahren am einundzwanzigsten März der Brief mit der Beglaubigung ihrer Unterlagen rausging, war ich erst seit kurzer Zeit bei Collins and Carter. Ich hatte noch nie etwas von dieser Frau gehört, als sie vor knapp zwei Wochen ermordet wurde. Und ich würde mein Leben darauf wetten, daß Ed auch nichts von ihr wußte. Er war damals Ende März außer Haus, einschließlich des einundzwanzigsten März.«
    Er schwieg kurz. »Wie ich Ihnen schon gesagt habe, als ich die Zeitung sah, in der der Brief mit seiner angeblichen Unterschrift abgedruckt war, da wußte ich, daß es eine Fälschung ist.«
    Orsini deutete auf das Blatt Papier, das er Dwyer gegeben hatte. »Bei seiner früheren Sekretärin, die eine Perle war, hatte Ed es sich angewöhnt, ihr einen Stapel unterschriebener Firmenbriefbögen dazulassen, die sie verwenden konnte, wenn er etwas per Telefon diktieren wollte. Er hat ihr völlig vertraut. Dann ging sie in den Ruhestand, und Ed war von ihrer Nachfolgerin, Jackie, nicht sonderlich angetan. Ich weiß noch, wie er die unterschriebenen Bögen zerriß und mir erklärte, von jetzt ab wolle er alles sehen, was mit seiner Unterschrift hinausging. Auf den Blättern mit dem Briefkopf unterschrieb er immer auf derselben Stelle, die seine langjährige Sekretärin mit Bleistift markiert hatte: fünfunddreißig Zeilen von oben
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