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Das Flüstern der Toten (German Edition)

Das Flüstern der Toten (German Edition)

Titel: Das Flüstern der Toten (German Edition)
Autoren: Darynda Jones
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versuchte ich, Neil Gossett im Gefängnis zu erreichen, aber er war nicht da. Dann versuchte ich es bei der Langzeitpflegeeinrichtung, doch dort erklärte mir eine gestresste Empfangsdame, dass sie am Telefon keine Patienteninformationen herausgeben dürfe. Dann kam Onkel Bob dran, aber der ging nicht ans Telefon. Im Büro der Richterin, die sich mit der einstweiligen Verfügung befasste, beschied man mir, der Vorgang sei inzwischen beim Gericht von Santa Fe gelandet.
    Langsam geriet ich in Panik. Was, wenn wir mit der einstweiligen Verfügung keinen Erfolg hatten? Was, wenn das Gericht den Antrag abschlägig beschied?
    Um zwei Minuten vor zwei hielt ich vor der Pflegeeinrichtung inmitten blinkender Blaulichter. Es herrschte helle Aufregung. Mein Herz raste. Vielleicht war in der Einrichtung ja etwas passiert, wodurch der Staat sein Vorhaben nicht in die Tat umsetzen konnte. In dem Fall würde der Tod von Reyes Farrow auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden.
    Da entdeckte ich Onkel Bobs SUV mit der eingedellten Stoßstange. Was um alles in der Welt tat er hier? Kaum hatte ich Misery eingeparkt, riss ich auch schon die Tür auf.
    »Dein Handy funktioniert wieder nicht«, rief Onkel Bob und streckte mir eine Hand hin.
    »Im Ernst?« Ich griff mit einer Hand zu, während ich mit der anderen mein Handy aus der Handtasche angelte. »Ich hab dich eben angerufen.« Keine Frage: Ich benötigte dringend einen neuen Akku. Am besten einen atomgetriebenen, der zwölf Jahre hielt, ohne dass ich davon einen Hirntumor bekam.
    »Ich hab dich vorhin im Büro zu erreichen versucht«, berichtete er, während ich wankend aus dem Wagen kletterte. Er hörte sich seltsam an. Besorgt.
    »Und ich habe dich von unterwegs angerufen. Du bist nicht drangegangen. Was ist denn los?« Wie ein kalter Schauer kroch mir eine Vorahnung den Rücken hinauf. Ubie verhielt sich merkwürdig. Was nicht heißen sollte, dass er sich sonst nie merkwürdig benahm. Jetzt aber verhielt er sich noch seltsamer.
    Er warf Miserys Tür zu und führte mich zwischen zahllosen Polizisten und Krankenhausangestellten hindurch.
    »Onkel Bob«, sagte ich hinter ihm und strengte mich an, mit ihm Schritt zu halten, »ist irgendwas mit Reyes?«
    »Der Antrag auf einstweilige Verfügung wurde abgelehnt«, antwortete er über die Schulter.
    Ich blieb abrupt stehen. Während in meinem Kopf hundert Szenarien abspulten, hielt ich fassungslos den Atem an. Würde er hinübergehen, wenn man die Maschinen ausschaltete? Würde er bleiben? Konnte es nach seinem Tod noch eine Beziehung zwischen uns geben? Womöglich wachte er ja auf, wenn er von den Apparaten abgekoppelt wurde. Womöglich ging es ihm dann prima. Vor lauter Sehnsucht nach einem Happy End hoffte ich auf das Unmögliche.
    Onkel Bob blieb stehen und drehte sich zu mir um. »Charley«, sagte er auf eine Art, dass ich sofort Gewehr bei Fuß stand. »Hast du mir alles gesagt, was du über Reyes Farrow weißt?«
    Irgendwas stimmte hier nicht. Meine Intuition schlug Alarm. »Worauf willst du hinaus?«
    »Darauf, dass du mir erzählt hast«, er beugte sich vor und senkte die Stimme, »dass er ein übernatürliches Wesen ist. Ich dachte, du meinst damit, dass er wie du ist. Und nicht, dass er, na ja, über-übernatürlich ist.«
    Oh, mein Gott , war alles, was ich noch denken konnte. Wieso wollte Onkel Bob so etwas von mir wissen? Aber sicher ging es Reyes gut, wenn Ubie über-übernatürliche Phänomene am Werk sah. »Warum fragst du?«
    »Charley«, sagte er in drohendem Ton, und mein Puls ging schlagartig in die Höhe. Dann packte er meinen Arm und machte sich wieder daran, uns durch den Menschenauflauf zu dirigieren.
    »Was ist passiert?«, fragte ich mit Hoffnung in jeder Silbe. Reyes musste am Leben sein. Es musste irgendein Wunder geschehen sein. Warum sollte Ubie mir sonst so eine Frage stellen? Warum sollten all diese Leute sonst hier sein?
    »Ich weiß es nicht, Charley«, gab er zurück. Seine Stimme triefte vor Sarkasmus. »Niemand weiß das, Charley. Vielleicht kannst du uns erklären, wie ein Mann einfach so vom Erdboden verschwinden kann.«
    »Was?« Damit kamen die Dinge erneut zum Stillstand. »Wovon redest du überhaupt?«
    Onkel Bob drehte sich zu mir um. »Da ich wusste, wie viel dir daran gelegen ist, kam ich her, um persönlich mit der Richterin zu reden. Was allerdings nichts gebracht hat, da er wirklich hirntot war und der Staat ein Vermögen ausgab, um ihn am Leben zu erhalten, hatte sie keine
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