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Das Flüstern der Stille

Das Flüstern der Stille

Titel: Das Flüstern der Stille
Autoren: Ivonne Senn Heather Gudenkauf
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dich, die Geschichte wieder und wieder zu erzählen. Und du tust es. Du wiederholst die Geschichte, und sie fragen dich, ob dir dieser Lucky auch irgendetwas angetan hat, und du sagst: „Nein, es war Petra, er hat Petra wehgetan.“
    Endlich kommt Rose ins Zimmer und sagt den Polizisten, dass es jetzt genug sei, dass wir beide unseren Schlaf brauchen. Wir schlafen aber nicht, oder? Wir haben beschlossen, auf Mom zu warten, aber sie ist bisher nicht gekommen. Du bist so aufgeregt, weil du ihr endlich zeigen möchtest, dass du wieder sprechen kannst, und du plapperst in einem fort, ich glaube, einfach nur, um deine eigene Stimme zu hören, zu lauschen, wie sie nach so vielen Jahren klingt. Der Klang deiner Stimme überrascht auch mich. Sie klingt älter, natürlich, aber auch … ich weiß nicht, klüger. Nein, das ist es nicht. Weiser, ja, das trifft es. Du klingst weise. Und ich glaube, du bist es auch. Ich frage dich, ob du glaubst, dass Dad mir je verzeihen wird, was ich über ihn gedacht und dass ich ihn geschlagen habe. Du sagst „Nein“, so leise, dass ich dich kaum hören kann. „Nein“, sagst du, „aber sei nicht traurig. Er war nicht er selbst da oben.“ Du hörst kurz auf zu sprechen und änderst dann deine Meinung. „Er war er selbst da oben, aber du musst trotzdem nicht traurig sein, du hast uns gerettet.“
    Darüber muss ich lächeln. Dass du denkst, ich hätte dich und Petra gerettet. Vielleicht habe ich das ja auch. Ich denke, ich werde es nie wissen. Es ist schön, hier bei dir zu sitzen; wir wissen nicht, was als Nächstes mit Dad passiert, aber ich nehme an, alles wird gut werden. „Was willst du gucken, Calli?“, frage ich dich, und du antwortest mir, genauso wie es sein soll.

Deputy Sheriff Louis
    Ich fahre nicht nach Hause. Mein Haus ist leer, jetzt, da Christine und Tanner fort sind. An einem einzigen verrückten Tag habe ich meine Frau und meinen Sohn verloren. Ich finde mich an meinem Schreibtisch im Revier wieder, wo ich meinen Bericht schreibe und versuche, kein Detail zu vergessen. Als Deputy Sheriff habe ich schon eine Menge gesehen; die Nachwirkungen von Selbstmorden, explodierte Drogenlabore, ich habe Frauen gesehen, die von ihren Männern geschlagen wurden und trotzdem zu ihnen zurückkehrten, um sich noch mehr Prügel abzuholen. Das bringt mich zu Toni, die bei Griff geblieben ist, obwohl er offensichtlich nur Schwierigkeiten gemacht und sich nicht richtig um sie gekümmert hat, nicht so zumindest, wie ich es getan hätte. Aber es ist etwas ganz anderes zu sehen, wie jemand, den man in- und auswendig kennt, kurz davorsteht, getötet zu werden. Nichts hat mich auf diese Situation vorbereitet. Trotz meiner guten Ausbildung, meiner in langen Jahren gemachten Erfahrungen war ich nicht darauf gefasst, den Lauf einer Waffe an die Schläfe des Mädchens gedrückt zu sehen, das ich das erste Mal gesehen habe, als es auf einem Schlitten einen Hügel hinunterraste, und wir gerade mal sieben Jahre alt waren. Vielleicht ist es ein Geschenk, dass ich nicht derjenige war, der Griff erschossen hat. Vielleicht kann ich jetzt hingehen und helfen, die Stücke von Tonis bisherigem Leben zusammenzuklauben. Wieder da anfangen, wo wir vor so vielen Jahren aufgehört haben. Vielleicht ist das hier meine zweite Chance mit ihr. Ich war es nicht, der ihren Mann erschossen hat. Aber wird Toni das auch so sehen, und Calli und Ben?
    Vielleicht bin ich nicht besser, als Griff es war. Er hat seine Familie für den Alkohol aufgegeben, und es sieht so aus, als hätte ich meine Familie ebenfalls aufgegeben. Aber bei mir war es wegen einer Frau, mit der ich aufgewachsen bin, eine, die ich niemals richtig habe gehen lassen können. Also wer ist am Ende der größere Schuft? Griff oder ich? Ich glaube, das ist eine Frage, die ich mir nicht zu genau ansehen will, eine Frage, ohne deren Antwort ich sehr gut leben kann.
    Als Toni und ich in der dritten Klasse waren, sind wir in den Willow Creek Woods wandern gegangen. Nur wir beide, ganz unschuldig, als ein Junge noch mit einem Mädchen befreundet sein konnte, ohne von seinen Mitschülern gehänselt zu werden. Es war ein frischer Frühlingstag, das Licht der Sonne schien schon hell, ließ aber die Wärme noch vermissen. Toni trug ein altes Sweatshirt ihres Bruders und Winterstiefel. Wir gingen über die Lone Tree Bridge, suchten uns vorsichtig unseren Weg über den dünnen Baumstamm, der über den Willow Creek gefallen war, hielten uns an den Händen und gaben uns
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