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Das Flüstern der Stille

Das Flüstern der Stille

Titel: Das Flüstern der Stille
Autoren: Ivonne Senn Heather Gudenkauf
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musste eine Entscheidung treffen. Sie müssen den Druck mildern, der auf ihrem Gehirn lastet. Ich habe zugestimmt.“
    „Das war völlig richtig, Fielda. Ich bin bald bei dir. Ich muss mich hier noch um ein paar Dinge kümmern, aber dann komme ich, so schnell es geht, zu dir. Ich hätte von Anfang an mit dir gehen sollen. Es tut mir so leid, Fielda, es tut mir so leid.“ Am anderen Ende der Leitung herrscht kurzes Schweigen.
    „Martin“, setzt Fielda vorsichtig an. „Du hast doch nicht etwas getan, was du bereuen wirst, oder?“
    Ich denke an Antonia da draußen im Wald mit dem verzweifelten, traurigen Mann und sage: „Ich hoffe nicht.“
    Sie seufzt und sagt mir, dass sie mich liebt, egal, was passiert ist, und dass ich mich beeilen und zu ihr nach Iowa City kommen soll.
    Als wir am Mercy Hospital ankommen, werde ich in die Notaufnahme gerollt, während ein Officer neben mir herläuft und mit mir spricht. „Nachdem Sie durchgecheckt worden sind, müssen wir Sie befragen, Sir.“
    „Ja, Sir“, antworte ich und schließe meine Augen, denke an Calli und Ben Clark, die irgendwo hier über mir in einem Zimmer liegen und darauf warten, dass ihre Mutter zu ihnen zurückkommt. Wie kann ich ihnen erklären, was passiert ist, was ich getan habe, falls ihre Mutter nicht zurückkehrt?

Deputy Sheriff Louis
    Fitzgerald und ich brechen durch das Unterholz, versuchen, uns leise zu bewegen, aber es misslingt uns kläglich. Der Wald ist schwarz wie Asphalt. Der Mond und die Sterne werden von der Nacht verschluckt und helfen wenig, unseren Weg zu beleuchten.
    „Jesus“, flucht Fitzgerald. „Wir werden sie niemals finden.“
    „Doch, das werden wir. Griff kennt sich hier nicht so gut aus, aber Toni. Sie wird dafür sorgen, dass sie auf dem Weg bleiben.“
    „Das kann ich nur hoffen“, murmelt er.
    Ich führe Fitzgerald durch das Gebüsch, langsam, vorsichtig. Ich will nicht über Griff und Toni stolpern und ihn in Panik versetzen. Schnell kommen wir an eine lichtere Stelle, wo der Wald sich mit dem Pfad kreuzt, und wir beide kneifen unsere Augen zusammen und blinzeln in die Dunkelheit. Doch wir sehen nichts. So leise wir können, schleichen wir uns den Weg entlang. Ab und zu treten Fitzgerald oder ich auf einen Zweig, und das Knacken des Holzes lässt uns jedes Mal innehalten und angespannt die Gegend absuchen. Es beschämt mich, dass Fitzgerald in besserer Form ist als ich, und ich muss mich anstrengen, um vor ihm zu bleiben. Nach einigen Minuten, in denen wir uns bergauf gemüht haben, höre ich nur noch meinen eigenen Atem, und Fitzgerald stoppt mich, indem er an meinem Ärmel zieht.
    „Hören Sie mal“, macht er mich aufmerksam. Langsam werden die Stimmen deutlicher, eine männliche, eine weibliche – eine wütend und eine gequält. Das sind sie. Ich nicke Fitzgerald zu, um ihm zu zeigen, dass ich es auch gehört habe, und langsam und sehr leise schleichen wir weiter. Wir müssen Toni und Griff beobachten, ohne dass sie es merken, um die Situation einschätzen zu können und zu bestätigen, dass Griff eine Waffe hat.
    In kleinen Schritten arbeite ich mich auf dem Weg voran, achte darauf, dass Fitzgerald in meiner Nähe ist, halte alle paar Meter an, um zu lauschen. Es dauert nicht lange, bis ich Griff brüllen höre: „Halt den Mund, halt den Mund!“, gefolgt von Tonis panischen Schreien. Millimeter für Millimeter schiebe ich mich weiter, zwinge mich zu kontrollierten, langsamen Bewegungen, da ich ihnen nicht zu früh verraten will, dass ich da bin. Im silbernen Licht des Mondes sehe ich Griff, der Toni gegen einen Baum drückt, sein Mund an ihrem Ohr. Wenn ich nicht die Waffe in Griffs Hand sehen würde, sähe es aus wie ein ganz normales Paar, das sich umarmt. Und wären da nicht Tonis klägliche Schluchzer, die mir in den Ohren klingen. Weiter den Weg hinab sehe ich Fitzgerald, der sich mit gezogener Waffe näher an die beiden heranschleicht. Ich ziehe meine Pistole ebenfalls und trete hinter einen Baum.
    Fitzgerald ruft: „Polizei! Legen Sie die Waffe nieder.“ Sie scheinen ihn nicht zu hören.
    „Oh mein Gott. Du warst es, du warst es“, heult Toni auf.
    „Nein, nein, ich war es nicht!“, jammert Griff. „Ich habe dem Mädchen nichts getan!“ Er drückt seine Hand gegen Tonis Kehle, und ich gehe in die Knie und ziele auf ihn. Er ist zu nah an ihr dran.
    „Nein“, weint Toni, ihre Worte sind schwer zu verstehen. „Calli, Calli. Deinetwegen spricht sie nicht mehr.“
    „Lass die Waffe fallen,
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