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Das Fluestern des Todes

Das Fluestern des Todes

Titel: Das Fluestern des Todes
Autoren: Kevin Wignall
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solltet schlafen. Morgen könnte ein harter Tag werden.« Er konnte an ihren Gesichtern ablesen, was in ihren Köpfen vor sich ging: dass morgen wohl kaum Schlimmeres passieren konnte als das, was sie in den letzten Stunden durchgemacht hatten.
    Auszuschließen war aber selbst das nicht, und Lucas fühlte sich gar nicht wohl bei der Vorstellung, was noch vor ihnen liegen mochte. Er hatte auch keine Erfahrung darin, mit Menschen umzugehen, die kurz vor dem Zusammenbruch waren – ja, er war sich nicht einmal sicher, ob er überhaupt noch mit anderen Menschen klarkam.
    Er stellte den Fernseher aus und setzte sich in einen kleinen Lehnstuhl, der in einer Zimmerecke stand – wohl der rührende Versuch des Hotels, die Ausstattung größerer und teuerer Hotels zu imitieren. Ella schaute ihn an und sagte schließlich: »Wir haben nicht mal die notwendigsten Sachen dabei.«
    »Ich weiß.« Es war lustig, wie fixiert die Leute auf Kleinigkeiten sein konnten. Eine Zahnbürste oder frische Unterwäsche schienen plötzlich wichtiger zu sein als die Tatsache, dass zwei Killer sie gerade kidnappen oder umbringen wollten. »Es ist ja nur für eine Nacht.«
    »Haben Sie vielleicht etwas Zahnpasta dabei?«
    »Klar.« Er ging zu seiner Tasche, holte die Zahnpasta heraus und gab sie ihr.
    »Danke.« Sie verschwand im Bad, und Lucas holte sein Buch heraus, bevor er wieder im Lehnstuhl Platz nahm.
    Chris saß noch immer am Fuß des Bettes. Er zog sich die Schuhe aus und tat das so langsam und umständlich, als sei er plötzlich um fünfzig Jahre gealtert. Lucas ignorierte ihn, wandte sich seinem Buch zu und las die zuletzt gelesenen Seiten noch einmal, um wieder in die Geschichte zu finden.
    Und er bemühte sich, nicht aufzusehen, als Ella wieder ins Zimmer kam. Sie hatte sich bis auf die Unterwäsche ausgezogen und trug ihre sorgsam gefaltete Kleidung auf dem Arm. Und doch musste er unwillkürlich auf ihren Po schauen, auf die eleganten Kurven ihrer Hüften und Taille und die knappe schwarze Unterwäsche.
    Sie legte ihre Kleidung neben dem Bett ab, kroch unter die Decke und legte dann auch ihre Unterwäsche auf den Stapel. Lucas schaute verstohlen auf das hauchdünne Nichts, das den nackten Körper, der da unerreichbar unter der Decke lag, nur noch verlockender zu machen schien.
    Möglicherweise hatte ihn Chris dabei beobachtet, denn er stand plötzlich auf und starrte Ella verständnislos an – vielleicht irritiert von der Tatsache, dass sie keine Hemmungen hatte, vor einem Fremden halb nackt durchs Zimmer zu laufen. Er zog seine Schuhe wieder an.
    Lucas legte das Buch zur Seite. »Was hast du denn vor?«
    Er zog seine Schnürsenkel zu und sah Lucas trotzig an.
    »Ich brauch frische Luft. Ich geh mal vor die Tür.«
    Ella hob den Kopf und schaute in Erwartung einer Reaktion zu Lucas hinüber. Chris schien wild entschlossen, gegen jede Vernunft das Zimmer zu verlassen. Lucas hatte die Hoffnung, dass Ella ihn von seinem Vorhaben abbringen würde, aber sie schwieg – wohl weil sie ebenfalls spürte, dass alle Einwände sinnlos waren.
    Natürlich hätte es noch andere Möglichkeiten gegeben, ihn von seinem Plan abzubringen, aber Lucas hielt sie in dieser Situation nicht für angemessen. Letztlich war er selbst schuld, weil er diesen Job überhaupt angenommen hatte. Personenschutz und Babysitting waren nicht gerade das, auf das er spezialisiert war. Aber hier war er nun mal, ein Hai unter Delfinen, der brav durch den Ring sprang, aber letztlich niemanden täuschen konnte.
    »Gib mir dein Handy.« Chris griff in seine Hosentasche und warf das Handy demonstrativ aufs Bett – ein kindisches Verhalten, das er umgehend bereute.
    Er schaute Lucas durchdringend an und sagte: »Ich werd nicht lang weg sein. Ich brauch einfach frische Luft.«
    Lucas nickte.
    »Mach keine Dummheiten. Ruf niemanden an, sprich mit keinem ein Wort. Wenn du zurückkommst, klopf einmal an der Tür und sag: ›Craig hier‹.«
    »In Ordnung.« Er drehte sich zu Ella und sagte: »Kommst du klar?«
    Sie ließ ihren Kopf aufs Kissen sinken und sagte: »Ich werd’s überleben, aber wie er gesagt hat: Mach keine Dummheiten, Chris.«
    Er ging wortlos hinaus. Lucas stand auf und verriegelte die Tür. Als er sich wieder setzte, sagte Ella: »Tut mir leid wegen Chris.« Er wollte ihr sagen, dass alles okay sei und sie sich um ihn keine Sorgen zu machen brauchte, spürte aber, dass es nicht das war, was sie hören wollte.
    »Und wie geht’s dir?«
    »Könnte besser sein.« Sie
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